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Berlin: Auf Paulus’ Spuren

Die Luisenkirche hat einen neuen Jugendpfarrer

Wenn eine Gemeinde einen neuen Jugendpfarrer bekommt: Wie sollte der sein? Anfang 30 vielleicht und möglichst flippig, damit er die jungen Gemeindemitglieder und deren Sorgen versteht? Sollte er ihre Sprache sprechen, mit „cool“ und „krass“ und „Was geht ab“? Nein, das ist alles nicht nötig. Peter Paul Wentz, der neue Jugendpfarrer der Charlottenburger Luisenkirche, ist bereits 50, sein Haar schon etwas angegraut. Und wenn er predigt, benutzt er Wörter wie „malade“ und „halbseiden“. Trotzdem hören ihm die 90 Gottesdienstteilnehmer von Anfang bis Ende zu, die Jungen wie die Alten. Weil der Mann etwas zu sagen hat: Heute geht es um die berühmten inneren Werte, die doch angeblich so viel Wert sind. In der Bibel heißt es dazu: „... da wir nicht schauen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig“ (Korintherbrief 4, 16–18).

Leicht gesagt, gibt der Pfarrer zu. Nur leider gehe es in der Realität meistens ganz anders zu: „Wer bestimmten Vorstellungen und Idealen in punkto Äußerem nicht entspricht oder wenigstens nahekommt, wird gnadenlos abserviert.“ Und gelte als „mega-out“. Das sagt Wentz mit viel Ironie in der Stimme. Dann spricht er über den Druck, der auf denen lastet, die optisch aus der Reihe tanzen. Und wie manche versuchen, sich anzupassen: durch Cremes, Duftwässerchen, modische Kleidung, teure Operationen.

Dass man sich als Außenseiter auch ohne Anpassung durchsetzen kann, will Peter Paul Wentz am Beispiel des Apostels Paulus verdeutlichen: Der sei damals in Korinth nur einer von unzähligen Glaubensverkündern in der Stadt gewesen – die meisten davon sehr attraktiv und „immer das Blaue vom Himmel“ versprechend. Doch ausgerechnet Paulus, „diesem kränkelnden Trauerkloß“, seien die Leute gefolgt. Und zwar gerade deshalb, weil er anders war: „Er trat eben nicht in Schönheit, Redegewandtheit und Geschäftssinn mit den anderen in Konkurrenz.“ Das habe Vertrauen geschaffen, und das gleiche Prinzip gelte auch heute noch.

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