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Berlin: Aufbauhilfe unterm Kreuz

In den Messehallen am Funkturm laufen die Vorbereitungen für den Kirchentag

In den Messehallen unterm Funkturm wird geschuftet, dass es kracht. Es ist dröhnend laut. Helfer, die alles für den Kirchentag vorbereiten, laufen umher. Beim Palettenabladen wird wie wild palavert. Nur einer bleibt stumm: Günter Nickel. Der Rentner aus Potsdam faltet stoisch kleine Hocker. Ein Viereck kniffen, Bodenlaschen umklappen, umdrehen – fertig ist ein Hocker, der aussieht wie eine kleine Umzugskiste. Nickel braucht 70 Sekunden pro Stück. Er grinst: „Alles für Gott.“

60 000 der hellbraunen Würfel müssen bis zum Kirchentagsbeginn am Mittwoch gefaltet sein. „Normale Stühle in dieser Größenordnung wären gar nicht zu haben gewesen“, sagt Kirchentagssprecher Martin Wittschorek. Alle Hallen, in denen Bibelarbeiten und Vorträge stattfinden, sollen mit den Kisten bestückt sein.

Am Freitag sind Nickel und die anderen zu ihrem Hockereinsatz angerückt. Erste Helfer kamen bereits am Montag für Vorarbeiten und bestücken seitdem das große Lager im Erdgeschoss der Halle 6. „Ordnung halten“ hat jemand auf ein großes Schild am Eingang geschrieben. Doch das kann er nicht ganz ernst gemeint haben. Die Halle sieht wüst aus. Ölkanister, Plastikeimer, Kaffeemaschinen und Schaufeln liegen nebeneinander auf Paletten. An der Wand steht Kirchentagsmobiliar: zwei Meter große Holzkreuze. Die Betschemel, sagt einer, sollen auch schon angekommen sein.

Während die Kirchentagshelfer im Lager einen Kurzlehrgang im Gabelstaplerfahren bekommen, bauen ihre Kollegen nebenan die Stellwände für die so genannte Agora auf, den Kirchentagstreffpunkt für die kirchlich inspirierten Verbände und Vereine. Oben im Pressezentrum brütet die EDV-Mannschaft über ihren Computern. Fünf Männer steuern aus einem 15-Quadratmeter großen Zimmer die Rechner des gesamten Messegeländes. Bislang allerdings sind sie in ihrem Versuch, diese Rechner mit den anderen Kirchentags-PCs in Berlin, Fulda und Bonn zu vernetzen, nicht weit gekommen. Der Telekom ist die Verbindung immer wieder zusammengebrochen.

6000 Helfer packen bei dem Großereignis mit an. 450 von ihnen, die „Hks“ – der harte Kern – reisen für insgesamt drei Wochen an, um das Treffen auf– und schließlich wieder abzubauen. Für das eigentliche Programm, die Bibelstunden, die Diskussionen und die Konzerte bleibt ihnen kaum Zeit. Günter Nickel, der Mann mit den Papphockern, hat noch nicht mal einen Blick in das Programm geworfen. „Wird wahrscheinlich sowieso nichts werden“, sagt er. Wenn die Hocker fertig sind, wird er Bilder aufhängen und seinen Helferdienst in der TU beginnen. „Macht nichts“, sagt er. „Ich weiß schließlich, wofür ich’s mache.“

Frauke Herweg

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