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Rettung im letzen Moment: 2009 sprang das letzte Mal jemand in ein Becken des Zoologischen Gartens. Damals ging die Situation jedoch leider viel schlimmer aus, denn die Frau wurde schwer verletzt.

© Youtube

Baden im Zoo: Planschen im Seebär-Becken ist nicht die einzige dumme Idee im Zoo

Im Zoo stieg eine Frau zu den Seebären ins Becken. Dass sie in Lebensgefahr war, war ihr wohl nicht klar. Und auch sonst rücken Besucher den Tieren oft zu nahe.

Vermutlich wollte sie ein besonders ausgefallenes Foto von sich machen lassen: Am Sonnabend stieg gegen 19.30 Uhr eine junge Frau im Bikini in das Becken zweier junger Seebären im Zoologischen Garten. Dort soll sie rund eine Viertelstunde geschwommen sein und sich von ihrem Begleiter fotografiert haben lassen, wie Medien am Diensteg berichteten. „Der Zoologische Garten hatte zu dieser Zeit bereits geschlossen. Die Frau beging eine Ordnungswidrigkeit und wir hätten die Polizei gerufen, hätten wir den Vorfall bemerkt“, sagt dazu Zoo-Pressesprecherin Claudia Bienek. Die Frau habe sich zudem in Lebensgefahr gebracht.

Gefahren für Menschen und Tiere

„Der Seebär macht seinem Namen alle Ehre“, sagt Ragnar Kühne, der zoologische Leiter des Zoos. Der Schädel dieser Robbenart ähnele dem des Bären, die Zähne seien spitz und scharf, die Beißkraft „enorm“. Selten würden diese Tiere angreifen, jedoch würden sie in Gefahrensituationen eine Kalkulation anstellen: Wenn die Distanz zwischen ihnen und einem Eindringling zu kurz zur Flucht erscheine, würden sie zur Selbstverteidigung durchaus zubeißen. Doch verantwortungslose Zoobesucher bringen nicht nur sich selbst in Gefahr. Auf der panischen Flucht vor menschlichen Eindringlingen habe sich zum Beispiel ein Großer Kudu, eine afrikanische Antilopenart, vor einiger Zeit am Gitter des Geheges verletzt. Das Tier sei an einem Schädelbasisbruch gestorben, sagt Kühne. Für schreckhafte Tiere sei schon Lärm eine Gefahrenquelle, weswegen im Zoo Ruhetafeln zu finden seien. Oft würden Besucher auch nah an Gitter herantreten, um mit dem Smartphone Selbstporträts aufzunehmen, sagt Zoo-Sprecherin Bienek. Alle Mitarbeiter würden dann sofort dazu ermahnen, die nötige Distanz zu den Tieren zu wahren. Das Fotografieren an sich sei jedoch kein Risiko für die Tiere, mit Ausnahme des Aquariums, wo Blitzlicht einige Fischarten erschrecken könne.

Die größte Gefahr für die Tiere im Zoo ist jedoch eine andere: das Füttern. Die Futtermengen seien für jedes einzelne Tier exakt bemessen, sagt Ragnar Kühne. Das Füttern durch die Besucher kann zu Vergiftungen und Verfettungen führen. Erst vor kurzem habe der Zoologische Garten einen Singschwan verloren, der an einer Leberverfettung starb. „Die Besucher haben ihn sehr gemocht. Es waren Stammgäste, die dachten, sie würden dem Tier mit dem Füttern eine Freude machen“, sagt Kühne. Der einzige Bereich des Zoologischen Gartens, wo das Füttern der Tiere gestattet werde, sei der Tierkinderzoo. „Dort gibt es an Automaten nährstoffarme Pellets, deren Menge wir überwachen können.“ Außerdem hätten die Streicheltiere, vorwiegend Zwergziegen, eine sehr robuste Verdauung. Wer die Tiere gefährde, sagt Pressesprecherin Bienek, begehe Verstöße gegen die Parkordnung, die polizeilich verfolgt werden könnten. Den Vorschlag, die Gehege des Zoos baulich stärker abzusichern, weist sie hingegen zurück, denn „der Zoologische Garten ist kein Hochsicherheitstrakt“. Ihr Kollege Kühne ergänzt: „Unsere zum Teil sehr alten Anlagen können wir nicht so konzipieren, dass niemand drankommt.“ Das Becken der Seebären sei aber beispielsweise durch einen Graben und eine Mauer abgegrenzt. „Jeder kapiert sofort, dass man da nicht rein darf.“ Bei tausenden Besuchern täglich kämen Vorfälle wie der vom Sonnabend nur selten vor.

Bade niemals mit den Eisbären!

Ein solcher Fall ereignete sich im April 2009. Eine Frau sprang in den Wassergraben im Eisbärengehege zu den vier großen Bären, darunter die Elterntiere von Knut. Eines der Raubtiere biss mehrmals zu, dabei riss es der Frau eine tiefe Wunde in den Oberarm. Ein anderer schnappte nach ihrem Bein. Tierpfleger lenkten die Bären mit Lärm ab und warfen der Frau Seile und einen Rettungsring zu. Erst nach mehreren Versuchen bekam sie ein Seil so zu fassen, dass die Männer sie über die Brüstung ziehen konnten.

Die Polizei ermittelte wegen Hausfriedensbruchs. Bereits im Dezember 2008 war ein geistig verwirrter 37-Jähriger aus Cottbus zu Knut ins Gehege gesprungen. Der Publikumsliebling war Menschen gewöhnt, Thomas Dörflein und das Tierpflegerteam hatten ihn ja von Hand aufgezogen. Dennoch hatte der Mann Glück, dass Knut nicht sein Terrain verteidigte, sondern gutmütig sitzen blieb: Eisbären gehören schließlich zu den gefährlichsten Raubtieren der Welt.

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