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Berlin: Aus dem ehemaligen Friedrichshainer Umspannwerk in der Palisadenstraße wurde das Kulturzentrum "Palisade"

Von der Jugendstilfassade des Gebäudes blicken vier Gesichter herunter: Erde, Wasser, Feuer und Luft. Die Elemente stehen Seite an Seite mit Abbildungen von Motorenteilen - der Segen des elektrischen Zeitalters, versinnbildlicht in Altberliner Stuck.

Von der Jugendstilfassade des Gebäudes blicken vier Gesichter herunter: Erde, Wasser, Feuer und Luft. Die Elemente stehen Seite an Seite mit Abbildungen von Motorenteilen - der Segen des elektrischen Zeitalters, versinnbildlicht in Altberliner Stuck. Vor genau 100 Jahren wurde das ehemalige Umspannwerk errichtet, nach 18 Monaten Umbauzeit blickt es jetzt einer neuen Epoche entgegen. Heute abend öffnen Restaurant und Club im neuen Friedrichshainer Kulturzentrum "Palisade", voraussichtlich Ende März bezieht dann auch das "Stükke"-Theater seine neuen Räumlichkeiten in der Palisadenstraße 48.

Das ehemalige Umspannwerk soll zukünftig mehr sein als nur eine weitere Adresse in der langen Liste der Berliner Kulturinstitutionen. Es ist Teil des Konzeptes "Strategien für Friedrichshain", das die umtriebige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft "Kirchbauhof" im Auftrag des Bezirksamtes erarbeitet hat. Als einziges Berliner Projekt wird die "Palisade" mit Fördermitteln der EU für städtische Pilotvorhaben unterstützt. Ein Teil des Gebäudes wurde privat finanziert, und hier haben eine Handvoll Firmen - unter anderem ein Architekturbüro und eine Multimediaagentur - bereits ihre ersten Umzugskartons ausgepackt. Unter dem Dach entsteht ein weiterer Raum für Kunst und Kultur. Besonders stolz ist Kirchbauhof-Geschäftsführer Matthias Roß auf die ökologische Bauweise. Auf eine Klimaanlage für sommerliche Veranstaltungen unter dem Dach wurde beispielsweise verzichtet - ähnlich wie im Reichstagsgebäude wird bei Bedarf kühles Wasser aus der Tiefe unter dem Haus hochgepumpt und über ein filigranes Kapillarsystem in der Decke verteilt. Auf der Baustelle konnten 20 Langzeitarbeitslose neue Qualifikationen im Bereich ökologisches Bauen sammeln.

Sascha Grunow, Chef der hauseigenen Gastronomie, will ein gemischtes Publikum erreichen. Anspruchsvoll, aber nicht zu teuer sollen die im Restaurant "Umspannwerk Ost" angebotenen Gerichte sein, "so dass auch Studenten oder normale Friedrichshainer hier mal essen können". Die Gäste können von der langen Galerie aus dem Maitre in seinem offenen Küchenbereich über die Schulter sehen. Und im "Umspannwerk-Club", der in den kargen Kellerräumen eröffnet, werden nun regelmäßig Jazz und Weltmusik gespielt. Der Strom dazu wird nach wie vor aus der Steckdose kommen - aber das ist vielleicht die einzige Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes.

Johannes Metzler

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