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Autobrand: Schnell wie die Feuerwehr

Am Freitagabend züngeln Flammen in einem Auto, ein Zeuge wählt den Notruf. Der eigentlich kleine Brand weitet sich aus, denn die Hilfe steckt in einer Sackgasse. Pech für den Autobesitzer, auf dem Schaden wird er wahrscheinlich sitzen bleiben.

Freitagabend um 17.28 Uhr ist es noch ein kleiner Brand, den ein Zeuge der Feuerwehr meldet. Um 17.45 ist der Citroen Berlingo, der an der Schöneberger Apostelkirche parkt, ein Totalschaden – weil die Feuerwehrleute offenbar den Weg nicht kannten und die Polizisten nicht zum Feuerlöscher griffen. „Und ich dachte immer, die Feuerwehr hat Navigationsgeräte,“ sagt der Besitzer des zerstörten Autos am Tag danach.

Das ist passiert an dem kalten Freitagabend: Ein junger Mann entdeckt, dass Flammen im Motorraum des silbernen Autos züngeln, er wählt den Notruf 112. Die Leitstelle schickt aus der Wache in der Charlottenburger Rankestraße ein Löschfahrzeug. Die Entfernung von dort zum brennenden Berlingo im Kiez an der Kurfürstenstraße beträgt etwas mehr als zwei Kilometer. Einmal rechts und einmal links, mit Blaulicht müsste das in wenigen Minuten zu schaffen sein.

Schon nach zwei Minuten rauscht das Polizeiauto heran, kurz darauf ein weiteres. Die Beamten steigen aus und sondieren die Lage. Einer nimmt die Personalien des Notrufwählers auf. Anwohner, auf das Feuer aufmerksam geworden, werden Zeuge, wie die Polizisten minutenlang diskutieren, ob der Einsatz eines Feuerlöschers sinnvoll ist. Eine Mieterin redet auf die Uniformierten ein, doch endlich den Feuerlöscher zu holen. Diese lehnen ab, die Frau rennt ins Haus und holt einen Eimer Wasser. Löschen darf sie nicht, man schickt sie weg: „Zu gefährlich.“ Ein Polizist ist dann doch nicht bange, er geht zur Beifahrertür des brennenden Autos – und guckt hinein.

17.33 Uhr. Ein Polizist geht direkt an das Auto heran und sieht durch die Beifahrertür ins Innere. Löschversuche unternimmt er lieber nicht.
17.33 Uhr. Ein Polizist geht direkt an das Auto heran und sieht durch die Beifahrertür ins Innere. Löschversuche unternimmt er lieber nicht.

© Jörn Hasselmann

Die Diskussion unter den Beamten endet, als es zum ersten Mal knallt, so nach etwa fünf Minuten. Irgendetwas im Auto ist explodiert, nicht gewaltig, aber so, dass alle zusammenzucken. Noch drei Mal knallt es, mit Verzögerungen von einer halben Minute. „Wo ist die Batterie in ihrem Auto?“, fragt ein Polizist den Autobesitzer, der jetzt auch am Brandort steht, nachdem ihn eine Nachbarin aus der Wohnung geklingelt hatte. In Pantoffeln ist er losgelaufen, die Jacke hat er vergessen. Er ringt nach Worten.

17.39 Uhr. Die Feuerwehr ist elf Minuten nach der Alarmierung da und beginnt zu löschen. Der Wagen ist längst ein Totalschaden.
17.39 Uhr. Die Feuerwehr ist elf Minuten nach der Alarmierung da und beginnt zu löschen. Der Wagen ist längst ein Totalschaden.

© Jörn Hasselmann

Der Mann hört wie die anderen Zeugen bereits das Martinshorn der Feuerwehr in der Nähe. Doch die steht in einer Sackgasse, kehrt um und nimmt eine andere Zufahrt. Doch auch die ist gesperrt – der Kiez ist verkehrsberuhigt. Mittlerweile ist der Notruf acht Minuten her. Die Feuerwehrleute steigen aus, sie finden drei Poller, die sie aus dem dem Boden lösen können. Hundert Meter entfernt sieht der Autobesitzer, wie die Flammen immer größer werden.

Um 17.39 Uhr sind die letzten Meter überwunden. Ein Schlauch wird ausgerollt, nach schier endlosen Sekunden schießt das Wasser in die Flammen, es zischt und ruckzuck ist das Feuer aus.

Bevor die Polizisten abrücken, lassen sie den Autobesitzer noch wissen, warum sie die Handfeuerlöscher aus ihren Wagen nicht benutzt haben – wegen der Explosionsgefahr „und weil man damit so dicht heran muss“. Noch in der Nacht ordnet die Kriminalpolizei an, dass Wrack sicherzustellen, und am Morgen gibt das Polizeipräsidium eine Pressemeldung heraus: „In Schöneberg brannte gestern Nachmittag ein Citroen vollständig aus.“ Weiter heißt es „Weder ein technischer Defekt noch Brandstiftung können ausgeschlossen werden.“ In der Vergangenheit hatte das Präsidium gern darauf hingewiesen, dass Polizisten oder Zeugen selbst brennende Autos „vor Eintreffen der Feuerwehr“ gelöscht hatten. Bei der hieß es am Sonnabend, dass „es sicher eine bessere Anfahrt gegeben hätte“. Beim Versuch, die Poller zu umkurven, habe es ja zudem auch noch eine Beule am Feuerwehrauto gegeben.

Fazit: „Der Einsatz ist nicht so rund gelaufen.“

Die Versicherung konnte den Autobesitzer erst einmal nicht beruhigen. Geld gibt es nur bei einem technischen Defekt. Bei Brandstiftung bleibt er auf dem Schaden sitzen.

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