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Berlin: Bären aller Länder, vereinigt euch!

Erst einmal gehen die meisten Besucher im Kreis herum, gucken den 125 bunt bemalten Bären in die Augen und auf den Bauch, lesen auf kleinen Tafeln die n der Länder, die sich auf diese malerische Weise darstellen – und dann beginnt alles von vorn. In dem großen Kreis, den die von ihrem Initiatoren-Ehepaar Herlitz so genannten „United Buddy Bears“ bilden und der wirklich auf den ersten Blick eine schöne, heile, bunte Welt der gemeinsamen Fröhlichkeit vorgaukelt, findet jeder sehr bald seinen Favoriten.

Erst einmal gehen die meisten Besucher im Kreis herum, gucken den 125 bunt bemalten Bären in die Augen und auf den Bauch, lesen auf kleinen Tafeln die n der Länder, die sich auf diese malerische Weise darstellen – und dann beginnt alles von vorn. In dem großen Kreis, den die von ihrem Initiatoren-Ehepaar Herlitz so genannten „United Buddy Bears“ bilden und der wirklich auf den ersten Blick eine schöne, heile, bunte Welt der gemeinsamen Fröhlichkeit vorgaukelt, findet jeder sehr bald seinen Favoriten.

Ist es das bunte Kostüm eines Harlekins, das der Italiener Gio di Sera seinem Bären angezogen hat? „Selbstverständlich bekommt Berlin mit diesem Bären auch endlich einen Heiligen“, sagt der Künstler und stellt seinem Italo-Bär einen Heiligenschein auf den Kopf. Mohammed Nana Kaba aus Guinea hingegen macht die Besucher mit den vier Regionen und den typischen Produkten seiner Heimat bekannt: Fische, Bananen, Ananas, Bauxit, Kartoffeln, Mais, Holz, Diamanten, Trommeln, Mango, Orangen, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Tee, Avocado – und das alles auf einem einzigen Bären gemalt.

Solch Erd- und Heimatkunde setzen die Luxemburger das Bevölkerungsproblem ihres Landes entgegen: Dutzende Porträts als Beweis für Multinationalität, aber wohin steuert das kleine Land, wenn heute bei 430 000 Einwohnern prognostiziert wird, dass diese Zahl in den nächsten 50 Jahren auf 750 000 steigt? Die Engländer haben natürlich ihre Königin ins Zentrum eines Bärenbauches gestellt. Viel weniger lustig sieht der Kolumbianer Arango Roldan sein Bären-Land: „Ich bin ein Bär, der sich verlassen fühlt, obwohl sie alle an meiner Seite sind, ich sehe nur Masken, kann die Wahrheit nicht von der Falschheit unterscheiden, versunken in dieser ,Realität’ versuche ich auszubrechen und zu atmen, ich bin ein Bär voller Schmerz, ein toter Bär in Bewegung, spüre mein Ende … was ich jedoch nicht akzeptiere.“ Aus der Brust quillt ein von Stacheldraht umgürtetes Herz.

Eine ganz andere Saite hat da der Amerikaner Bill C. Ray in seinem Atelier in Charlottenburg angeschlagen. Sein Bär ist die berühmte Statue, Symbol „für das Allerbeste, was Amerika zu bieten hat“: Libärty. Die Amerikaner haben übrigens (im Gegensatz zu deutschen Gremien) ohne viel Federlesens das brach liegende Gelände für ihre neue Botschaft direkt neben dem Brandenburger Tor dem Projekt „Bunte Bären als Zeichen für Toleranz und Völkerverständigung“ zur Verfügung gestellt. Eva und Klaus Herlitz erzählen, wie diese Galerie im Freien zustande kam: „Von Januar bis Ende Mai kamen 73 Künstler aus allen Teilen der Welt nach Berlin und trafen sich mit anderen ausländischen Künstlern, die hier leben, in dem zu einem Großraumatelier umfunktionierten Straßenbahnhof Niederschönhausen. Dort wurden die Rohlinge bemalt.“

Gleich vom ersten Tag an war viel Betrieb im Bärengarten. Ein Ehepaar aus Sachsen fotografiert sich gegenseitig an der blauen Lagune des Bären-Bauchs von Barbados: „Da war’n mer nämlisch uff Urlaub gewesen – da isses sehr scheen.“ Lothar Heinke

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