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Berlin: Auf Streife in der Hansestadt

Die ersten Berliner Nachwuchspolizisten haben gestern ihren Dienst in Hamburg aufgenommen

Die ersten Berliner Nachwuchspolizisten, die vom Land nicht übernommen werden, haben gestern den Dienst in Hamburg aufgenommen. Aufgrund der Sparmaßnahmen des Berliner Senates hatten sie nur wenig Aussichten, in die Berliner Polizei übernommen zu werden, und haben deshalb dem Werben des Hamburger Innensenators Ronald Schill nachgegeben. Weitere rund 30 angehende Polizisten erwartet man in der Hansestadt im Dezember.

Vereidigt habe man die beiden Polizisten bereits, teilte der Sprecher der Hamburger Innenbehörde, Hartmut Kapp, dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Auch eine Wohnung hätten die angehenden Beamten mit Unterstützung der Polizeibehörde bereits gefunden, derzeit kümmerten sie sich um ihren Umzug, so Kapp. In der kommenden Woche sollen sie in ihre zukünftigen Aufgabenbereiche und in die Regelungen des Hamburger Polizeirechts eingewiesen werden. Wie alle Hamburger Polizeischüler werden sie erstmal für zwei Jahre bei der Bereitschaftspolizei Dienst tun. Neben geschlossenen Einsätzen wie bei Demonstrationen oder Fußballspielen wird die Bereitschaftspolizei in der Hansestadt auch zum Objektschutz und im Rahmen des regulären Revierdienstes eingesetzt.

Insgesamt haben sich nach Kapps Angaben bisher 686 Polizeischüler aus Berlin nach Hamburg beworben. Mit 529 von ihnen wurden schon Einstellungsgespräche geführt. Dass hiervon bislang nur 287 der interessierten Berliner Polizeiauszubildenden eine verbindliche Einstellungszusage bekommen haben, begründet Kapp damit, dass diese Zusagen vorerst nur an solche Azubis vergeben worden seien, die ihre Ausbildung in Berlin bis spätestens Ende 2003 beenden. Während sich die Hamburger Innenbehörde damit verpflichtet hat, ihr Arbeitsplatzangebot aufrechtzuerhalten, können die zukünftigen Polizeibeamten und -beamtinnen ihre Entscheidung bis zum letzten Moment auch wieder ändern, falls sich ihnen doch noch eine Job-Chance bei der Berliner Polizei bieten sollte. Diese einseitige Verpflichtungserklärung der Hamburger Polizei ist beim Berliner Polizeinachwuchs besonders beliebt.

Wegen seiner offensiven Abwerbungsaktion war Hamburgs Innensenator Ronald Schill erst vor zwei Wochen von der Innenministerkonferenz scharf gerügt worden. In dem offiziellen Schreiben der Länderinnenminister an ihren Kollegen Schill heißt es: „Dieses Vorgehen widerspricht unserer klaren Beschlusslage, nach der der Wechsel von Polizeivollzugsbeamten nur im Einvernehmen mit den abgebenden Dienstherren erfolgt". Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte in der Vergangenheit sogar von „Wilderei“ gesprochen.

Otto Diederichs

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