zum Hauptinhalt

Ausstellung: "Kempowskis Lebensläufe"

Ab Sonntag ist das literarische und persönliche Archiv von Walter Kempowski in der Akademie der Künste zu sehen. Ob der schwerkranke Schriftsteller selbst zur Eröffnung erscheint, ist noch offen.

Berlin - Walter Kempowskis Zuchthausschuhe, ein Ziegelstein aus Bautzen, Fotos von Unbekannten im Freibad und in der Backstube: Für eine Literaturschau zeigt "Kempowskis Lebensläufe" viele unübliche Exponate. Die Akademie der Künste in Berlin stellt ab Sonntag das literarische und persönliche Archiv des in Rostock geborenen und in der Nähe von Bremen lebenden Schriftstellers aus - insgesamt 1600 Objekte. Eröffnet wird die Schau am Samstag von Bundespräsident Horst Köhler. Ob der schwerkranke Kempowski auch dabei sein werde, sei noch offen, sagte Archivdirektor Wolfgang Trautwein am Mittwoch.

500 laufende Meter Aktenordner hatte der 78-Jährige der Akademie 2005 übergeben. Dazu gehören Notizen, Dokumente, Briefwechsel und Fotos. Erstmals wird nun bis 15. Juli eine Auswahl daraus öffentlich gezeigt. Die Ausstellungsstücke stellen nicht nur Leben und Werk Kempowskis vor, sondern auch rund 100 Jahre deutscher Geschichte. Trautwein sagte, das Archiv sei Kempowskis "materialisiertes Gedächtnis" und ein "gigantischer Erfahrungsspeicher".

"Kempowskis Lebensläufe" thematisiert die Zeit des Schriftstellers im Zuchthaus Bautzen, seine Ankunft in der Bundesrepublik 1956, seine Laufbahn als Lehrer und Autor sowie seine Sammelleidenschaft. Kurator ist Dirk Hempel, ein langjähriger Mitarbeiter des Schriftstellers und Kempowski-Biograf.

Kempowski plant Lesung

Nach Angaben von Projektleiterin Sabine Wolf gibt es am 10. Juni einen "Sammeltag" mit Kempowski persönlich. Für den Schriftsteller seien die in Deutschland lebenden Migranten noch eine Lücke in seinem Archiv, die er gern füllen würde. Daher rufe er diese auf, ihm Tagebücher, Briefe und Fotos zu übergeben. Am 12. Juni will Kempowski zudem eine Lesung in der Akademie halten.

Kempowski wurde 1929 in Rostock geboren. 1948 verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal wegen angeblicher Wirtschaftsspionage zu 25 Jahren Zuchthaus, von denen er acht Jahre in Bautzen verbüßte. Nach seiner Entlassung zog er in den Westen und arbeitete jahrelang als Dorfschullehrer in Niedersachsen, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Romane wie "Tadellöser & Wolff" (1971), "Aus großer Zeit" (1978) und "Herzlich Willkommen" (1984) sowie die "Echolot"-Bücher mit Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false