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Die Staatsanwaltschaft will nun schnell Anklage gegen den letzten Verdächtigen im Fall Jonny K. erheben.

© dpa

Bald Anklage im Fall Jonny K.: Onur U. soll schnell vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft will noch diese Woche Anklage gegen den letzten Verdächtigen im Fall Jonny K. erheben. Das Verfahren soll mit den Verfahren der anderen Verdächtigen zusammen gelegt werden. Dadurch könnte sich der Prozessbeginn verzögern.

Fast ein halbes Jahr dauerte es, bis alle sechs Verdächtigen im Fall Jonny K. gefasst werden konnten. Nachdem sich am Montag nun der letzte, Onur U., den Berliner Behörden gestellt hat, soll alles ganz schnell gehen. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) sagte, noch in dieser Woche solle Anklage durch die Staatsanwaltschaft erhoben werden. Insgesamt könnte sich das Verfahren aber nun sogar verzögern. Gegen 15.30 Uhr war Onur U. am Montag dem Haftrichter vorgeführt worden. Der ordnete Untersuchungshaft an. Zu den Tatvorwürfen äußerte sich der 19-Jährige bisher offenbar nicht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Onur U. maßgeblich an der Schlägerei vom 14. Oktober 2012 beteiligt gewesen ist. Dabei attackierten sechs Männer in der Nähe des Alexanderplatzes offenbar grundlos den damals 20-jährigen Jonny K., der später an seinen schweren Kopfverletzungen starb. Während fünf Verdächtige bereits angeklagt worden waren, hatte sich Onur U. bis zuletzt in der Türkei versteckt. Da er neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, konnte er nicht ausgeliefert werden. Justizsenator Heilmann sagte aber, die türkischen Behörden hätten offenbar kein großes Interesse daran gehabt, den Fall selbst zu verhandeln. „Hätten sie die Verantwortung gewollt, hätten sie ihn dort behalten“, sagte Heilmann.

Tatsächlich hatte eigentlich ein internationaler Haftbefehl bestanden. Onur U. hätte also bei seiner Ausreise aus der Türkei festgenommen werden müssen. Stattdessen ließen die türkischen Behörden ihn ziehen. Die Staatsanwaltschaft werde nun beantragen, das Verfahren aller Verdächtigen zusammenzulegen, sagte ein Sprecher. Dadurch könnte sich der Beginn der Verhandlung, der eigentlich für den 13. Mai angesetzt war, verzögern, falls Onur U.s Anwalt Axel Weimann die Rechtsmittel ausschöpfe, also „auf Zeit spiele“, sagte Heilmann. Möglicherweise wird das Verfahren aber auch separat verhandelt.

Inzwischen äußerte sich auch Tina K., die Schwester des Opfers: „Ich bin Kanzlerin Merkel und Thomas Heilmann extrem dankbar, dass sie sich so eingesetzt haben“, sagte sie. Thomas Heilmann selbst führt die Rückkehr Onur U.s nach Deutschland vor allem auf die Intervention von Kanzlerin Angela Merkel zurück, die sich beim türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan für mehr Druck auf Onur U. eingesetzt hatte. „Es ist das erste Mal, dass sich die Bundeskanzlerin mit einem laufenden Strafverfahren befasst hat“, sagte Heilmann. Daran lasse sich ablesen, dass die Berliner Justiz nicht zufrieden mit den Bemühungen der türkischen Behörden gewesen sei.

Onur U.s Anwalt bestreitet indes, dass der erhöhte Druck seinen Mandanten dazu veranlasst habe, sich in Deutschland zu stellen. Er sei freiwillig gekommen, um einen „Prozess gegen einen Abwesenden“ zu vermeiden und an der Wahrheitsfindung mitzuwirken, sagte er. Während des Prozesses wolle Onur U. umfassend zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

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