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Aufgedeckter Pädophilen-Ring: Kindesmissbrauch: Amateurfußballer half Schleusern

Entsetzen auf dem Vereinsgelände in Charlottenburg: Ein Mitspieler soll für einen Pädophilen-Ring haitianische Kinder nach Deutschland geschleust haben. Die Polizei fahndet nach weiteren Tätern.

Nach der Aufdeckung des Pädophilenrings mit Verbindungen nach Haiti sind die Ermittler den Hintermännern auf der Spur. Derzeit werten die Experten des für Sexualdelikte zuständigen Landeskriminalamts die Beweise aus. Darunter sollen Fotos sein, die nackte Kinder mit bislang unbekannten Männern zeigen. Die Beamten versuchen, über die Bilder mögliche Mittäter zu identifizieren. Klar ist, dass es sich um finanziell gut ausgestattete Personen handeln muss. Mit Flugtickets, gefälschten Papieren und weiteren Kosten kommen schnell fünfstellige Beträge zusammen, um die Kinder nach Deutschland zu holen. Unklar ist, wie viele Kinder die Männer bereits nach Berlin gebracht haben. Auch das Bundeskriminalamt hat Informationen zu dem Fall an die Kollegen in Berlin übermittelt.

Wie berichtet, stehen der Leiter und der Geschäftsführer des Vereins „Promote Africa“ im Verdacht, Kinder missbraucht und für einen Pädophilenring nach Berlin geschleust zu haben. Der 57-Jährige wurde zusammen mit einem 26-jährigen Komplizen beim Versuch, einen Elfjährigen aus Haiti nach Deutschland einzuschleusen, am Münchner Flughafen festgenommen. Zollbeamte stoppten die beiden im Februar, am Mittwoch ergingen Haftbefehle gegen die Männer. Der Geschäftsführer betreibt auch ein Kinderheim in Haiti, in dem vom Erdbeben betroffen Jugendliche betreut werden. Auch dort soll es zu Missbrauchsfällen gekommen sein.

Wie jetzt bekannt wurde, handelt es sich bei dem 26-Jährigen, der sich bei der Einreise als Vater des Elfjährigen ausgegeben hat, um einen Berliner Amateurfußballer, der in engem Kontakt mit „Promote Africa“ stand. Der Brasilianer kam vor zehn Jahren nach Deutschland und trainierte eigenen Angaben zufolge mit in Jugendabteilungen von Klubs wie Borussia Dortmund, Werder Bremen und Hertha BSC. Einen Vertrag jedoch hat er offenbar nicht erhalten. Der Mann hat drei kleine Kinder, lebt aber von seiner Frau getrennt.

Seit einem halben Jahr steht er beim Kreisligisten SC Westend 01 in Charlottenburg auf dem Platz. Dort können die Mitglieder noch gar nicht glauben, was ihrem Vereinsmitglied vorgeworfen wird. Bis Sonntag waren nur die beiden Trainer über die Verhaftung informiert, die übrigen Spieler wussten nichts davon. „Der bringt doch nicht eiskalt Kinder hier rüber“, sagte sein Trainer dem Tagesspiegel, „der hat bestimmt nur die Kohle gesehen und wurde überrumpelt.“ Er kennt den 26-Jährigen seit sechs Jahren und weiß, dass er in finanziellen Schwierigkeiten steckte und Hartz IV bekam. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass der Mann gewusst habe, was die beiden beiden Männer von dem Verein „Promote Africa“ tatsächlich in Haiti trieben.

Im Verein habe der Spieler ganz offen erzählt, dass er demnächst für eine Woche in die Dominikanische Republik fliegen werde, um für jemanden zu arbeiten. „Im Februar hat er mich noch angerufen und gesagt: Ich komme nächste Woche nach Hause“, sagt sein Trainer. Als der Spieler nicht zum Training erschien, machte sich der Verein Sorgen. Doch auf dem Handy des 26-Jährigen lief nur die Mailbox. Kurze Zeit später kam dann plötzlich ein Rückruf: Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Ermittler vom BKA, der dem Trainer mitteilte, dass sein Schützling wegen Schleusung eines Minderjährigen festgenommen wurde. Dass es dabei auch um einen Pädophilenring gehe, habe er erst am Freitag erfahren. Der Trainer zeigte sich entsetzt über die Vorwürfe. Er versicherte, dass es seines Wissens nur diese eine Reise in die Dominikanische Republik gegeben habe.

Der Verein „Promote Africa“ soll im März Insolvenz angemeldet haben und in tiefen Schulden stecken. Weiterhin ist niemand aus dem Verein für eine Stellungnahme erreichbar. Ein Spendensiegel hat die Organisation nicht. Es bleibt unklar, ob und in welcher Höhe „Promote Africa“ in der Vergangenheit direkt Fördermittel des Senats erhalten hat. Zumindest ein Workshop im Rahmen des Berliner Jugendforums 2008 im Abgeordnetenhaus und in der Moses-Mendelssohn-Gesamtschule in Moabit wurde vom Senat über das Programm „RespektABel“ finanziert. Gemeinsam mit Jugendlichen haben zwei der Tatverdächtigen in Workshops Straßenfußbälle gebastelt. Künstler und ehemalige Mitstreiter des Vereins sagten dem Tagesspiegel, dass „Promote Africa“ suspekt und intransparent auf sie gewirkt habe.

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