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In diesem Gebiet muss die Innenstadt gesperrt werden.

© Gitta Pieper-Meyer

Update

Aufatmen in Potsdam: Weltkriegsbombe entschärft

Am heutigen Mittwoch um 11.30 Uhr wurde ein kürzlich gefundener Blindgänger am Potsdamer Hauptbahnhof entschärft. Die Innenstadt rund um den Bahnhof musste evakuiert werden. Wir berichten live, informieren über Sperrungen und liefern Hintergründe.

Wieder ist in Potsdams Innenstadt eine Weltkriegsbombe gefunden worden. Um 8 Uhr am Mittwochmorgen begann die Evakuierung der Innenstadt rund um den Hauptbahnhof. Polizei und Stadtverwaltung kontrollierten, ob alle Betroffenen das Räumungsgebiet verlassen haben.

Um 11 Uhr stand der Sperrkreis, Sprengmeister Mike Schwitzke begann mit der Arbeit. Um 11.30 Uhr gab es dann die Entwarnung: Von der Bombe geht keine Gefahr mehr aus. Auch bei einer Entschärfung kommt es zu einem Knall, die Bewohner sind informiert worden, nicht zu erschrecken. Die DB S-Bahn Berlin meldete umgehend, dass der durchgehende Zugverkehr von und nach Potsdam wieder aufgenommen wurde.

Etwa 9700 Einwohner betroffen

Der Blindgänger war während Bauarbeiten dort gefunden worden, wo die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) entstehen soll. Der ILB-Chef geht davon aus, dass in Zukunft noch weitere Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg auf der Baustelle am Hauptbahnhof auftauchen.

Um 12.30 Uhr wurden die Pflegeheim-Bewohner von der Notunterkunft abgeholt und zurückgebracht. Zur Sicherheit wurden noch mal alle Namen aufgerufen, dann wird eingestiegen. Alle schön nach der Reihe. In der Caféteria im Treffpunkt Freizeit hat man von dem Knall nichts mitbekommen. Die Senioren wurden mit einem Bus zurück ins Pflegeheim gebracht.

Die drei Seniorenwohnheime wurden um 9.30 Uhr geräumt. Etwa 300 Transporte sind von Feuerwehr und Rettungsdiensten gefahren worden. Insgesamt 625 Einsatzkräfte von Stadt, Polizei und Bundespolizei sind unterwegs, um den Sperrkreis zu sichern, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow um 10 Uhr den Reportern der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) vor Ort.

Auch wenn spürbar mehr Autos unterwegs sind, fließt der Straßenverkehr. Die Glienicker Brücke und die Humboldtbrücke sind frei, es gibt keine Staus. Autofahrer werden dennoch gebeten, das Sperrgebiet weiträumig zu umfahren.

In der Innenstadt waren Sirenen der Rettungskräfte zu hören. Von der Evakuierung betroffen sind etwa 9700 Anwohner, der Bahnhof und der Landtag, drei Seniorenheime, drei Schulen, das Schwimmbad am Brauhausberg, das Bildungsforum und sechs Kitas.

Bewohner treffen im Sammelpunkt ein.
Bewohner treffen im Sammelpunkt ein.

© dpa

Um 9.30 Uhr sitzen die untergebrachten Senioren aus dem Pflegeheim gemütlich zusammen, trinken Kaffee und lauschen einem Chor. Einige ältere Damen spielen Rummycub, darunter auch die 77-jährige Edeltraut Schilling. Sie wohnt direkt am Hauptbahnhof und ist schon zum dritten Mal von einer Bombenräumung betroffen. "Es erschüttert einen immer, dass so lange nach dem Krieg noch Bomben gefunden werden", sagte sie PNN Reporterin Jana Haase. Als acht Jahre altes Mädchen hat sie den Bombenangriff auf Dresden miterlebt.

In der Freiland-Notunterkunft schauen viele Potsdamer ganz gebannt auf eine Leinwand, dort wird ein Fernsehbeitrag über eine Bombenentschärfung gezeigt. Die Stadt hat ein Info-Telefon für Fragen zum Sperrkreis eingerichtet: 0331/289 1666.

Schulfrei für viele Potsdamer Kinder

Für einige Potsdamer Schüler hat der Ausnahme-Zustand auch seine gute Seite. Für Schüler der Luxemburg-Grundschule, der Grundschule am Humboldtring und der Lenné-Gesamtschule heißt es heute: schulfrei! Die Schulleitungen haben die Eltern aufgerufen, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Eine Notfallbetreuung gibt es bis 14 Uhr im Bisamkiez 107-111.

Um 9 Uhr kommt im Jugendkulturzentrum Freiland ein Krankentransporter an mit einem Rollstuhlfahrer. Freiland-Chef Dirk Harder hat die Ruhe weg, seit 7.30 Uhr bereitet er alles vor - reine Routine inzwischen. Letztes Mal sei es allerdings voller gewesen.

Um 8.35 Uhr wurde das Pflegewohnstift City-Quartier am Hauptbahnhof evakuiert. Wie die Heimleiterin Jaqueline Schröter sagte, wurden die 105 Bewohner mit Bus in eine Schwesterneinrichtung in der Waldstadt gebracht. Schröter ist inzwischen geübt: "Für uns ist es schon das dritte Mal, mittlerweile läuft´s wie ein Länderspiell." Übrigens begleiteten Feuerwehrleute Senioren, viele sind mit ihrem Rollator unterwegs, zum Bus.

