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Berlin: Bahn sperrt halbe Halle an der Friedrichstraße

Nach Absturz eines Betonbrockens vorige Woche wurden weitere Bereiche der Station gesichert.

Der Bahnhof Friedrichstraße muss nach dem Absturz eines Betonbrockens in der Haupthalle am vergangenen Donnerstag jetzt zusätzlich gesichert werden. Zudem hat die Bahn am gestrigen Mittwoch den Zugverkehr eingeschränkt. Bisher hatte die Bahn lediglich den Bereich entlang der Absturzstelle abgesperrt; jetzt werden in der Halle unter allen vier Fernbahngleisen Schutzgerüste aufgebaut und Absperrungen gespannt. Darauf habe sich die Bahn mit dem aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamt (EBA) geeinigt, sagte ein Bahnsprecher. Warum die zusätzlichen Schutzeinrichtungen erst jetzt angebracht werden, war nicht zu erfahren. Zunächst hielt man die ersten Sicherungen für ausreichend.

Besucher des Bahnhofs konnten die Bereiche unter den anderen Gleisen weiter ungehindert passieren; dass es auch dort zu Abstürzen kommen könnte, hielt man offensichtlich zunächst für ausgeschlossen und betonte, die Statik des Gebäudes sei nicht gefährdet. Erst knapp eine Woche später kommt es jetzt zu den zusätzlichen Sicherungen, die ein Durchqueren der Halle mit ihren zahlreichen Geschäften nun erschweren.

Dabei war für die Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt relativ schnell klar, warum das rund 25 Kilogramm schwere Betonteil sich gelöst und eine dünne Rigipsdecke durchschlagen hatte, bei dessen Absturz nur durch viel Glück in der stets belebten Halle niemand verletzt oder gar getötet worden war. Ursache waren nach Angaben der Bahn Baumängel während der Grundsanierung des Bahnhofs von 1995 bis 1999. Damals sei an den sogenannten Gleiströgen, auf denen die Platten der Bahnsteige liegen, vorschriftswidrig Beton angebracht worden.

Dadurch gebe es bei Bewegungen im Stahl kein freies Spiel mehr zwischen Trog und Platten. Festgestellt worden war dies bisher am Gleis 4, auf dem Fern- und Regionalzüge Richtung Westen fahren. Nun werden auch die drei anderen Fern- und Regionalbahngleise untersucht. Zunächst habe man den Sachstand ermitteln müssen, heißt es bei der Bahn und beim Eisenbahn-Bundesamt. Dort verwies Sprecherin Heike Schmidt am Mittwoch auf die generelle Betreiberverantwortung der Bahn für die Sicherheit. Erst wenn die Behörde daran Zweifel habe, greife das EBA direkt ein.

Erschwert wird die Untersuchung an den Gleiströgen, die mit Brücken vergleichbar sind, weil die Anlagen hinter einer abgehängten Decke verborgen bleiben. Diese muss nun abschnittsweise aufgebrochen werden. Warum das unzulässige Betonieren bei der Abnahme der Sanierungsarbeiten nicht bemerkt worden war, müsse nun ermittelt werden, sagte ein Bahnsprecher. Die Gleiströge selbst waren bei der Sanierung stehen geblieben; Statiker hatten nach Angaben des Architekten bestätigt, dass die aus den 1920er Jahren stammenden Anlagen stabil seien.

Bis die zusätzlichen Schutzbauten stehen – die Bahn rechnet damit für Freitag – dürfen Züge den Bahnhof nur mit 20 km/h passieren. Die RE 2 (Wismar–Cottbus) fährt über Lichtenberg; die Züge der RB 21 und RB 22 aus Potsdam enden bereits im Bahnhof Zoo statt an der Friedrichstraße. Nicht betroffen ist die S-Bahn. Klaus Kurpjuweit

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