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Berlin: Bahn hat Verspätung – auch bei den Baustellen

Geldmangel und lange Genehmigungsverfahren verzögern Ausbau des Schienennetzes. Auch S-Bahn nach Tegel kommt nicht voran

Bis zur Fußball-WM hat die Bahn gebaut wie ein Weltmeister. Jetzt aber stockt der weitere Ausbau ihres Netzes. Pläne gibt es viele, doch es fehlt das Geld. Und wo die Finanzierung steht, gibt es andere Hindernisse. So wird die „Bahnstadt Berlin“ auch mit dem neuen Hauptbahnhof und dem Nord-Süd-Tunnel auf Jahre hinaus ein Torso bleiben. Selbst Projekte, für die es bereits feste Terminzusagen gab, wackeln.

Ostkreuz: Der Spatenstich für den seit Jahrzehnten geplanten – und angekündigten – Umbau der S-Bahn-Station ist erneut verschoben worden. Der mehrfach angekündigte Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) lässt mindestens bis Ende September auf sich warten. Hier geht es auch um viel Geld. Mehr als 400 Millionen Euro sind für den Umbau der Anlage vorgesehen.

Dresdner Bahn: Für den Aufbau der Dresdner Bahn durch Lichtenrade nennt das Eisenbahn-Bundesamt keinen Termin für den Planfeststellungsbeschluss. Hier fehle noch die Stellungnahme der Stadtentwicklungsverwaltung als Anhörungsbehörde, teilte eine EBA-Sprecherin mit. Die Arbeiten haben sich um Jahre verzögert, weil der Senat einen Tunnelbau in Lichtenrade durchsetzen wollte, wie es eine Bürgerinitiative fordert. Weil die Bahn dazu nicht bereit war, ließ der Senat das Planungsverfahren mehrere Jahre liegen. Erst jetzt wird weitergemacht – mit der von der Bahn favorisierten ebenerdigen Lösung. Die Dresdner Bahn ist wichtig, weil auf ihr die Züge aus Budapest, Prag und Dresden durch den Nord-Süd-Tunnel zum Hauptbahnhof fahren sollen. Derzeit müssen sie einen Umweg über die Anhalter Bahn einschlagen, was die Fahrtzeiten erheblich verlängert. Zudem soll nach der Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld alle 15 Minuten der „Airport-Express“ über die Dresdner Bahn fahren. Eine Finanzierungszusage für den Wiederaufbau der Gleise, auf denen Anfang der 50er Jahre die letzten Fernzüge gefahren waren, gibt es auch noch nicht.

Nordbahn: In ferner Zukunft liegt der Ausbau der Nordbahn vom Nordkreuz beim S-Bahnhof Bornholmer Straße über Frohnau nach Hohen Neuendorf. Mit ihr würden sich die Fahrtzeiten der Züge Richtung Rostock verkürzen. Derzeit müssen sie den längeren Weg über den Außenring, das Karower Kreuz und Pankow nehmen.

Stammbahn: Auch bei der so genannten Stammbahn zwischen Griebnitzsee und Zehlendorf und weiter über Steglitz Richtung Hauptbahnhof ist noch keine Entscheidung gefallen. Hier drängt allerdings die Bundesregierung auf einen Beschluss zum Wiederaufbau durch Berlin und Brandenburg. Der Bund hat 26 Millionen Euro vorgeschossen, um beim Neubau des Nord-Süd-Tunnels die geplante Einfädelung der Stammbahn bereits mitbauen zu können. Berlin und Brandenburg hatten sich zuvor mit der Bahn geeinigt, die Stammbahn bis etwa 2006 aufbauen zu wollen. Ein konkreter Beschluss ist allerdings bis heute nicht gefallen. Sollte es dabei bleiben, will der Bund die 26 Millionen Euro – einschließlich Zinsen – von der Bahn zurückfordern.

Frankfurter Bahn: Die Verbindung über Frankfurt (Oder) nach Polen wird bereits ausgebaut. Allerdings ziehen sich die Arbeiten schon seit Jahren hin; ein Ende ist nicht abzusehen. Zum Projekt gehört auch der Bau eines neuen Regionalbahnhofs in Köpenick.

S-Bahn: Bei der S-Bahn haben die Arbeiten für die Sanierung des Abschnitts von den Bahnhöfen Baumschulenweg bis Adlershof begonnen. Auch die Gleise zwischen Westkreuz und Wannsee sollen demnächst erneuert werden. Für dieses Jahr versprochen ist auch der Baubeginn für den neuen Bahnhof Kolonnenstraße in Schöneberg. Fast abgeschlossen sind zudem die Planungen für den Bau der S 21 genannten Verbindung vom Nordring zum Hauptbahnhof. Doch auch hier gibt es bisher keinen festen Termin. Nicht aktuell ist dagegen der seit langem angekündigte Ausbau der Strecke von Schönholz nach Tegel, der einen Zehn-Minuten-Verkehr möglich machen würde. Und auch vom Bau eines zweiten Gleises zwischen Wannsee und Potsdam ist im Augenblick überhaupt keine Rede. Nicht entschieden ist zudem, ob die S-Bahn von Spandau bis Falkensee verlängert wird.

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