Erhebliche Einschränkungen auf den Bahnverkehr

Aufgrund der Entschärfung kommt es zu Einschränkungen. Das betrifft zum Beispiel auch den Bahnverkehr. Von 8 bis 10 Uhr hält kein Regionalzug mehr am Hauptbahnhof, die Züge fahren dann durch. Ab 10 Uhr gibt es gar keinen Zugverkehr mehr. Wann die nächsten Züge fahren, ist noch nicht klar. Geplant ist, dass der erste Zug um 14.08 Uhr nach Brandenburg fährt. Ob das aber wirklich klappt, hängt davon ab, wie schnell die Evakuierung und die Entschärfung vorankommen. Weitere Informationen über den Zugverkehr können Sie über den Verspätungsalarm der Deutschen Bahn erhalten.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren, ob die Bewohner der Innenstadt ihre Wohnungen verlassen haben.
Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren, ob die Bewohner der Innenstadt ihre Wohnungen verlassen haben.

© dpa

Einschränkungen gibt es auch im ÖPNV. Die Tramlinien 91, 92, 93, 96, 98 und 99 sowie die Buslinien X5, 605, 606, 638, 690, 691, 694 und 695 sind seit 8 Uhr unterbrochen oder werden umgeleitet. Die Tramlinien 91, 92, 93, 96 und 98 fahren bis zur Bombenentschärfung noch planmäßig, sie halten in der Zeit aber nicht am Hauptbahnhof, der Langen Brücke und an der Haltestelle Alter Markt/Landtag. Änderungen im Tram-, Bus-, S-Bahn- und Regionalverkehr in Potsdam erhalten Sie hier.

Letzter Zug fährt nach Potsdam

Rund um den Potsdamer Hauptbahnhof hört man Sirenen und sieht Rettungsfahrzeuge. Die Rettungskräfte helfen den Bewohnern von Seniorenwohnheimen, in die Notunterkünfte zu kommen. Drei Seniorenheime befinden sich im 800 Meter großen Sperrgebiet. Die letzten Züge kommen am Potsdamer Hauptbahnhof an. Um 7.57 ist der allerletzte Zug nach Oranienburg gefahren. Die Fahrgäste werden per Lautsprecher-Durchsage gebeten, das Bahnhofsgelände so schnell wie möglich zu verlassen. Der Bahnhof leert sich.

Der Blindgänger US-amerikanischer Herkunft soll am Mittwoch entschärft werden, teilte die Stadtverwaltung am Montag mit. Rund 9700 Potsdamer müssen dafür ab 8 Uhr ihre Wohnungen verlassen. Rund um den Fundort zwischen Hauptbahnhof und Neuer Fahrt, wo das neue Domizil der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) entstehen soll, wird im Radius von 800 Metern der Sperrkreis eingerichtet. Von der Evakuierung betroffen sind auch der Hauptbahnhof, die Lange Brücke, drei Seniorenheime, drei Schulen, sechs Kitas, der Landtag, das Bad am Brauhausberg und das Bildungsforum. Zuletzt war an gleicher Stelle am 18. Dezember eine Weltkriegsbombe gefunden worden – sie hatte noch am gleichen Tag entschärft werden müssen.

Gesperrt werden muss am Mittwoch die gesamte südliche Innenstadt zwischen den Straßen Am Kanal, Humboldtbrücke, Humboldtring, Lotte-Pulewka-Straße, Friedrich-Engels-Straße, Friedhofsgasse, Heinrich-Mann-Allee, Am Brauhausberg, Finkenweg, Leipziger Straße, quer über die Havel bis zum Lustgarten, Schloßstraße und über die Friedrich-Ebert-Straße wieder zur Straße Am Kanal, wie ein Stadtsprecher erläuterte. Die betroffenen Menschen werden gebeten, ihre Wohnungen bis 8 Uhr selbstständig zu verlassen.

Während der Evakuierung können betroffene Potsdamer bei Bedarf im Jugendkulturzentrum Freiland in der Friedrich-Engels-Straße 22, im Treffpunkt Freizeit in der Straße Am Neuen Garten 64, in der Comenius-Schule am Brauhausberg 10 oder in der Sporthalle der Förderschule am Schlaatz, Bisamkiez 107-110, unterkommen. Die Stadtverwaltung will Busse einsetzen, die aus dem Evakuierungsgebiet zu den Aufenthaltsorten fahren. Während der Entschärfung ist auch der Bahnverkehr zwischen S-Bahnhof Babelsberg und Bahnhof Charlottenhof unterbrochen, hieß es weiter. Auch der Straßenbahn- sowie der Busverkehr sind zwischen Friedhöfe und Platz der Einheit unterbrochen. Autofahrer werden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Die Nuthestraße und Humboldtbrücke sind befahrbar. Die Heinrich-Mann-Allee ist ab Am Brauhausberg gesperrt, das Abbiegen in die Straße Am Brauhausberg ist möglich. Die Leipziger Straße ist ab Höhe Speicherstadt gesperrt. In der Innenstadt sind die Breite Straße sowie die Friedrich-Ebert-Straße ab Yorckstraße bis zum Sperrkreis nur für Anlieger befahrbar. Bei der Weltkriegsbombe handelt es sich nach Stadtangaben um die 159. Bombe, die seit der Wende auf dem Gebiet der Landeshauptstadt gefunden wurde.

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