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Jugend_hilft

© Meroth

Auszeichnung: Mit ganzem Herzen

Ein Drittel der deutschen Jugendlichen engagiert sich in sozialen Projekten und beweist, dass das gängige Bild der pöbelnden Bildungsopfer grundlegend falsch ist. Im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend hilft!" werden zehn von ihnen ausgezeichnet.

Helfen ist gar nicht so schwer, findet der zehnjährige Jonathan aus Würzburg. Gestern erklärte er Eva Köhler im Schloss Bellevue, wie es gehen kann. „Man schaut sich einfach um und sammelt auf, was die Natur hergibt“. Zusammen mit seinen sechs- und achtjährigen Geschwistern hat er Walnüsse gesammelt, die sonst am Boden verrottet wären, insgesamt 55 Kilogramm. Die 500 Euro, die sie damit verdient haben, spendeten die Geschwister der Stiftung „SOS Familie“, die ihnen selbst mal kurzfristig geholfen hat, als die Mutter schwer krank war.

„Nüsse für den guten Zweck“ ist eins von zehn Siegerprojekten des Wettbewerbs „Jugend hilft!“, der in den fünf Jahren seines Bestehens immens an Bedeutung gewonnen hat. Die Resonanz auf den Wettbewerb war bundesweit groß, rund 18 000 Bewerbungen wurden diesmal eingereicht.

Preisverleihung durch prominente Laudatoren

Die Sieger haben die Teilnahme an einem „Jugend hilft!“-Camp gewonnen, das in dieser Woche in Berlin stattfand. Gestern wurden sie von der Frau des Bundespräsidenten empfangen, und am heutigen Freitag werden sie bei einer Preisverleihung im Tipi-Zelt von Laudatoren wie Florian Henckel von Donnersmarck, Jan Josef Liefers, Rita Süssmuth und Giovanni di Lorenzo gewürdigt. Zwar sind unter den Siegern keine Berliner Projekte, wohl aber unter den 70 vom „Jugend hilft!“- Fonds geförderten sozialen Initiativen, unter anderem „Kids im Kiez“, „Schrei für Dein Recht“ und „Kid Courage!“.

Etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ist in Deutschland in sozialen Projekten engagiert, sagte Initiator Florian Langenscheidt. Damit dieser Einsatz die Anerkennung findet, die er verdient, wurde der Preis erfunden. „Es soll bei Wettbewerben nicht immer nur ums Hirn gehen, sondern auch ums Herz.“ Dies seien Jugendliche, die nicht auf den Staat oder auf Institutionen warten, sondern selber anpacken.

Und wie sie das tun, erzählten die Kinder und Jugendlichen mit erstaunlicher Souveränität. Ein Jahr lang haben rund 150 Schüler des Gymnasiums Neckartenzlingen jedes Wochenende und all ihre Ferientage in die Renovierung ihrer Schule gesteckt. Dazu kamen drei Projekttage mit allen 850 Schülern. Es wurde tapeziert, gestrichen, ein Freiluft-Klassenzimmer gebaut, eine Kletterwand. Am Anfang standen 600 Ideen, was man verbessern könnte. Die Lehrer hielten sich zurück. „Wenn ein Klassenzimmer giftgrün werden sollte, wurde es giftgrün“, erzählt der Begleitlehrer ergeben. Auch ein Pausenradio sei installiert worden, berichtet der 19-jährige Simon Huber. Hätte man alles von Handwerkern machen lassen, wären 200.000 Euro nötig gewesen, so kam man mit 70.000 Euro aus.

Kochrezepte als Dankeschön

Ganz anders packen Anja und Gabriele an. Die beiden 16-Jährigen besuchen Senioren in Altenheimen. Manchmal kommen die Rentner auch zu ihnen in die Schule, zum Handykurs oder um einen Web-Führerschein zu machen. Als Dankeschön senden die Senioren manchmal Kochrezepte per E-Mail, erzählen die beiden. Es sei einfach schön, wenn die alten Leute sich freuen und neue Betätigungen wie etwa das Internet für sich entdecken.

Ein anderes Projekt nennt sich „Schülerrichter in Aktion“. Die Teenager gehen auf straffällig gewordene Kinder und Jugendliche zu mit dem Ziel, junge Straftäter mit ihrem Verhalten zu konfrontieren und eine Wiedergutmachung zu vereinbaren. Hilfe für Nepal haben sich Freiberger Schüler auf die Fahnen geschrieben. Mit einer eigenen Solaranlage haben sie Geld für ein Dorf in Nepal erwirtschaftet und 174 Nepalesen eine Augenoperation finanziert, um sie vom Grauen Star zu befreien. „Ihr packt an und verwandelt Situationen und sogar Menschen zu etwas Besserem“, rief Eva Köhler den Jugendlichen zu. „Ihr lernt eure Kräfte kennen, stellt fest, was ihr alles könnt, und seid Vorbild für andere Jugendliche.“ Initiator Florian Langenscheidt betonte, wie wichtig es sei, dass die Gesellschaft den „stillen Helden“ unter den Jugendlichen auch mal Danke sage – und anerkenne, dass man auch auf dem Feld des Herzens ein Star werden kann. Und er möchte, dass sich das Drittel sozial engagierter Jugendlicher in diesem Land möglichst bald zu einer Hälfte weitet.

Informationen über den Wettbewerb, beteiligte Projekte mit Internetadressen und Bewerbungsunterlagen gibt es auf der Homepage www.jugend-hilft.de.

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