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Berlin: Bärenkauf: Von den Linden in einen Lankwitzer Vorgarten

Die meisten Berliner Bären vom Linden-Boulevard wandern offenbar unter den Weihnachtsbaum oder in den Vorgarten. Die Plastikpetze, die einige Wochen als Kunstwerk auf dem Mittelstreifen ausharren mussten, fanden gestern Vormittag ungeahnt reißenden Absatz.

Die meisten Berliner Bären vom Linden-Boulevard wandern offenbar unter den Weihnachtsbaum oder in den Vorgarten. Die Plastikpetze, die einige Wochen als Kunstwerk auf dem Mittelstreifen ausharren mussten, fanden gestern Vormittag ungeahnt reißenden Absatz. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Verlegerin Friede Springer verscherbelten innerhalb von drei Stunden gut 2500 der 10 000 Bären jeweils für einen Fuffziger. Weiße gingen am besten über das wacklige Ladentischchen, auch schwarze waren sehr begehrt, blaue weniger.

Bündelweise konnte sich Thierse Geldscheine in die Tasche stecken. Er ist Schirmherr der "Amadeu Antonio Stiftung", und dieser Stiftung, die nach einem der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach dem Fall der Mauer benannt ist, soll der Erlös zu Gute kommen - im besten Falle also 500 000 Mark, wenn alle Bärchen einen Käufer finden. Kaum einer begnügte sich gestern mit einem Bären, die meisten nahmen zwei, vier, sechs oder acht mit. Als nach einer Viertelstunde der erste Kunstliebhaber zwölf Bären orderte, ulkte Thierse noch: "Sie wollen wohl ein Geschäft machen." Aber der Käufer aus Lankwitz behauptete steif und fest: "Nein, das sind Weihnachtsgeschenke für die ganze Familie." Die Verwandtschaft wird nun auf dem Gabentisch vier weiße, vier schwarze, zwei gelbe und zwei rote Bären finden. "Und wieso keine blauen Bären"?" "Die gefallen mir nicht, die können die Bayern kaufen." Dass sich die blauen Bären nicht ganz als Ladenhüter fühlen mussten, dafür sorgten die Fußballfans. "Einmal die Hertha-Farben" wurde recht häufig bestellt, Blau und Weiß also.

Als kurze Zeit später wieder einer die Bären im Dutzend haben wollte, war Thierse schon zu erschöpft zum Spötteln. Denn es blieb kaum Luft zum Atemholen. Mit rechts kritzelte der Bundestagspräsident seinen Namenszug auf die Zertifikate, die die Bären als Teil des Gesamtkunstwerks "Berlin - Bearlin" des Künstlers Ottmar Hörl ausweisen, mit der Linken kassierte er. Verlegerin Springer drückte die Bären den neuen Besitzern in die Arme. Heute geht der Verkauf ab 10 Uhr entlang dem Kunstwerk weiter, wenn auch ohne Thierse - solange der Bärenvorrat reicht. Mengenrabatt gibt es nicht.

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