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Ausstellung im Martin-Gropius-Bau: Bilderhunger bei Hokusai

Dass Katsushika Hokusai der wichtigste Künstler Japans ist: daran ändern auch fehlende Stühle bei der Ausstellung im Martin-Gropius-Bau nichts. Aber auch Bundespräsident Wulff findet, ein paar Hocker mehr könnten es schon sein.

Die nächste Schlange ist schon da. Nein, nicht die am Bode-Museum bei der Ausstellung „Gesichter der Renaissance“, sondern am Martin-Gropius-Bau. Schon vor Einlass der geladenen Gäste zur Eröffnung der großartigen Retrospektive des japanischen Künstlers Hokusai stauten sich Donnerstagabend die Gäste bis zur Stresemannstraße, um einen ersten Blick auf diese Schau zum 150. Jahr der Freundschaft zwischen Japan und Deutschland zu werfen. Der Lichthof wurde vom Publikum geflutet, jeder Sims, jede Stufe, jeder Mauervorsprung wurde als Sitzfläche genutzt – ein paar Stühle mehr wären besser gewesen, hätten aber auch nicht ausgereicht – und es kamen immer mehr. Der Bitte, die Plätze eine Viertelstunde vor dem Bundespräsidenten einzunehmen, konnte nicht entsprochen werden, die bildhungrigen Menschen strömten einfach weiter in den Lichthof bis kurz vor Beginn der Veranstaltung, es blieben nur noch Stehplätze.

Joachim Sartorius, der Intendant der Berliner Festspiele, war sichtlich stolz ob des jetzt schon abzusehenden großen Erfolgs und er lobte die Weitsicht und Geduld von Direktor Gereon Sievernich, der schon 1980 bei seiner ersten Japanreise den Plan gefasst hatte, einmal Hokusai in Berlin zu zeigen. Im übertragenen Sinne verbeugte sich ein begeisterter Bundespräsident Christian Wulff nach seinem Rundgang vor den Machern der Ausstellung, der er viele Besucher wünschte. Mehrfach ermunterte er besonders Familien, doch mit ihren Kindern die Schau zu besuchen. Ein paar Hocker wären seiner Ansicht nach hilfreich, um die Bilder besser sehen zu können. Er dankte dem japanischen Botschafter Takahiro Shinyo für dieses wunderbare Geschenk, das Japan den Deutschen zum Freundschaftsjubiläum bereitet hat, und kündigte an, im Oktober Japan zu besuchen.

Seiji Nagata, der Kurator und weltweit beste Kenner von Hokusais Werk, redete so voller Begeisterung über den Meister, dass er zunächst vergaß, seiner Übersetzerin Zeit für ihre Arbeit zu geben. Er wollte in Berlin vor allem unbekannte Hokusais zeigen. Ganz Japaner, entschuldigte er sich am Ende dafür, dass er es nicht gewohnt sei, mit Übersetzerin zu sprechen und bekam dafür prompt den größten Applaus. Dichtes Gedränge dann in der exzellenten Schau, die man sofort besuchen sollte, bevor die Schlange vor dem Martin-Gropius-Bau anwachsen wird. Alles deutet darauf hin, dass dies eine Ausstellung ist, die über Berlin und Deutschland hinaus großes Interesse finden wird.

Bis 24. Oktober 2011. Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Mittwoch bis Montag 10 bis 20 Uhr, Dienstag geschlossen. Eintritt: 9, erm. 6 Euro, www.gropiusbau.de

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