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Berlin: Außenseiter im Mittelpunkt

Zum 250. Mal lud die Lebenshilfe zur Disco

„Wir sind die Außenseiter“, rappt es aus den Lautsprechern. „Wir sind die neue deutsche Welle.“ Die Tanzfläche ist voll. Eine hübsche Blondine bewegt sich elegant im Takt. Ein junger Mann im schlabbrigen T-Shirt stapft zaghaft von einem Bein aufs andere. Auf der Bühne hüpfen mit wilden Bewegungen mehrere Tänzer mit freiem Oberkörper.

Eine ganz normale Disco im Jugendzentrum Statthaus Böcklerpark an der Prinzenstraße in Kreuzberg? Nicht ganz: Es ist erst 18 Uhr 30 an einem Mittwoch, seit einer halben Stunde tanzen die ersten Gäste. Einige haben flache Gesichter mit schräg stehenden Augen – Anzeichen fürs Down-Syndrom. Andere bewegen ihren Rollstuhl im Rhythmus hin und her. Ein bisschen anders als in einem Club in Mitte geht es bei der Lebenshilfe-Disco zu, die jetzt zum 250. Mal stattfand. 10 000 Besucher kämen pro Jahr zu der Veranstaltung, sagt Organisator Gerd Hinrichs vom Verein Lebenshilfe. Auch wenn man es ihnen oft nicht ansieht, sind drei Viertel der Gäste Menschen mit Behinderung. Der Rest nicht – schließlich gehe es um Integration. Und die funktioniert nicht nur zwischen den Besuchern: „Anfangs war es mir peinlich, wenn mich jemand von denen auf der Straße gegrüßt hat“, sagt Hadi C. Der 19-Jährige verkauft den Discobesuchern Getränke. Inzwischen sieht er Menschen mit Behinderung mit anderen Augen. Mittanzen will er trotzdem nicht. Das stört Gerd Hinrichs wenig: „Integration heißt nicht, dass man sich lieben muss.“ Wieviel Distanz man halte, könne jeder selbst bestimmen. dma

Lebenshilfe-Disco im Statthaus Böcklerpark, Prinzenstraße 1: heute 18 -21 Uhr. Tel. 22 19 53 21

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