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Schlüssel zum Glück. Die Zehntklässler Sidney (links) und Kaan arbeiten besonders gerne mit Maschinen.

©  Susanne Vieth-Entus

Auszeichnung für Berufsvorbereitung: Von der Fahrradwerkstatt zum Traumjob

Rund 15 Schülerfirmen gibt es an der Paul-Löbe-Schule. Jetzt wurde sie für ihre gute Berufsvorbereitung ausgezeichnet.

Ein Skikeller mitten in Reinickendorf? Und dazu in einer Schule? Gibt es. Und dazu jede Menge Schüler, die genau wissen, wie man die Skier auf Vordermann bringt, wer welche Stöcke bekommt und welche Eigenschaften ein guter Helm aufweisen muss, damit den Mitschülern auf der nächsten Skireise nichts passiert.

Aber das ist längst nicht alles. Denn nebenan gibt es noch die Fahrradwerkstatt und das Fotolabor, die Lehrküche und zehn weitere Schülerfirmen, in denen Neunt- und Zehntklässler Bestellungen entgegennehmen, Aufträge abarbeiten oder Lieferungen vorbereiten – an einem ganz normalen Vormittag an der Paul-Löbe-Sekundarschule.

Acht Schulen erhalten das Qualitätssiegel

Allerdings läuft diese Woche nicht alles in den üblichen Bahnen, denn es hat sich bereits herumgesprochen, dass die Schule - zusammen mit sieben weiteren Berliner Schulen - an diesem Donnerstag das begehrte „Qualitätssiegel für exzellente berufliche Orientierung“ erhält. Darum erklären die 15-jährigen Zehntklässler Sidney und Kaan an diesem Vormittag mit Schraubenschlüsseln in der Hand, wie ihre Schule ihnen auf die Sprünge geholfen hat – wobei ihnen Worte wie „Potenzialanalyse“ und „Berufswahlpass“ ganz leicht über die Lippen kommen.

Die Schüler lernen ihre Stärken kennen

An der Paul-Löbe-Schule wird nichts dem Zufall überlassen, wenn es darum geht, den Schülern den Weg in eine Ausbildung zu ebnen. Ab der siebten Klasse geht es in die schuleigenen Werkstätten, bevor dann in Klasse 8 das erste von drei Betriebspraktika ansteht. Besagte „Potenzialanalyse“ in Klasse 8 soll den Jugendlichen dabei helfen, ihre eigenen Stärken einschätzen zu können: Da wird dann Bekanntschaft mit verschiedenen Berufen gemacht, da werden kleine Gegenstände genäht, Blumen gebunden oder es wird mit Metall gearbeitet, um herauszufinden, was den Schülern gefällt. Die Ergebnisse finden sich dann im Ordner für den Berufswahlpass – Seite an Seite mit den Praktikumsberichten und den Erfahrungen aus den Schülerfirmen.

Im Skikeller. Der 15-jährige Kaan kümmert sich um die Skiausrüstung seiner Schule.
Im Skikeller. Der 15-jährige Kaan kümmert sich um die Skiausrüstung seiner Schule.

© Susanne Vieth-Entus

„Das Praktikum dort hat mich glücklich gemacht“

„Wir bieten das alles sehr strukturiert an“, berichtet Solveig Hauer. Sie fungiert als Berufs- und Studienkoordinatorin in der Löbe-Schule und muss etwa darauf achten, dass die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und den Partnerbetrieben gut läuft. Die Betriebe sind unentbehrlich, wenn es um die Praktikumsplätze geht, die im Idealfall zur Anbahnung von Ausbildungsverhältnissen dienen. So wie vielleicht bei Kaan, der unbedingt KFZ-Mechatroniker bei Mercedes Benz in der Holzhauser Straße werden möchte. „Das Praktikum dort hat mich glücklich gemacht“, berichtet der Zehntklässler, der längst seine Bewerbung bei Mercedes abgegeben hat. Und auch sein Klassenkamerad Sidney hofft darauf, dass es etwas wird mit seiner Bewerbung als Industriemechaniker bei BMW, denn auch er hat am liebsten mit Maschinen zu tun.

Es geht um Vernetzung - auch

„Das Besondere an der Paul-Löbe- Schule ist die große Bandbreite an Schülerfirmen, die intensive Kommunikation intern, die vorbildliche Betreuung der Förderschüler und die gute Vernetzung“, nennt die IHK einige Gründe dafür, warum die Schule zu den acht Schulen gehört, die dieses Jahr das Qualitätssiegel erhalten haben. Wobei zur Vernetzung nicht nur die vielen Drähte in die Betriebe gehören, sondern auch die Schnuppertage im benachbarten Friedrich-Engels-Gymnasium und die vielen Kontakte zu beruflichen Oberstufenzentren wie der angesehenen Georg-Schlesinger- Schule, die neben einer Ausbildung auch Wege zum Abitur anbieten.

Dass sich IHK, Handwerkskammer, Bildungsverwaltung, Agentur für Arbeit sowie die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) zusammengetan haben, um ein Qualitätssiegel für berufliche Orientierung zu vergeben, hat einen simplen Grund: Ein Großteil der Schulabgänger findet keinen oder den falschen Ausbildungsplatz: Zu wenig bekannt sind die über 300 verschiedenen Berufe, zu unklar die Vorstellung der Jugendlichen von ihren eigenen Stärken und Schwächen. Laut IHK und UVB lösen 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildungsverträge auf oder brechen die Ausbildung sogar ganz ab. Dabei soll es nicht bleiben.

Diese sieben weiteren Schulen wurden ausgezeichnetet:

Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium /Spandau, Ferdinand-Freiligrath-Schule/Friedrichshain-Kreuzberg, Hildegard-Wegscheider-Gymnasium/Charlottenburg-Wilmersdorf, Schule an der Haveldüne/Spandau, 6. Schule Treptow-Köpenick,  Wolfgang-Borchert-Schule/Spandau

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