zum Hauptinhalt
Die Unentwegten. Auch am Sonntag warteten die Menschen viele Stunden vor der Frida-Kahlo-Ausstellung.

© Thilo Rückeis

Ausstellungs-Finale: Schlangenmenschen für Frida Kahlo

Von der Kunst, acht Stunden Wartezeit zu ertragen: Zum Finale ist die Frida-Kahlo-Schau im Martin-Gropius-Bau heute bis 24 Uhr geöffnet.

Von Sandra Dassler

Kleinere Leute brauchen 185 Schritte vom Ende der Schlange bis zum Eingang des Martin-Gropius-Baus. 185 Schritte bis zum Schild mit der Ankündigung: „Noch etwa zwei Stunden bis zur Frida-Kahlo-Ausstellung“. Leider benötigt man schon für die 185 Schritte bis hierher fast sechs Stunden. Deshalb steht eine Mitarbeiterin am Ende der Schlange und sagt jedem Neuankömmling: „Es dauert etwa acht Stunden.“ Das gilt auch noch am vorletzten Tag vor Ausstellungsende. Viele sind geschockt. Doch Camilla und Jacek aus Wroclaw, die kurz vor 15 Uhr die Ausstellung betreten, bestätigen es: „Um acht haben wir uns angestellt.“

Um acht Uhr lagen andere schon drei Stunden auf der Isomatte vor dem Eingang, erzählt ein Ordner. Und rät jedem, der den Besuch auf den letzten Ausstellungstag am heutigen Montag verschiebt, schon um fünf Uhr Uhr da zu sein: „Um sieben ist die Schlange schon endlos.“

Michael Retzlaff aus Berlin hat sich durch die Schlange gekämpft.
Michael Retzlaff aus Berlin hat sich durch die Schlange gekämpft.

© Thilo Rückeis

Die Menschen in der Schlange nicken und sparen nicht mit Tipps. „Das Wichtigste sind ein Stuhl, etwas zu essen und zu trinken – und dass man kontaktfreudig ist“, sagt Uta Westermann aus Kleinmachnow. Sie hat nette Leute kennengelernt: Mutter und Tochter aus Freden bei Hannover. Die erzählen, dass sie zwar im Fernsehen von den langen Wartezeiten gehört, es aber nicht geglaubt hätten. Am meisten wundern sie sich, dass so viele Leute aus Berlin erst jetzt die Ausstellung besuchen. Das sei immer so, sagt ein Berliner: „Ich hab’ auch immer gedacht, es sind noch ein paar Wochen, und plötzlich ist die Zeit doch um.“

So ging es wohl auch Marion Baumann aus Tempelhof. Sie hat sich gegen 11 Uhr, ausgerüstet mit dem Jägerhocker ihres Mannes und einem brandneuen Krimi, in die Schlange begeben. 167 Seiten und sechs Stunden später ist sie immerhin schon im Gebäude.

Auch Familie Glasgow aus Holland hat es endlich geschafft.
Auch Familie Glasgow aus Holland hat es endlich geschafft.

© Thilo Rückeis

Michael Retzlaff hat die Stunden in der Schlange der Lektüre der Sonntagszeitungen gewidmet. Er sitzt in einem bequemen Regiestuhl, den er immer mal wieder an Frauen seiner Umgebung abtritt. „Im Zeitalter von Handy und SMS ist das hier unwürdig“, sagt er. Andere hatten sich frühzeitig ein Online-Ticket mit Einlasszeit besorgt. Die gute Laune lässt sich Retzlaff aber nicht verderben, so wie fast alle Besucher. „Wer kann, sollte zu zweit kommen“ rät Petra Bartel. „Da kann immer einer Essen oder Trinken besorgen und der andere den Platz behaupten.“

Immer nur warten. Friedrich Althoff und Erika Heck (links) haben umdisponiert: Sie sehen sich die Frida-Kahlo-Ausstellung in Wien an.
Immer nur warten. Friedrich Althoff und Erika Heck (links) haben umdisponiert: Sie sehen sich die Frida-Kahlo-Ausstellung in Wien an.

© Thilo Rückeis

Gegen 15 Uhr wird die Schlange zwar kürzer, aber keiner kann Friedrich Althoff und Erika Heck aus Heidelberg garantieren, dass sie noch in die Ausstellung kommen. Als sie hören, dass diese ab September in der österreichischen Hauptstadt zu sehen ist, beschließen sie spontan: „Dann fahren wir nach Wien.“ Am Abend kommen die beiden dann doch noch zu Frida Kahlo. Die Veranstalter hatten sich gestern kurzfristig entschlossen, die Ausstellung zwei Stunden länger, bis 24 Uhr, zu öffnen. Auch zum heutigen Finale gibt es Kahlo bis Mitternacht. Sandra Dassler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false