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Berlin: "Bärlinade": Bärchens Marsch in die Freiheit

Die Bärenparade Unter den Linden ist wirklich eine Attraktion: Touristen vollführen vielerlei Verrenkungen, damit die Plastik-Bären auf ihren Fotos einen guten Eindruck machen. Hier und da tut sich in dem Petz-Geschwader schon eine Lücke auf.

Die Bärenparade Unter den Linden ist wirklich eine Attraktion: Touristen vollführen vielerlei Verrenkungen, damit die Plastik-Bären auf ihren Fotos einen guten Eindruck machen. Hier und da tut sich in dem Petz-Geschwader schon eine Lücke auf. Die Tiere sind mit Hilfe eines Schraubenziehers leicht aus der Fassung zu bringen. Wer indes ein Wappentier auf redliche Art erwerben möchte, kann dies am Sonnntag, dem 12. November, tun. Ab zehn Uhr stehen an sechs Stellen der "Linden" Abgesandte des Künstlers Ottmar Hörl bereit, um die Bären für 50 Mark zu verkaufen. "Wer so einen Kulturbotschafter Berlins in den Händen hält, besitzt nicht ein beliebiges Souvenir, sondern einen eigenständigen Kunstgegenstand, der doch untrennbar mit der Großskulptur und der Aktion verbunden bleibt."

Mit dieser außenpolitischen Variante der Bearlin-Aktion überrascht ein Flugblatt, das dem hier und da etwas ratlosen Betrachter der Bären-Demo sagt, was eigentlich Sache ist. Danach sind die 10 000 flanierenden Bären ein Beitrag der Stadt Berlin zur Initiative "Boulevard Metropolis". Bildhauer Ottmar Hörl, der Professor an der Kunstakademie Nürnberg, nimmt mit seiner Installation "das Motiv der rasanten Entwicklung der Stadt" auf. "Prozesse, die anderenorts Generationen von Menschenleben erfordern, vollzieht Berlin mit Siebenmeilenstiefeln. Ottmar Hörl macht diesen Vorgang verblüffend sichtbar, indem er ihn symbolisch am Wappentier der Stadt nachvollzieht. Das Ergebnis der raschen Generationenfolge von Berliner Bären entlässt der Künstler im Herzen der Stadt in die Freiheit".

Der Mann, der aus dem Boulevard einen rätselhaften Kunst-Weg gemacht hat, bescheinigt jedem, der vorbei kommt, "dass er Teil der Arbeit wird". Die unterschiedlichen Farben haben ihren Sinn: "Im Laufe der Evolution haben sich die Bären ganz offensichtlich ihrer Umgebung angepasst. Aus ihrem Fell ist ein glänzender Kunststoffkörper geworden, und sie sind nur flinke 40 Zentimeter groß. In der bunten Großstadt haben sie sich auch farblich verändert. In kräftigem Rot, Grün, Blau, in klarem Weiß und existenzialistischem Schwarz können sie auf jeder Love Parade mittanzen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man menschliche Züge. Die wie zum Gruß hingereichte Tatze ist eher eine Hand, und einen menschlichen Fuß kann man auch entdecken".

Alles klar.

Lo.

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