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Ausstellungseröffnung: Loriot im Keramik-Museum

Im Berliner Keramik-Museum in Charlottenburg werden von 18. Februar bis 13. Juni von Loriot bemalte Unikate einer Berliner Hobby-Töpferin zu sehen sein.

Der Fisch mit dem lustigen, knollennasigen Frauengesicht hat einen Busen, lange grüne Algenhaare und einen roten Knutschmund. Er schwimmt auf einer beigefarbenen Keramikkachel, die die Berlinerin Martina Robl gebrannt hat. Die Fischfrau selbst stammt jedoch nicht von Robl. Denn bereits auf den ersten Blick ist klar, dass dieses liebenswerte Geschöpf mit dem seligen Lächeln und der auffälligen Kartoffelnase nur einen geistigen Vater haben kann. Und das ist Vicco von Bülow alias Loriot.

Rund 40 von Robls Arbeiten, die Loriot zwischen 2004 und 2008 als Unikate bemalt hat, stellt ab Samstag (19.2.) das Keramik-Museum Berlin in seinem Kabinett aus. Parallel zu „Intermezzo – von Loriot bemalte Keramik” wird dann auch die neue Ausstellung „Kunsthandwerk Richard Uhlemeyer” gezeigt. Sie gibt einen breiten Überblick über die Arbeiten der Hannoveraner Werkstatt zwischen 1935 und 1961, darunter viele Vasen mit Reduktionsglasuren und mehrere Kleinplastiken und Einzelstücke. Unter anderem sind mit fünf besonders großen, teils selenroten Vasen einige Leihgaben Wolfgang Joops aus seiner Privatsammlung zu sehen. Beide Ausstellungen werden am heutigen Freitag um 19 Uhr von Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen feierlich eröffnet.

Beim Eintritt in den kleinen begrünten Hof des ältesten Bürgerhauses Charlottenburgs, das im nächsten Jahr sein 300. Jubiläum feiert, steht bereits das größte Exponat der Loriot-Ausstellung. Es ist eine 1,80 Meter lange, beheizbare ergonomische Liege aus Ofenkacheln, auf denen sich ein Loriot-Männchen – bei seiner Größe wäre „Mann“ ausnahmsweise angebrachter – entspannt. Zu seinen Füßen ist der Spruch aufgemalt: „Beim ersten Blick erkennt man schon das Komische im guten Ton...” Die kurze Treppe hinauf ins Kabinett wimmelt es dann auf kindlich-naiv anmutender aber nicht reizloser Keramik nur so von Loriotschen Gestalten, Tieren und Blumen.

Ein Elefant, vermutlich Wendelin oder sein Bruder, tummelt sich auf Tassen und Tellern, es gibt ein Mops-Geschirr mit Auslassungen für Tassen und mit adretten Mops-Fliegen als Dekoration. In zwei Waschbecken üben Elefant und Engelchen die Kunst des glücklichen Lebens, und auf einem kleinen Tisch sitzt in Anspielung auf einen bekannten Sketch Loriots ein Knollennasenmännchen vor seinem Frühstücksei. Auch eine kleine Badewanne steht dort, in der sich ein nackiges Pärchen auf ein gemeinsames Bad freut. Typisch Loriot strahlen Männlein und Weiblein eine fröhliche Sinnlichkeit aus, die in all ihrer verschmitzten Anzüglichkeit von Herzen unschuldig wirkt. Das drollige Seegetier mit menschlichem Antlitz taucht, soweit Museumsleiter Heinz-Joachim Theis in Erfahrung gebracht hat, nur auf einigen dieser Unikate und darüber hinaus nicht noch einmal in Loriots Werk auf.

Dass Loriot zur Ausstellungseröffnung erscheinen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Seit Jahren lebt der 87-Jährige, der in Brandenburg an der Havel geboren wurde, zurückgezogen am Starnberger See. Wie der Humorist und Robl sich 2001 kennengelernt haben, ist nicht bekannt. „Zufällig” ist alles, was Robl preisgeben möchte. Und dass es über die Jahre immer wieder zur gelegentlichen Zusammenarbeit kam. Die 51-Jährige Wilmersdorferin arbeitet als Physiotherapeutin und ist seit rund zehn Jahren Hobby-Keramikerin. Aufbautechniken und Unterglasurmalerei interessieren sie besonders, sie betrachtet Loriots Zeichnungen als karikaturistische Bereicherung ihrer Arbeit – und ihres Lebens. Denn Robl, die zwei Kinder hat, benutzt im Alltag besonders gern das Mops-Geschirr.

Schustehrusstraße 13. Die Loriot-Keramik wird bis zum 13. Juni, die Uhlemeyer-Ausstellung bis zum 15. August gezeigt. Öffnungszeiten Sa, So und Mo 13 bis 17 Uhr. Eintritt zwei Euro, Kinder bis 14 Jahre in Begleitung Erwachsener frei. Infos unter Tel. 3212322 oder auf www.keramik-museum-berlin.de.

 

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