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Berlin: Ausstellung zum 20. Todestag von Axel Springer

Das Foto zeigt den Mauerfall von 1967. Einem Arbeiter am Bildrand kippt die zwischen Ost- und West-Jerusalem errichtete Betonwand fast vor die Füße.

Das Foto zeigt den Mauerfall von 1967. Einem Arbeiter am Bildrand kippt die zwischen Ost- und West-Jerusalem errichtete Betonwand fast vor die Füße. „Lieber Axel, das ist eine kleine Aufmerksamkeit von Jerusalem nach Berlin. Dein Teddy Kollek“, hatte der Bürgermeister der im Sechstagekrieg wiedervereinten Stadt dazugeschrieben. Kollek und Axel Springer waren befreundet. Das Engagement des Verlegers für den jüdischen Staat und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland spiegelt sich in Springers Beziehungen zu israelischen Politikern: Fotos dieser Begegnungen bestimmen die Hommage zu seinem 20. Todestag im Jüdischen Gemeindehaus an der Fasanenstraße.

Axel Springer sei ein Visionär gewesen, würdigte bei der Ausstellungseröffnung der Gemeindevorsitzende Albert Meyer den Verlagsgründer. Botschafter Shimon Stein berichtete, Springer sei bei seinen 30 Reisen durch Israel oft von deutschen Juden angesprochen worden, die in ihm „das andere Deutschland“ gesehen hätten. Unterstützt habe er Israels Aufbau durch Spenden und durch seine Publikationen: Heute erkenne man, dass ein verzerrtes Israel-Bild den Antisemitismus fördere.

Interessant sind historische Bildgeschichten der Ausstellung: Springer in der Jerusalemer Altstadt 1967, beim Besteigen eines Hubschraubers im YomKippur-Krieg 1973, mit General Scharon beim Besuch der Westbank 1979, mit Helmut Kohl und Simon Wiesenthal. Dass es sich bei Springers projüdischer Haltung um ein Anliegen handelte, für das er betete und „mehr empfand, als er je selbst ausdrücken konnte“, berichten Weggefährten. Wie hätte sich wohl Nachkriegsdeutschland entwickelt, wenn statt des Philosemiten ein Judenfeind mächtigster Meinungsmacher gewesen wäre?

Schwierige Fragen vermeidet diese Dank-Präsentation. Im Lebenslauf des Verlegers wird erwähnt, dass Springers Konzern „wegen der starken Verbreitung seiner Zeitungen ... vorwiegend von linksorientierten Studenten kritisiert“ worden sei. Dass nach dem Attentat auf Rudi Dutschke unter dem Slogan „Bild schoss mit“ gewalttätige Demonstrationen stattfanden. Dass 1972/73 bei Anschlägen auf Springers Büro- und Privathäuser 17 Menschen verletzt wurden. Als Geschichtslektion ist das zu wenig. Es soll auch Juden geben, die Axel Springers medienpolitisches Lebenswerk bedenklich finden.

Bis 23. Oktober, Jüdisches Gemeindehaus, Fasanenstr. 79/80, Charlottenburg

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