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Bahn-Streik: Kaum Chaos an Berliner Bahnhöfen

Der Streik im S-Bahn-, Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn hat in Berlin und Brandenburg am frühen Morgen begonnen. In Berlin legten drei Viertel aller S-Bahn-Lokführer die Arbeit nieder. Die meisten Reisenden reagierten gelassen. Die GDL droht unterdessen mit Streiks bis Weihnachten.

Am Ostbahnhof und am Hauptbahnhof ist es momentan relativ ruhig. Über Ersatzverkehr und Notfallpläne werden die Wartenden immer wieder informiert, berichten unsere Reporter vor Ort. Die meisten Reisenden nehmen den Streik gelassen. So wie Gebäudereiniger Mike, 24, dessen Auto ausgerechnet heute in der Werkstatt ist. "Nicht so schlimm" findet er den Streik. Ungehalten reagierte dagegen die Schülerin Ebru, 19, die zu einem Vorstellungsgespräch in Mitte wollte. "Unsere halbe Klasse kam heute zu spät zum Unterricht, der Streik nervt echt."

In Brandenburg gibt es auf manchen Strecken einen Ersatzverkehr mit Bussen. Die Berliner S-Bahn soll heute und morgen nur alle 20 bis 40 Minuten fahren, sagte ein Sprecher. Dies betrifft sowohl den Innenstadtbereich als auch die Außenstrecken nach Brandenburg. Die S45 und S85 seien eingestellt worden, der Ersatzfahrplan werde "relativ stabil" eingehalten. Insgesamt fallen in der Region 90 Prozent der Verbindungen aus. Im Fernverkehr fahren etwa zwei Drittel der Züge.

Wartezeiten bei der U5

Wegen der Arbeitsniederlegungen stiegen viele Fahrgäste auf Bahnen und Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) um. Es sei teilweise sehr voll gewesen, die Beeinträchtigungen hätten sich aber in Grenzen gehalten, sagte eine BVG-Sprecherin. Auf allen U-Bahnlinien verkehren die Züge seit dem Morgen mit größtmöglichen Zuglängen.

Lediglich auf der U5 in Richtung Alexanderplatz sei der Andrang so groß gewesen, dass es vereinzelt zu Wartezeiten für Fahrgäste gekommen sei, sagte die Sprecherin. Auch in den BVG-Bussen habe es kaum noch einen freien Platz gegeben. Da auch im Berufsverkehr aufgrund des Bahnstreiks mehr Autos unterwegs waren, kam es hier zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten.

Demonstration vor der Bahn-Zentrale

Am Vormittag demonstrierten rund 50 streikende Lokführer vor der Zentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz. Die Lokführergewerkschaft GDL hatte am Morgen ihren am Mittwoch begonnenen Streik im Güterverkehr der Deutschen Bahn auf den Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr ausgeweitet. Der Arbeitskampf soll bis Samstag, 2.00 Uhr, andauern. Erstmals wird damit zeitgleich in allen Verkehrsbereichen gestreikt. Die GDL fordert vor allem einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer. Dies lehnt der Bahnvorstand bisher ab.

Der GDL-Bezirksvorsitzende Hans-Joachim Kernchen drohte mit einem unbefristeten Ausstand, falls die Bahn im Tarifstreit kein neues Angebot vorlegt. "Wenn die Einsicht in die Notwendigkeit auch nach diesen 62 Stunden noch nicht greift, dann ist das letzte Mittel der unbefristete Streik. Und dann kann das bis Weihnachten dauern", sagte Kernchen. Ein neues Schlichtungsverfahren hält der Gewerkschaftschef nicht für sinnvoll. Der Streik ist der neunte in der seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzung. (mit ddp)

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