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Berlin: Aufregung um Demontage von Fassadenplatten ; die Mieter fühlen sich schlecht informiert

Aufregung um Bauarbeiten an einem Wohnblock in Gropiusstadt: Vertreter von Bündnis 90 /Grüne warnten gestern vor der "unsachgemäßen, fahrlässigen und gefährlichen Fassadensanierung" an mehreren Hochhäusern am Joachim-Gottschalk-Weg 10 bis 14. Durch die Demontage der fast 30 Jahre alten Wellasbestplatten sei die Gesundheit mehrerer hundert Mieter und der Bauarbeiter gefährdet, hieß es.

Aufregung um Bauarbeiten an einem Wohnblock in Gropiusstadt: Vertreter von Bündnis 90 /Grüne warnten gestern vor der "unsachgemäßen, fahrlässigen und gefährlichen Fassadensanierung" an mehreren Hochhäusern am Joachim-Gottschalk-Weg 10 bis 14. Durch die Demontage der fast 30 Jahre alten Wellasbestplatten sei die Gesundheit mehrerer hundert Mieter und der Bauarbeiter gefährdet, hieß es. Weder seien Fenster abgedichtet, noch Warnhinweise über die Asbestsanierung angebracht worden. Die Arbeiten müssten sofort gestoppt werden, forderten die Abgeordneten Bernd Köppl und Barbara Oesterheld.

Als aus der Luft gegriffen bezeichneten Vertreter der Baufirmen die Vorwürfe. Bei der Demontage des Materials seien alle Vorschriften eingehalten worden, sagte Bauleiter Hans Jürgen Köhn. Das Landesamt für Arbeitsschutz habe mehrfach kontrolliert. Gestritten wurde gestern auch über ein Gutachten, das von einer nicht genannten Baufirma in Auftrag gegeben wurde. Danach soll in den Platten bis zu 50 Prozent des krebserregenden Stoffes stecken - weitaus mehr als sonst bei Asbestzement üblich sei.

Eine Mieterin sagte zudem, sie nicht direkt auf die potenziellen Gefahren einer Asbestsanierung hingewiesen worden. Auf einer Mieterversammlung sei ihr nur geraten worden, die Fenster abzudichten, "damit nicht der ganze Dreck reinkommt". Die Bauarbeiten laufen seit einigen Wochen, über drei Viertel der 10 000 Quadratmeter asbesthaltigen Verkleidung sind bereits entfernt worden.

In weißen Schutzanzügen aus Papier verteilten vier Grüne im Joachim-Gottschalk-Weg gestern Flugblätter. Vertreter des Hausbesitzers Degewo, der Baufirmen und der Faser-Zementindustrie stritten sich vor laufender Kamera mit den Umweltaktivisten. Schon beim Anbringen des Baugerüsts an den teilweise 17-geschossigen Häusern seien die Asbestplatten durchbohrt worden, sagte Ralf Brüning von den Grünen. Es gebe Hinweise, dass an ihnen geschliffen und Platten abgeschlagen worden seien. Dadurch sei eine große Menge giftiger Staub freigesetzt worden.

Als "unvermeidlichen Schritt" bezeichnete Diplomingenieur Jörg Hofmann das Durchbohren. Und auch, dass Platten dort, wo Schrauben festsaßen, gebrochen wurden, sei mit dem Landesamt für Arbeitsschutz abgestimmt. Die Arbeiter hätten unter anderem Schutzmasken getragen, sagte Hofmann. Die Vertreter der Grünen beklagten auch die schlechte Information. In einigen Fällen hätten Mieter in Unkenntnis einer möglichen Asbeststaubbelastung ihre Fenster geöffnet.

tob

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