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Das ganze Jahr nass. Kombibäder wie das in der Seestraße sollen dazu animieren, öfters mal schwimmen zu gehen. Denn die Besucherzahlen sind rückläufig.

© Jörg Carstensen/picture alliance / dpa

Bäderkonzept Berlin und die Folgen: Senat will doch keine Schwimmbäder schließen

Von Pankow bis Mariendorf, von Staaken bis Tegel: Das neue Bäderkonzept ist da. Es geht um Neubauten und geschlossene Bäder. Am Dienstag will der Senat darüber beraten.

Von Sabine Beikler

Für viel Aufregung sorgte im Sommer 2013 die Ankündigung des Bäder-Chefs Ole Bested Hensing, bis zu 14 Berliner Schwimmbäder schließen zu wollen und stattdessen fünf Kombibäder zu errichten. Mit dieser Aussage provozierte der damals neue Chef der landeseigenen Berliner Bäderbetriebe heftigen Widerspruch in allen Fraktionen. Jetzt stehen Schließungen vorerst nicht mehr zur Debatte: Laut „Berliner Bäderkonzept 2025“, das dem Tagesspiegel vorliegt, bleiben alle 62 Hallen- und Freibäder erhalten. Und „mindestens 50 Prozent der in Hallenbädern vorhandenen Wasserflächen“ sollen für die Belange von mobilitätseingeschränkten Menschen vorgehalten werden. Dem Vernehmen nach will der Senat das Konzept am kommenden Dienstag verabschieden.

In der Bäderpolitik vollzieht sich ein weiterer Paradigmenwechsel. Statt wie bisher Millionen in die Sanierung maroder Bäder zu stecken, wird der Neubau von multifunktionalen Kombibädern, die 365 Tage im Jahr nutzbar sind, in einem Standortkonzept geprüft. Mit multifunktionalen Kombibädern sollen die Berliner auch mehr zum Bäderbesuch animiert werden. Denn die Besucherzahlen sind rückläufig. Zählten die Bäderbetriebe 2013 noch rund 6,4 Millionen Gäste, waren es im vergangenen Jahr weniger. Zwar verwies Sprecher Matthias Oloew auf den schlechteren Sommer und die damit verbundene geringere Auslastung der Sommerbäder. Der Senat beabsichtigt jedoch mit seinem Konzept eine grundsätzliche Strukturreform, weil man mit veralteten Bädern keine neuen Kunden gewinnen kann.

Das Schwimmbad Pankow kostet 28 Millionen Euro, das in Mariendorf 32 Millionen Euro

Wie berichtet sollen am Ankogelweg in Mariendorf und auf dem Gelände des bisherigen Sommerbads in Pankow Multifunktionsbäder entstehen. Die Kosten für das Mariendorfer Bad liegen laut Konzept bei 32 Millionen Euro, für den Pankower Standort bei rund 28 Millionen Euro. Die beiden Bäder sollen in drei Funktionsbereiche unterteilt werden: laute Bereiche wie das Sportbad werden von ruhigeren Bereichen wie der Saunalandschaft separiert. Dazwischen soll der Freizeitbadbereich entstehen mit der Möglichkeit, ganzjährig auch draußen zu schwimmen. Das Bad in Mariendorf soll ein 50-Meter-Becken mit sechs Bahnen, ein Sprungbecken, ein Lehrschwimmbecken und ein Kursbecken umfassen. Für den Freizeitbereich sind ein 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen, ein Kinderbecken, ein Rutschenlandebecken, Whirlpool, ein Erlebnisbecken sowie ein Wasserspielplatz und ein Ganzjahresaußenbecken geplant. Das Sommerbad soll aus einer Liegewiese, Nichtschwimmerbecken und Schwimmbecken bestehen. Und der Saunabereich soll Angebote im Innen- und Außenbereich mit einem Außen- und Tauchbecken erhalten.

Die landeseigenen Bäderbetriebe erhalten einen jährlichen Zuschuss von 45 Millionen Euro für den laufenden Betrieb und fünf Millionen für Investitionen. Laut Bested Hensing gibt es einen Sanierungsstau im Umfang von 93 Millionen Euro. Das sind Kosten, die investiert werden müssen, um die Bäder nicht schließen zu müssen. Die komplette Modernisierung der Bäderlandschaft würde rund 300 Millionen Euro kosten. Laut Bäderkonzept können die Bäderbetriebe künftig mit mehr Zuschüssen rechnen. Es müsse der „künftige Zuschussbedarf für den Haushaltsplan 2016/2017 geprüft werden“, heißt es.

Werden die Schwimmbäder in Tegel und Staaken geöffnet?

Trotz der Ankündigung, keine Bäder zu schließen, ist die Öffnung des Strandbads Tegel und des Sommerbads Staaken offenbar gefährdet. Der CDU-Sportpolitiker Tim-Christopher Zeelen organisiert Unterschriftenaktionen für Tegel, der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Heiko Melzer, mit anderen für Staaken. Das ärgert SPD-Sportpolitiker Dennis Buchner, der hinter den Aktionen „parteitaktische Spielchen“ vermutet. „Sie wissen doch jetzt, dass alle Bäder geöffnet bleiben.“

Zeelen argumentiert, dass für das Strandbad Tegel Investitionen in Höhe von 1,2 Millionen Euro zugesagt worden seien. Doch sei dieser Standort in der Prioritätenliste immer wieder nach unten verschoben worden. Und ohne diese notwendigen Investitionen müsste der Gastronomiebetrieb, der derzeit vom Land mit einer Ausnahmegenehmigung geführt werde, schließen. „Wir wollen, dass das Strandbad mit einem neuen Pächter erhalten bleibt“; sagt Zeelen.

Sein Parteifreund Melzer verweist darauf, dass die Bäderbetriebe einen Fehlbedarf von rund 500.000 Euro für 2015 aufweisen. Er fordert, dass Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) diese Deckungslücke ausgleicht.

Die Saisoneröffnung der Bäder in Tegel und Staaken ist also noch gefährdet. Sprecher Oloew sagte auf Anfrage, man sei „in guten Gesprächen mit der Koalition“. Es gehe vor allem um die Absicherung von Personalkosten bei den Bäder-Öffnungen.

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