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Berlin: Aufräumen und Signale setzen

„Aufräumen!“ sagt Landschaftsarchitekt Harald Fugmann, Aufräumen sei das Wichtigste, was mit Alt-Tegel passieren müsse.

„Aufräumen!“ sagt Landschaftsarchitekt Harald Fugmann, Aufräumen sei das Wichtigste, was mit Alt-Tegel passieren müsse. Denn es handele sich ja um einen im Großen und Ganzen funktionierenden Platz, der intensiv genutzt werde, aber verwirrend und „übermöbliert“ gestaltet sei. Es gehe hier nicht um einen großen gestalterischen Entwurf, sondern darum, sehr genau hinzuschauen und jeden Teilbereich zu optimieren. Der Weg soll das Ziel werden.

Dennoch hat sich das Team des Büros Fugmann Janotta in seinem Plan zunächst einen radikalen Schnitt erlaubt und einen der drei U-Bahn-Eingänge zugeschüttet: den mittleren, der weder direkt in die Fußgängerzone hineinführt noch den Bahnhof mit der Bushaltestelle verbindet. Er habe keine Funktion, meint Fugmann, sondern sei nur noch ein Überbleibsel der einstigen Straßenkreuzung. Der an diesen Eingang angelehnte, mit einer Toilette verbundene Kiosk soll zwar nicht verschwinden, könnte aber parallel zum nördlichen U-Bahn-Eingang verschoben werden, um mehr Freiraum in der Mitte zu schaffen und damit auch Weihnachtsmärkte oder ähnliche Veranstaltungen zu ermöglichen.

Damit ist Platz für die große Räumaktion, die das Areal in zwei Teile gliedert: Einer ist der belebte Teil vorn, der von der Haltestelle und dem C&A-Eingang bis zum Fußgängerüberweg über die Berliner Straße reicht, der andere ist der hintere Teil, der zum Flanieren und geruhsamen Sitzen dient. Beide sollen durch unterschiedliche Bodenbeläge klar gegeneinander abgegrenzt werden. Dabei ist wichtig, dass das ziemlich holprige, für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte ungünstige Kleinpflaster geglättet wird.

Mittelpunkt der künftigen Ruhezone ist der schon vorhandene Brunnen. Ihm haben sich die Planer mit den Mitteln der auditiven Architektur genähert. Sie haben analysiert, was der Passant dort hört und darüber nachgedacht, wie sich dieser Klangeindruck optimieren lässt. Nicht unerwartet haben sie eine diffuse Mischung vorgefunden, in der der Verkehrslärm eine große Rolle spielt, aber nicht unbedingt dominiert. Der Brunnen aber ist, wenn er denn überhaupt läuft, kaum zu hören. Deshalb schlagen die Planer einen vergrößerten Brunnen vor, der sich akustisch bemerkbar macht und mit seinem Plätschern einen eigenen, gegen den Trubel des vorderen Bereichs abgegrenzten Klangraum definiert.

Die Nutzung der Ruhezone, also der westlichen Hälfte des Platzes, besteht überwiegend aus zwei Aktivitäten: Die Passanten laufen von der U-Bahn und den Bussen durch die Fußgängerzone in Richtung Greenwich-Promenade und zurück, oder sie sitzen bei gutem Wetter in einem der vielen Vorgärten der Cafés und Gaststätten. Beide Bereiche sind nicht klar gegeneinander abgegrenzt, mischen sich zu stark. Doch auch dieses Problem könnte durch Signale gelöst werden, die von der Gestaltung der Bodenbeläge ausgehen. Eine weitere wichtige Funktion haben die Bäume, deren Zahl die Planer vor allem zur Straße hin erhöhen wollen, um die akustische und optische Intimität des Platzes zu steigern.

Der Rest ist Kleinarbeit. Bislang stehen auf dem Platz allerhand Straßenmöbel – Infotafeln, Bänke, Telefone – eher zufällig herum. Und Harald Fugmann findet, hier könnten durch simples Sortieren und Ordnen ebenfalls Signale für die Neugestaltung des Platzes gesetzt werden. Bernd Matthies

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