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Mann und Maschine. BER-Chef Hartmut Mehdorn kann jetzt mit seinem Team den Probebetrieb am Nordpier vorbereiten – und dadurch große Bereiche des Airports testen.

© dpa

Aufwind für Hartmut Mehdorn: Aufsichtsrat gibt weitere Gelder für BER frei

Der Flughafenchef kann sich über neues Geld für den Testbetrieb am BER freuen. Mit Technikchef Amann soll er sich vertragen – erst einmal.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Aufsichtsrat des Flughafens BER hat am Freitag öffentliche Gelder für wichtige Baumaßnahmen freigegeben, auch um den Testbetrieb am Nordpier des Airports ab Frühjahr 2014 zu ermöglichen. Dort sollen dann zehn Billigflieger der Gesellschaften Germania und Condor täglich starten. Diskutiert wurde auch über das zerrüttete Verhältnis zwischen dem Flughafenchef Hartmut Mehdorn und dem Technik-Vorstand Horst Amann. Der Aufsichtsrat unter kommissarischer Leitung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) traf aber keine Personalentscheidung.

Wowereit äußerte nach der Sitzung die Erwartung, „dass sich die Geschäftsführung professionell verhält und dass man zusammenarbeitet“. Das sei die Anforderung des Aufsichtsrats, an der kein Weg vorbeiführe. Mehdorn und Amann müssen sich also vorerst zusammenraufen, obwohl die Grundlage für eine gedeihliche Kooperation kaum noch gegeben ist. Zu unterschiedlich seien die Persönlichkeiten – und die Ziele, die Mehdorn und Amann beim Flughafenbau verfolgen, hieß es in Gesellschafterkreisen. Der permanente Konflikt deutete sich schon im Frühsommer 2013 an.

Auf wessen Seite die Vertreter Berlins und Brandenburgs im BER-Aufsichtsrat stehen, war von Anfang an klar: Der durchsetzungsfähige und erfahrene Manager Mehdorn soll unbedingt gehalten werden. Auch wenn er gelegentlich mit überraschenden Ideen – etwa die Offenhaltung Tegels – querschießt. Der Bund ist in dieser Frage derzeit nicht handlungsfähig, da völlig offen ist, wer künftig das Bundesverkehrsministerium führt und wer dann für den Bund im Aufsichtsrat sitzen wird. Amann hat das Vertrauen des Staatssekretärs Rainer Bomba im Verkehrsministerium, aber das reicht als berufliche Lebensversicherung auf Dauer nicht aus. Deshalb könnte der Machtkampf zwischen Mehdorn und Amann doch noch auf die Tagesordnung des BER-Aufsichtsrats kommen. Die nächste Sitzung ist am 23. Oktober.

Die kurzfristig einberufene Sondersitzung am Freitag diente eigentlich nur dem Zweck, 21 Millionen Euro aus dem großen 1,2-Milliarden-Eurotopf der Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg locker zu machen. Elf Millionen Euro wurden für die Ertüchtigung der Airport-Datenautobahn am Freitag freigegeben. Das LAN-Netz versorgt 56 übergeordnete technische Systeme und 350 Spezialadressaten (Fluggesellschaften, Feuerwehr usw.) und erledigt diese Mammutaufgabe noch nicht stabil. Es muss nachgebessert werden.

Weitere zehn Millionen Euro muss der Airport aus eigener Kraft locker machen. Vor allem für den Umbau der Sprinkleranlage mit 70 000 Köpfen. Das ursprünglich einheitliche System wird in drei Teilkreisläufe zerlegt, die erste separate Sprinkleranlage muss am Nordpier funktionstüchtig sein, damit dort 2014 der Teilbetrieb amtlich genehmigt werden kann. Schon im Januar hatten die Gesellschafter 192 Millionen Euro freigegeben. Die nunmehr zweite Tranche hilft, den Testbetrieb am Nordpier zu ermöglichen.

Obwohl daran nur zehn Maschinen pro Tag teilnehmen, können so zwei Drittel der Flughafenbereiche (etwa Zugangskontrollen, Bodenverkehr, Feuerwachen, Energiezentralen, Parkhäuser) und alle technischen Systeme (LAN-Netz, Funk, Befeuerung, Notstrom, Beleuchtung, Videomanagament etc.) im „Echtbetrieb“ ausprobiert werden. BER-Chef Mehdorn hatte sich für diesen Teilbetrieb seit einem halben Jahr erfolgreich eingesetzt. Gegen den Willen des Kollegen Amann.

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