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Die Sommersaison ist vorbei. Aber auch im Herbst ist es an der Ostsee schön. Nur der Weg dorthin ist es nicht, weil man fest mit Stau rechnen muss.

© dpa

B96-Ausbau: Schneller an die Ostsee

Von wegen die Ostsee ist um die Ecke. Auf dem Weg dorthin muss man Stau fest einprogrammieren. Die Anwohner wiederum kommen nicht über die Straße. Nun soll bis Jahresende das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der B 96 eröffnet werden.

Für Ausflüge von Berlin in Richtung Ostseeküste oder zu den Seen zwischen Fürstenberg, Rheinsberg und Neustrelitz ist sie die richtige Strecke: die Bundesstraße B 96. Doch die Fahrt wird schnell zur nervenaufreibenden Bummel-Tour. Von Berlin aus geht es über die A 111 zum Kreuz Oranienburg, von dort ist die B 96 noch einige Kilometer vierspurig. Doch hinter Oranienburg kurz vor Nassenheide wird es eng, der Verkehr stockt und staut sich.

Vertreter aus Wirtschaft und Kommunen drängen nun auf den Ausbau der B 96 und haben Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) am Mittwoch ein Positionspapier überreicht. Danach soll die Bundesstraße bis zur Ostsee mehrspurig befahrbar sein, fordert die Industrie- und Handwerkskammer. Die Orte Teschendorf/Löwenberg und Fürstenberg/Havel sollten umfahren werden. Der Ausbau der B 96 wird seit 20 Jahren diskutiert, zahlreiche Umweltverbände riefen zum Widerstand, manche Gemeinden wollen die Straßen aus ihrem Stadtkern raushaben. Im Juni erst hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen ersten symbolischen Spatenstich gesetzt für den Neubau der B 96 auf der Insel Rügen.

Hoffnung auf eine neue Trasse gibt es nun auch in Brandenburg. Noch in diesem Jahr soll das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden, sagte Infrastrukturminister Vogelsänger dem Tagesspiegel. Doch ob und wann gebaut wird, ist unklar. Der Bund muss sparen. „Die Verkehrsbelastung ist enorm“, sagte Hans-Reinhard Reuter, Chef des brandenburgischen Landesstraßenbaubetriebes. „Am Wochenende und zu Stoßzeiten gibt es immer Stau.“ Nicht nur wie jetzt in den Herbstferien, sondern jeden Freitagabend und Sonnabend zieht die Karawane der Ausflügler in Richtung Norden – und am Sonntag wieder zurück nach Süden in Richtung Berlin.

In diesem Sommer haben die Behörden versucht, die Lage zu entschärfen. In Löwenberg werden an Wochenenden und Feiertagen die Ampeln abgestellt, an denen es regelmäßig zu kilometerlangen Rückstaus kam. Fußgänger haben dann allerdings das Nachsehen. „Man kommt im Guten nicht mehr über die Straße“, sagte Löwenbergs Bauamtsleiter Manfred Telm. „Das spricht für sich.“

Laut Statistik fahren 12 000 Autos an einem Tag über die nördliche B 96, für das Jahr 2025 werden 20 000 Fahrzeugen prognostiziert. Bei Unfällen geht fast nichts mehr auf der Strecke, dann ist die Strecke oft gesperrt – in beide Fahrtrichtungen. Wer schwere Lastwagen auf der von Bäumen gesäumten Allee überholen will, hat selten eine Chance – zu dicht reihen sich die Fahrzeuge aneinander, es herrscht permanenter Gegenverkehr.

Mit dem Planfeststellungsverfahren wäre der Anfang für einen Ausbau gemacht. Nach aktuellem Stand soll die B 96 dann komplett vierspurig vom Autobahndreieck Oranienburg bis nach Löwenberg zur B 167 führen. In Nassenheide würde die Straße auf einer komplett neuen Strecke verlaufen und den Ort noch mehr teilen. Seit Jahren protestiert eine Bürgerinitiative dagegen. Riesige Plakate an den Zäunen zeugen vom Widerstand. Eigentlich sollte das Planverfahren schon im Sommer eröffnet werden, aber der Bund hatte Einwände gegen die vom Land geplanten Lärmschutzmaßnahmen in Nassenheide, mit denen der Protest entschärft werden sollte.

Weiter Richtung Norden würde die neue Trasse an Teschendorf und Löwenberg vorbeiführen. Östlich von Löwenberg würde die B 96 auf die B 167 treffen und dann weiter – zweispurig – nach Fürstenberg und Neustrelitz gehen.

„Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn wir das Planfeststellungsverfahren in zwei Jahren schaffen“, sagte Infrastrukturminister Vogelsänger. Mit Klagen von Anwohnern und Bürgerinitiativen ist zu rechnen.

Inzwischen ist die Lage so angespannt, dass an einen weiteren Ausbau von Löwenberg nach Gransee und weiter nach Fürstenberg, dem Tor zur Mecklenburgischen Seenplatte, vorerst nicht zu denken ist. Dabei fordern Politiker und Bürger in Fürstenberg seit Jahren eine Ortsumgehung. Bislang schleppt sich der Verkehr mitten durch die enge Altstadt.

Immerhin steht der weitere Ausbau der B 96 nach Fürstenberg im Bedarfsplan des Bundes, doch Vogelsänger will der Region „keine Hoffnung machen“. Allein das Planfeststellungsverfahren für den Neubau von Nassenheide bis Löwenberg sei „ein Riesenkraftakt“. Die Zeiten seien „endgültig vorbei“, als noch über einen vierspurigen Ausbau bis nach Neubrandenburg nachgedacht wurde.

Zumindest sind die Straßenplaner vorbereitet. In ungewisser Zukunft könnte die B 96 hinter Löwenberg dreispurig werden, immer im Wechsel gäbe es dann in jeder Richtung abschnittsweise zwei Spuren, um den Verkehr zu entzerren.

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