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Berlin: Aus für Geschäftsflieger in Tempelhof

Investoren auf dem Gelände müssen definitiv ohne Luftverkehr auskommen Berlin und Brandenburg sehen Großprojekt in Schönefeld durch möglichen VIP-Airport gefährdet

Schlechte Nachricht für Investoren für den Flughafen Tempelhof. Sie dürfen zwar das Flughafengebäude oder das Gelände nutzen, müssen aber definitiv ohne Flugbetrieb auskommen. Darauf haben sich die Länder Berlin und Brandenburg festgelegt. Sie wollen den Flughafen Tempelhof definitiv nicht als Geschäftsflughafen weiterbetreiben und halten am offiziellen Schließungstermin, dem 31. Oktober 2007, fest: Das bestätigte gestern die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Manuela Damianakis, dem Tagesspiegel. Brandenburgs Landesregierung erklärte am Sonnabend ebenfalls, das Ende für den Flughafen Tempelhof 2007 und die Schließung des Airports Tegel etwa 2012 seien „rechtlich und planerisch“ unabdingbare Voraussetzungen für den Ausbau Schönefelds zum Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI). Auf der politischen Ebene haben die jüngst diskutierten Pläne, Tempelhof wenigstens für Geschäftsflieger offen zu halten, damit keine Chance mehr.

Die Befürworter eines weiteren Flugbetriebes geben allerdings nicht auf: Sie drängen nun auf einen Volksentscheid und hoffen auf einen baldigen Erfolg ihrer Klage gegen die Schließung vor dem Oberverwaltungsgericht. Die Verhandlung beginnt am 19. Dezember.

Wie berichtet, hatte es bei der Suche nach zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten für das riesige Flughafengebäude Mitte November eine überraschende Wendung gegeben. Die US-Investmentgruppe „Central European Development“ (CDEC) zeigte Interesse, dort „eines der modernsten ambulanten Gesundheitszentren der Welt“ zu schaffen – für Kassenpatienten sowie als Luxusklinik für Private. Und diese „VIPs“ sollten die Möglichkeit haben, mit ihrem Geschäftsflieger künftig in Tempelhof zu landen. Vom Cockpit direkt in den OP, so der Wunsch der CDEC.

Das gab allen Befürwortern eines weiteren Flugbetriebes kräftig Auftrieb, sie steuerten nun auf den Kompromiss zu: Aufgabe des Linienverkehrs, aber wenigstens Geschäftsflughafen. Doch schon diese Woche holte sie ein Spitzentreffen von Vertretern Berlins und Brandenburgs sowie des Bundes, der Haupteigentümer des Flughafengebäudes ist, abrupt auf den Boden zurück. Ein Weiterbetrieb von Tempelhof über 2007 hinaus würde die juristische und planerische Rechtfertigung für den Bau des neuen Großflughafens gefährden, stimmten die Beteiligten überein. Das bekräftigten am Sonnabend erneut der brandenburgische Infrastruktur-Staatssekretär Reinhold Dellmann und Berlins Stadtentwicklungsverwaltung. Auch die Sprecherin der Flughafengesellschaft, Rosemarie Meichsner, sagte gestern auf Anfrage: „Wir haben das Aus für Tempelhof beantragt, der Senat hat den Beschluss gefasst – nun halten auch wir daran fest.“

Durch die Schließung der innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel entstehe erst ein ausreichender Bedarf, um den Ausbau Schönefelds zu begründen, argumentieren die politisch Verantwortlichen. Innerstädtische Konkurrenz müsse vermieden werden. In der von Berlin und Brandenburg betriebenen Landesentwicklungsplanung zum Flughafenstandort sei dies als Voraussetzung festgeschrieben. Und diesen Landesentwicklungsplan habe das Bundesverwaltungsgericht in seiner positiven Entscheidung zum Bau des BBI im März 2006 bestätigt. Weiter verweist die Stadtplanungsbehörde auf den Sicherheitsaspekt. Es gehe auch darum, die Gefahren eines Absturzes über der City zu vermeiden. Die Befürworter eines Weiterbetriebes von Tempelhof halten diese Ängste für übertrieben. Sie sehen die Berliner Wirtschaftsverbände hinter sich, deren Vertreter einen citynahen Airport für Geschäftsreisende erhalten wollen und deshalb die jüngst diskutierte Geschäftsfliegerlösung begrüßten. „Wir lassen nicht locker“, sagte gestern der Präsident der „Interessengemeinschaft City Airport“ und Sprecher der in Tempelhof vertretenen Fluggesellschaften, Bernhard Liscutin.

In erster Linie geht es ihm nun um den aus seiner Sicht zu frühzeitigen Schließungstermin am 31. Oktober 2007. Dieses Datum sei willkürlich festgesetzt, es stehe nicht im Entwicklungsplan zum BBI-Standort und nicht in der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes. Zumindest bis zur vorgesehenen Inbetriebnahme des Großflughafens 2011/12 sei der Flugverkehr in Tempelhof noch keine Konkurrenz zum BBI. Deshalb versuchen nun die sechs in Tempelhof vertretenen Fluggesellschaften mit ihrer Klage vor dem Oberverwaltungsgericht den Weiterbetrieb wenigstens bis zur Eröffnung in Schönefeld durchzusetzen.

Parallel sammelt die IG „City Airport“ nun 20 000 Unterschriften, um einen Volksentscheid zur Zukunft des ab 1923 eröffneten, ältesten Verkehrsflughafens der Welt auf den Weg zu bringen. Die Initiatoren haben ein weiter gestecktes Ziel: Sie wollen Tempelhof „auf Dauer retten“.

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