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Ausgrabungen

© dpa

Ausgrabungen in Mitte: Spuren unterm Todesstreifen

Die Gedenkstätte an der Bernauer Straße wird bis 2011 erweitert. Alte Keller und Fundamente sollen für künftige Ausstellung gesichert werden.

Was die Mauer an der Bernauer Straße Jahrzehnte verdeckte, wird gerade von jungen Leuten des Vereins „Offene Häuser“ ausgegraben: Fundamente der 1985 gesprengten Versöhnungskirche, auch die Stufen zum Vorplatz, wo Pfarrer Manfred Fischer unter dünner Schuttschicht eine Patrone im Boden fand. Oder Keller von Häusern, die hier vorm Mauerbau standen, werden entdeckt: teils noch mit Inventar, etwa einer erhaltenen Bierflasche, Marmeladengläsern.

Die Bernauer Straße, die größte noch vorhandene innerstädtische Mauerbrache, wird zur erweiterten Gedenkstätte Berliner Mauer ausgebaut – und alte Keller und Fundamente sollen, so ihre Spuren noch zu finden sind, freigelegt und in das künftige Ausstellungskonzept einbezogen werden. Am Nordbahnhof ist beispielsweise eine „Geisterbahnhofsausstellung“ geplant, die über die einstige Station im Grenzgebiet informieren soll.

Zusätzlich zur Gedenkstätte und dem Dokumentationszentrum sind nach Auskunft der Vorsitzenden des Vereins Berliner Mauer, Gabriele Camphausen, im Kernbereich zwischen Nordbahnhof und Brunnenstraße ein Informationszentrum und eine Freifläche für Ausstellungen geplant. Reste und Spuren der Mauer und des Grenzsystems sollen gezeigt werden, auch Biografien von Maueropfern.

Mit der Erweiterung der Gedenkstätte wolle man dem stark gestiegenen Interesse gerade im Ausland an der Mauer und der Geschichte Berlins gerecht werden. Der angekündigte internationale Wettbewerb ist vor zehn Tagen ausgelobt worden, am 22. Oktober sollen die Entwürfe eingegangen sein, das Interesse von Architekten-, Landschafts- und Ausstellungsplanern ist groß, gewünscht ist eine „Lösung aus einem Guss“. Zum Jahresende könnte das Ergebnis vorliegen. Nach Auskunft von Rainer Klemke, Gedenkstättenreferent des Senats, sollen 11, 6 Millionen Euro investiert werden, an denen sich Land, Bund und EU beteiligen. Baubeginn soll Ende nächsten Jahres sein, vollendet wird die erweiterte Gedenkstätte 2011 sein, 50 Jahre nach dem Bau der Mauer. Für den Erwerb von 70 einst bebauten Grundstücken, die zum Gedenkstättenkonzept gehören und unbebaut bleiben sollen, sind 13 Millionen Euro öffentlicher Mittel bereitgestellt.

Die Gedenkstätte an der Bernauer Straße gilt als „Kernelement“ des Mauer- Gedenkkonzepts des Landes Berlin. Es umfasst auch das Brandenburger Tor, den Checkpoint Charlie – die Plakatausstellung dort soll noch mindestens zwei Jahre bleiben – ferner den S-Bahnhof Friedrichstraße mit dem Tränenpalast und die East Side Gallery.C. v. L.

Gedenkveranstaltungen an der Bernauer Straße zum Mauerbau am 13. August: 10.30 Uhr Andacht in der Kapelle der Versöhnung, 11 Uhr Kranzniederlegung am Denkmal, 12, 14 und 15 Uhr öffentliche Führungen „Gedenkorte in der Bernauer Straße“, ab 14 Uhr Informationen zum Ausbau der Gedenkstätte, Bernauer Straße 111.

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