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Berlin: Bäriges Afrika

Heute endet der Besuch Klaus Wowereits in der namibischen Partnerstadt Windhoek

Windhoek - Der Bär war vor ihm da. Während Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit jetzt zum ersten Mal nach Namibia reiste, hat der Berliner Bär schon seit 1969 seinen Platz in der namibischen Hauptstadt Windhoek. In eine weiße Steintafel eingraviert steht er vor der Deutschen Höheren Privatschule und ist ein Geschenk des Senats.

Obwohl die Beziehungen zur deutschen Hauptstadt bis auf Kaisers Zeiten zurückgehen, als „Deutsch-Südwest“ noch deutsche Kolonie war, ist die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Windhoek jung. Sie wurde im Jahr 2000 besiegelt. Während Windhoeks Bürgermeister Mattheus Shikongo schon drei Mal Berlin besuchte, war dies Wowereits erste Visite. Nach der knappen Wiederwahl hatte er sich auf den Weg gemacht, in den namibischen Hochsommer. Heute kehrt er zurück.

Der Etosha Nationalpark und die Küste von Swakopmund waren der touristische Teil der Reise. Das Bernhard Nordcamp Centre im Schwarzen-Viertel Katutura, das sich um 1200 Aids-Waisen kümmert, gehörte zum Kontrastprogramm. Um die Arbeit des katholischen Projektes zu erleichtern, überreichte Wowereit eine Spende von 3500 Euro. Auch das Straßenkinder-Projekt „Maggies Sunhouse“ wurde mit 2000 Euro beglückt. Für deutsche Verhältnisse ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch in Namibia sind das vier Monatsgehälter.

Aber nicht nur die Spenden, auch Wowereits unkomplizierte Art kam in Namibia gut an. Er machte keinen Hehl daraus, dass Berlin dem Partner Windhoek finanziell kaum helfen kann. Immerhin sollen namibische Polizisten von Berliner Beamten geschult werden, bei der Ankurbelung des Tourismus wird geholfen und die Humboldt Universität arbeitet mit der namibischen Hochschule Unam zusammen. Die Berliner Filmproduzentin Regina Ziegler hat Namibia als Drehort für Herz-Schmerz-Filme entdeckt und die Wasserbetriebe bereiten seit 2002 in Windhoek das Abwasser zu Trinkwasser auf. Ein weltweit einmaliges Projekt.

In der deutschen Privatschule in Windhoek, in der es fast nur weiße Schüler gibt, musste der Sozialdemokrat Wowereit vehement das deutsche Solidarprinzip verteidigen und erklären, warum er trotz Schuldenbergs nicht die Sozialhilfe kürzt, Schulen privatisiert oder Schuldgeld einführt. Die deutsche Schule in Windhoek gilt als elitär, die Eltern bezahlen 1700 Euro pro Jahr für ihre Kinder, an den staatlichen Schulen sind es 200 Euro. Auch Wowereit machte die Erfahrung, dass Weiße und Schwarze in Namibia immer noch mehr nebeneinander als miteinander leben. Es gibt wenige integrative Projekte, so wie die Waldorfschule. „Unsere Probleme erscheinen oft so groß, sind es aber nicht“, sinnierte Wowereit angesichts dessen, was er sah. Und er lernte, dass Namibier eine sehr eigene Vorstellung von Entfernungen haben. Fragt man in Windhoek nach dem Weg, bekommt man oft die Antwort: „It’s far, but not too far.“ Das gilt jetzt auch für die 11 000 Kilometer zwischen Windhoek und Berlin.

Kerstin Singer

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