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Berlin: Bad Freienwalde rätselt über Brandserie

Mehr als 30 Feuer innerhalb von fünf Monaten gab es in der Kurstadt. Polizei vergrößert ihr Ermittlerteam.

Von Matthias Matern

Bad Freienwalde - Anfangs brannten nur Schuppen und Garagen. Doch spätestens seit Montag vergangener Woche steht fest: Auch Menschenleben sind in akuter Gefahr. Insgesamt 14 Bewohner musste die Freiwillige Feuerwehr Bad Freienwaldes aus einem brennenden Mietshaus retten und mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus bringen. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte habe sich vor Ort ein „chaotisches Bild“ geboten, im zweiten und dritten Stock des Hauses hätten Personen an den Fenstern gestanden und um Hilfe gerufen, heißt es in der Einsatzbeschreibung der Brandbekämpfer. Aus Sicht der Polizei könnte der Vorfall zu einer Serie von Bränden gehören, die die Kurstadt seit rund fünf Monaten in Atem hält. Erst vorigen Sonnabend züngelten Flammen aus einem Abfallcontainer in einem Hinterhof. „Seit September hat es mehr als 30 Mal gebrannt. Wie nehmen die Vorfälle äußerst ernst“, berichtet Bärbel Cotte-Weiß, Sprecherin des zuständigen Schutzbereichs Märkisch- Oderland.

Ob tatsächlich alle Brände auf das Konto des selben Täters oder der selben Tätergruppe gehen, ist bislang unklar. Derzeit macht die Polizei mit einer zwölfköpfigen Ermittlungsgruppe Jagd auf den oder die Brandstifter. „Für Bad Freienwalder Verhältnisse ist das schon eine echte Hausnummer“, sagt Cotte-Weiß. Bereits zweimal wurde die Ermittlungsgruppe aufgestockt. Bislang jedoch ohne Erfolg. „Einige Brände weisen zwar gewisse Ähnlichkeiten auf. Eine einheitliche Handschrift aber lässt sich nicht erkennen“, sagt die Polizeisprecherin. Das Wenige, das die Ermittler bisher herausgefunden haben, wie etwa die Brandursache in einigen Fällen, soll aus „ermittlungstaktischen Gründen“, geheim bleiben.

Die Polizei hat die Bevölkerung inzwischen aufgefordert, verstärkt darauf zu achten, dass Türen und Kellerfenster stets wieder verschlossen werden. In der knapp 13 000 Einwohner zählenden Kurstadt macht sich mittlerweile Angst breit. „Wir stellen eine zunehmende Beunruhigung fest“, bestätigt Bärbel Cotte-Weiß. Wo und was als nächstes brennt, lasse sich einfach nicht abschätzen. „Am Anfang waren es nur unbewohnte Gebäude. Jetzt sind es Häuser, in denen auch Familien mit mehreren Kindern wohnen“, beschreibt die Polizeisprecherin. Auch räumlich lasse sich die Serie nicht näher einkreisen. „Es gibt keine Häufung von Fällen in einem bestimmten Viertel.“

In der Stadtverwaltung ist man ebenfalls ratlos – und mittlerweile auch genervt von der öffentlichen Aufmerksamkeit. Auf Nachfragen gibt sich Bürgermeister Ralf Lehmann (parteilos) einsilbig. Ob Vermutungen kursieren, wer hinter den Anschlägen stecken könnte, ob er sich an eine ähnliche Vorfälle erinnern könne? „Brandstiftungen gibt es immer und überall. Wir warten, bis die Ermittlungen ein Ergebnis bringen“, sagt Lehmann knapp. Berichte über eine Brandserie passen wohl nicht zum Image einer gepflegten Kurstadt. „Wenn sie über die Eröffnung des neuen Oder-Radwanderweges schreiben würden, wäre es mir lieber“, sagt der Rathauschef.

Dietrich Lamm, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, dagegen setzt auf Öffentlichkeit. Für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, hat er eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Die Wohnungsbaugesellschaft gehört ebenfalls zu den Betroffenen, hat einen Sachschaden in noch nicht geklärter Höhe zu beklagen. „Ein Haus von uns ist total ausgebrannt. Das war Mitte Januar. Außerdem kam es noch in einem Dachboden zu einem Brand“, berichtet Geschäftsführer Lamm. Die Versicherungen seien noch dabei, die Schadenssumme zu ermitteln.

Etwas unzufrieden ist Lamm mit seinen Mietern. Diese seien zwar beunruhigt, aber offensichtlich noch nicht beunruhigt genug. „Wir haben an allen Haustüren Aushänge angebracht und die Mieter gebeten, darauf zu achten, dass die Türen immer abgeschlossen sind“, berichtet der Geschäftsführer. Leider werde dem nicht immer Folge geleistet, klagt er.

Die Kitaleiterin Petra Böttcher sieht bislang keinen Grund für besondere Vorkehrungen. Bis zu 170 Kinder betreut sie täglich in der Tagesstätte Sonnenschein. „Man macht sich schon seine Gedanken und spricht auch im Team darüber“, sagt sie. Besondere Maßnahmen aber habe sie nicht angeordnet, sagt die Kitachefin. „Wir haben schließlich eine vernünftige Schließanlage.“ Matthias Matern

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