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© dpa

Ausstellung: ''Zug der Erinnerung'' auf dem Abstellgleis

Am Sonntag kommt ein Gedenkzug nach Berlin. Darin werden Dokumente von Menschen gezeigt, die mit der Reichsbahn von den Nazis in den Tod transportiert wurden. Doch die Bahn will den "Zug der Erinnerung" weiter nicht in den Hauptbahnhof lassen.

Der Streit um die Stationen des „Zuges der Erinnerung“ geht in die nächste Runde: Nachdem die Deutsche Bahn AG zunächst die von den privaten Organisatoren geforderten Haltepunkte am Berliner Hauptbahnhof und am Bahnhof Grunewald wegen technischer Bedenken abgelehnt hatte, hat sich nun Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) an die Bahn gewandt. Er forderte gestern, dass für die Ausstellung „ein zentraler Ort in Berlin gefunden werden“ müsse. Zudem kritisierte er, dass die Bahn von der Bürgerinitiative Geld verlange. Seiner Ansicht nach soll die Bahn alle Trassen- und Stationsgebühren „eins zu eins“ an die Organisatoren – diverse Bürgerinitiativen – spenden. Ein Bahnsprecher sagte gestern, der Initiative werde nun ein Halt am S-Bahnhof Grunewald angeboten.

Im „Zug der Erinnerung“ werden Fotos, Filmaufnahmen und andere Dokumente von Menschen gezeigt, die während der NS-Zeit mit der Reichsbahn in Vernichtungslager deportiert wurden. Seine Ankunft in Berlin ist für den 13. April geplant. Die Organisatoren hoffen weiterhin, den Hauptbahnhof ansteuern zu können. Dabei kommt es jetzt auf die Einschätzung der Bundesnetzagentur an. Sie kann endgültig darüber entscheiden, ob die Einwände der Bahn gerechtfertigt sind. Mit einer schnellen Entscheidung ist aber nicht zu rechnen. Die Bahn hat allein für die Einfahrt zum Hauptbahnhof 28 Konfliktpunkte angemeldet, wo der Zug andere Verbindungen stören würde.

„Das Verhalten der Deutschen Bahn AG gegenüber der Initiative ist absolut unverständlich, peinlich und provinziell“, sagte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) und forderte ein Machtwort von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. „Dass der Zug der Erinnerung ausgerechnet in Berlin aufs Abstellgleis geschoben werden soll, ist nicht hinnehmbar.“ Auch vom Internationalen Auschwitz-Komitee kam Kritik: „Die würdelose Haltung der Deutschen Bahn AG gegenüber einem so wichtigen bürgerschaftlichen Engagement beschädigt das Ansehen Deutschlands und wirkt wie eine Ermutigung für Rechtsextreme in Europa“, so Präsident Noach Flug.

Unterdessen versucht die Bahn gegenzusteuern. „Es sprechen nur technische Dinge gegen eine Nutzung der beantragten Trassen. Aus politischen Gründen könnten wir sie gar nicht sperren“, sagte Bahn-Sprecher Jens-Oliver Voß.

Hans-Rüdiger Minow, Sprecher der Vereins Zug der Erinnerung, nannte die Argumente der Bahn „rechtsirrtümlich, falsch und vorgeschoben“. Er betonte, dass die Ausstellung in Berlin zur Not auch „auf einem Schrottplatz“ gezeigt werde. „Wir sind traurig, dass das Ausmaß der Verbrechen einigen noch nicht klar zu sein scheint und wir sind wütend, dass ein Einvernehmen nicht möglich ist.“

Julian Heißler, DDP

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