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Berlin: Aufklärung statt brauner Bildung Das Zentrum für Demokratie eröffnete

nahe der NPD-Bundeszentrale in Köpenick

Viel Platz ist nicht. Nur ein kleiner Raum mit Tisch und Computer, an der Wand ein Regal mit Ordnern, dazu Folien mit handschriftlich notierten Informationen und einer Frage: „Was ist Demokratie?“ Ihr will man sich im neu eröffneten Zentrum für Demokratie am Mandrellaplatz in Köpenick (Tel.6548 72 93) besonders widmen. Denn der Bezirk ist schon seit einiger Zeit neben Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg Schwerpunkt rechtsextremer Aktivitäten, wie der Verfassungsschutz feststellte. So befindet sich seit vier Jahren die Bundeszentrale der NPD gleich um die Ecke in der Seelenbinderstraße. Und jetzt will die Partei im Hinterhof auch noch ein „Nationaldemokratisches Bildungszentrum“ eröffnen, in einem zweistöckigen Gebäude, in dem Seminare abgehalten und Kader geschult werden, Schlafplätze für Aktivisten bereitstehen und eine „nationale Bibliothek“ entstehen soll.

„Dagegen wollen wir etwas tun“, sagt Björn Malycha vom Zentrum für Demokratie, das vom Bezirk gefördert wird. „Wir möchten von Antifa-Gruppen bis zu den Sportvereinen die verschiedensten Leute ansprechen“, ergänzt Tanja Berg, die zweite Hauptamtliche. Es soll Bildungsseminare zu Themen wie „Rechtsextremismus“ oder „Zivilgesellschaft“ geben.

Kürzlich belegte eine Kommunalanalyse über Treptow-Köpenick, dass sich die rechtsextreme Szene immer stärker organisiert. Es komme aber in Köpenick kaum zu Ausschreitungen und Übergriffen, wie das in Treptow-Johannisthal oder am S-Bahnhof Schöneweide immer wieder der Fall sei, sagt Ingo Grastorf, Koordinator der Studie. Gerade die organisierte rechtsextreme Szene versuche sich in Nähe der NPD-Parteizentrale und des künftigen Bildungszentrums „ruhig und umgänglich zu präsentieren“. Auch neonazistische Kameradschaften beobachte man vermehrt, insbesondere die im Vorjahr gegründete Berliner Alternative Süd-Ost (BA-SO), eine von fünf in Berlin existierenden Kameradschaften.

Doch seit einiger Zeit regt sich Widerstand. Nach der Verlegung der NPD-Bundeszentrale nach Berlin gründete sich als Gegeninitiative das Bündnis „Bunt statt Braun", ein Zusammenschluss diverser Jugendeinrichtungen. Viele Menschen aber bekommen von alldem nichts mit. „Nationales Bildungszentrum? Zentrum für Demokratie? Nie gehört“, heißt es in einem Laden gleich um die Ecke. Die NPD gibt sich als umgänglicher Nachbar und fällt darum nicht sonderlich auf. „Über diese Strukturen wollen wir aufklären“, sagt Malycha. Und dazu wolle man nicht nur Jugendliche ansprechen: „Demokratie geht alle etwas an.“

Jens Thomas

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