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Berlin: Streit um Gebetsräume: Schüler stellten Wachen auf

Am Theodor-Heuss-Gymnasium kämpfen Jugendliche um separaten Raum Auch an anderen Schulen häufen sich die Anträge junger Muslime

Berlins Schulen erwarten erhebliche Konsequenzen, falls das Oberverwaltungsgericht nächste Woche den Anspruch eines Schülers auf Einhaltung seiner muslimischen Gebetszeiten bestätigt. Etliche Eltern und Schüler hätten in den vergangenen Monaten Anträge gestellt und seien nur mit Hinweis auf das laufende Gerichtsverfahren bereit gewesen, sich noch zu gedulden, hieß es am Donnerstag etwa aus Schulen in Mitte. Dort sind neben dem Diesterweg-Gymnasium u. a. Theodor-Heuss-, Menzel- und Kleist-Gymnasium sowie die Ernst-Reuter-Gesamtschule betroffen.

Die vehementesten Versuche, einen Gebetsraum durchzusetzen, gab es offenbar an der Theodor-Heuss-Schule. Dort hatten sechs Schüler und Schülerinnen im Aufenthaltsraum gebetet und sogar „Wachen davorgestellt“, um ungestört zu bleiben, berichtet Direktorin Andrea Beyenbach. Andere Schüler habe das verunsichert: „Sie wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten und waren unangenehm berührt“, fasst Beyenbach die Reaktionen zusammen. Mit Hinweis auf das laufende Gerichtsverfahren habe sie die Erlaubnis erst mal verweigert, rechnet aber damit, dass die Schüler ihr Anliegen erneut vortragen, falls Yunus M. vom benachbarten Diesterweg-Gymnasium am Donnerstag vor Gericht siegt: „Das Urteil wird Einfluss haben“, ist Beyenbach überzeugt. Zudem befürchtet sie, dass es im Zusammenhang mit der Einrichtung von Gebetsräumen unter den Schülern immer stärker darum gehen wird, „wer der bessere Muslim ist“.

Auch am Menzel-Gymnasium im Hansaviertel wartet man gespannt auf das Urteil. Dort beantragten vergangenes Jahr Eltern, dass ihre Tochter in der Schulzeit beten dürfe. Auch hier wurde eine Entscheidung mit Hinweis auf das schwebende Gerichtsverfahren vertagt, berichtet Direktorin Cynthia Segner.

Unterdessen scheint es, als sei der Streit um Gebetsräume für gläubige Muslime in Schulen nur ein Berliner Problem. Andere Bundesländer sehen keinen Handlungsbedarf oder fanden außergerichtliche Lösungen. „Bei uns ist das kein Thema“, heißt es etwa aus der Hamburger Bildungsbehörde. Auch in Nordrhein-Westfalen sind Forderungen nach Gebetsräumen aktuell kein Problem. „Wenn es den Wunsch gibt, finden die Schulen zusammen mit den Muslimen eigene Lösungen“, sagte Jörg Harm, Sprecher des Kultusministeriums.

Weit davon entfernt, die Gerichte für seine Gebetswünsche einzuspannen, ist offenbar auch der große Bruder von Yunus M. Nach Informationen des Tagesspiegel besucht er das Theodor-Heuss-Gymnasium, gehört dort aber nicht zu der Gruppe der sechs Antragsteller, die in der Schule beten wollen.

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