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© dpa

Aus alt mach neu: Ausstellung zu selbstgebastelten Spielzeug aus Afrika

Bundespräsident Horst Köhler eröffnete im Technikmuseum eine Ausstellung zu afrikanischem Recycling-Spielzeug.

Mitten im liberianischen Bürgerkrieg 2003 interviewte die ARD-Fernsehjournalistin Birgit Virnich in der chaotischen Hauptstadt Monrovia einen der vielen Kindersoldaten, die für den Konflikt zwangsrekrutiert wurden. „Er nannte sich General, behauptete 18 Jahre alt zu sein, war aber höchstens 15. Voller Drogen, betrunken, in der Hand eine neonfarben besprayte Kalaschnikow.“ Am Ende des Gesprächs schenkte der Junge der Journalistin einen selbstgebastelten Hubschrauber, kunstfertig gemacht aus den Resten alter Badelatschen. Für Birgit Virnich war dieses Geschenk ein Schlüsselerlebnis – zeigte es doch eine andere Seite des Jungen, „die Kreativität, die auch in diesen Kindern steckt“.

In den letzten sechs Jahren hat die Korrespondentin des Westdeutschen Rundfunks in über 40 Ländern Afrikas selbstgebasteltes Kinderspielzeug gesammelt: Rennautos aus Plastikflaschen, Fahrräder aus altem Draht und vieles mehr. Birgit Virnich sieht die Gegenstände als Spiegelbild der Lebensumstände der Kinder: „Sie wollen mit Lastwagen aus Holz, Flugzeugen aus Gummi der Armut entfliehen.“

Über 50 Exemplare dieser Spielzeuge sind nun im Rahmen der Ausstellung „Global Players – Spielzeug aus Afrika“ im Technikmuseum in Kreuzberg zu sehen. „Rohlinge kindlicher Genialität“, sind sie für Virnich. Die Journalistin hat auch die Biografien der Kinder recherchiert: Nicht alle von ihnen sind Kindersoldaten, viele Spielzeuge stammen von ganz normalen Kindern, die mit knappen Ressourcen improvisieren müssen. Manche basteln die Sachen extra für Touristen zusammen. Sein größter Verkaufsschlager, sagte zum Beispiel der 14-jährige Evaniste aus Ruanda der Journalistin, seien selbst gebastelte Gorillas, die Fahrrad fahren. Schließlich leben nahe seiner Heimatstadt Ruhengeri die vom Aussterben bedrohten Berggorillas.

Für Bundespräsident Horst Köhler, der die Ausstellung im Technikmuseum gestern eröffnete, sind die improvisierten Spielsachen ein Ausdruck des kreativen Potenzials eines ganzen Kontinents: „Wer einen Hubschrauber aus Badelatschen bauen kann, dem würden bei uns als Mechaniker vermutlich Tür und Tor geöffnet. Wer aus alten Drahtstücken ein Fahrrad konstruieren kann, müsste eigentlich auch als Ingenieur erfolgreich sein“, sagte Köhler, der Schirmherr des Projekts „Gemeinsam für Afrika“ ist, in dem sich 25 deutsche Hilfsorganisationen zusammengeschlossen haben. Daniel Stender

Die Ausstellung „Global Players - Spielzeug aus Afrika“ ist bis zum 10. Januar 2010 im Technikmuseum in der Trebbiner Straße 9 in Kreuzberg zu sehen. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Vom 4. November bis zum 20. Dezember findet jeden Mittwoch ein Bastel-Workshop mit Recyclingmaterialien für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren statt. Anmeldungen unter Tel. 030/90254-124 oder fritzsche@sdtb.de

Daniel Stender

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