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Andrea Grebe ist Chefin von neun Berliner Krankenhäusern, die zu Vivantes zusammengeschlossen sind. Weil sie dabei nicht nur auf den Gewinn schaut, sondern auch auf die Qualität in der Versorgung der Kranken, erhält sie den Qualitätspreis Gesundheit 2016.

© Mike Wolff

Auszeichnung von Vivantes-Chefin: Andrea Grebe erhält Deutschen Qualitätspreis Gesundheit

Vivantes-Chefin Andrea Grebe hat ihrem Klinikkonzern mehr Qualitätskontrollen verordnet. Dafür wurde sie jetzt ausgezeichnet.

Auch Chefärzte brechen nicht gerade in Jubel aus, wenn man von ihnen mehr Arbeit verlangt – und die Qualität der Behandlung zu messen, das ist auf jeden Fall Mehrarbeit. Für die Patienten aber ist es ein deutlicher Mehrwert, wenn die Krankenhäuser über das gesetzlich vorgeschriebene Maß auf Qualität achten.

Andrea Grebe, Vorstandvorsitzende des Klinikkonzerns Vivantes, hat in ihren neun Berliner Krankenhäusern diesen Mehrwert für die Kranken durchgesetzt – immerhin jeder dritte stationäre Patient in Berlin wird in einer Vivantes-Klinik behandelt. Dafür sollte Grebe am Donnerstagabend mit dem Deutschen Qualitätspreis Gesundheit 2016 ausgezeichnet werden, den Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin jährlich gemeinsam vergeben. Die Preisübergabe fand im Rahmen des zweitägigen Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit statt, der am Freitag in Berlin zu Ende geht.

Deutliche Verbesserung in der Qualitätssicherung

Das gesetzlich vorgeschriebene Maß der Qualitätssicherung erstreckt sich nur auf relativ wenige Behandlungen. Vor allem in der Orthopädie, bei der Geburt und in der Herz-Kreislauf-Medizin werden Komplikationen, Wundinfektionen oder Reparatur-Operationen erfasst und einmal im Jahr auch veröffentlicht. Andrea Grebe hat durchgesetzt, dass seit 2015 diese sogenannte „Externe Qualitätssicherung“ um ein weiteres System erweitert wurde, das quasi für alle Behandlungen im Krankenhaus unter anderem die Sterblichkeit erfasst.

Entwickelt wurde das System von den privaten Helios-Kliniken. Doch Vivantes hat das nicht nur übernommen, sondern weiterentwickelt. So werden einmal jährlich die Ergebnisse in einem internen Dialog mit allen ärztlichen Leitern der Vivantes-Kliniken durchforstet auf der Suche nach Auffälligkeiten.

Bereits nach einem Jahr dieser Doppelstrategie habe man eine deutliche Verbesserung in der Qualitätssicherung erreichen können, sagt Eberhard Thombansen, Leiter Ressort Medizin- und Qualitätsmanagement bei Vivantes. „Die Dokumentation der Behandlungen und damit die Möglichkeit, Auffälligkeiten zu finden und zu beseitigen, hat sich verbessert.“ Ein anderes Beispiel sei der Einsatz von Antibiotika.

Gerade die unnötig häufige Verwendung von hochwirksamen Antibiotika in deutschen Krankenhäusern hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass immer mehr Krankheitserreger unempfindlich gegen die Medikamente werden. Bei vielen Chefärzten von Vivantes habe durch die verschärfte Qualitätsüberwachung ein Umdenken stattgefunden, sagt Thombansen.

Andrea Grebe hatte Turbulenzen durchzustehen

Ohne Stirnrunzeln bei manchem Chefarzt über den Mehraufwand und vor allem den internen Qualitätsvergleich mit anderen, womöglich besseren Kollegen lief das nicht ab, ist bei Vivantes zu hören. „Wer sich ein bisschen in der Berliner Krankenhausszene auskennt, weiß, welche Turbulenzen Andrea Grebe hier durchzustehen hatte“, meint auch Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Leiterin Uniklinik Heidelberg. Sie ist die Laudatorin für Andrea Grebe bei der Preisverleihung. Die Vivantes-Qualitätsoffensive nehme vieles von dem vorweg, was das neue Krankenhausstrukturgesetz an Qualitätsanforderungen vorgebe, sagt Gürkan.

Und die Offensive ist offenbar noch nicht beendet. Ab 2017 wird Vivantes über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus auch Daten zur Klinikhygiene erfassen – also zum Beispiel das Auftreten von antibiotikaunempfindlichen Krankheitserregern und den Verbrauch von Händedesinfektionsmitteln. Bisher standen die Hygieniker des Konzerns diesem KISS genannten Überwachungssystem, das bereits viele Kliniken einsetzen, eher skeptisch gegenüber. Auch diese Änderung hat Grebe durchgesetzt.

Sicher, eine Klinikchefin muss auf die Wirtschaftlichkeit ihres Unternehmens achten. Aber „gute Qualität rechnet sich sehr erfolgreich bei Deinen Einrichtungen“, gab Laudatorin Gürkan der Ausgezeichneten mit auf den Weg. Als Qualitätsaktivistin sei Grebe ein Vorbild für viele Krankhausmanager.

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