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Wieder mobil. Im Sommer lief Vladimir Malakhov noch mit Krücken .

© Enrico Nawrath

Ballett: Startänzer Malakhov kehrt auf Bühne zurück

Die Knieoperation ist gut verlaufen, Vladimir Malakhov wieder auf den Beinen - oder besser gesagt: auf den Fußspitzen. Die Gala "Malakhov & Friends" muss bei ihrer Premiere am Mittwochabend nicht auf ihren Star verzichten.

Von Sandra Luzina

Vladimir Malakhov hat gerade sein Morgentraining absolviert und genehmigt sich in der provisorischen Kantine eine Cola. Der Intendant des Staatsballetts und sein hochkarätiges Ensemble müssen sich derzeit mit einer Baustelle begnügen. Bis die Probensäle in der Deutschen Oper fertig renoviert sind, bleibt den Tänzern für ihre Exercises nur die Staatsoper Unter den Linden, doch die wird gerade saniert. Gleich ist eine Probe von „Spirit“ anberaumt, einem Duett, das Malakhov für die beiden türkischen Tänzer Sebnem Gülseker und Ibrahim Önal zu Musik von Johann Sebastian Bach kreiert hat. Die Choreografie ist einer der Höhepunkte der Ballettgala „Malakhov & Friends“, die am heutigen Mittwoch Premiere hat. Der 41-jährige Tanzstar hat wieder Weggefährten und Freunde eingeladen, Julie Kent, Principal Dancer des American Ballet Theatre, hat sich angekündigt, aus St. Petersburg reist die junge Solistin Yevgenia Obraztsova an. Aber der Star ist natürlich Malakhov selbst. Wer ihn einmal hat tanzen sehen, kann nicht genug von ihm bekommen.

Der Tanzgott hat es geschafft, pünktlich zum Beginn der neuen Spielzeit wieder fit zu sein. Noch im Sommer humpelte Malakhov auf Krücken durch Berlin. Im Oktober 2009 war er bei einer Vorstellung von „Schwanensee“ ausgerutscht, mit fatalen Folgen besonders fürs linke Knie, das „blockiert“ gewesen sei, wie der Tänzer erzählt. Solche Verletzungen gehören nun mal zu diesem Beruf, der dem Körper ständig Höchstleistungen abverlangt.

Auf Anraten seines Arztes pausierte Malakhov damals einige Wochen. Doch bald zeigte sich, dass er um eine Operation wohl nicht herumkommen würde. Und so entschloss er sich, den Eingriff im Juni, zu Beginn seiner Ferien, vornehmen zu lassen.

„Ich habe bis zur letzten Minute getanzt“, sagt Malakhov. Doch ohne Schmerztabletten ging es nicht mehr. Zum 80. Geburtstag seines Lehrers Pjotr Petrow trat er Ende Mai noch in Moskau auf. Zurück in Berlin, ließ er sich gleich an beiden Knien operieren, unter anderem wurde ein Kreuzband ersetzt. Angst, dass er womöglich nie wieder auftreten könne, hatte er nicht. „Ich hatte ein gutes Gefühl“, sagt Malakhov, der kurz vor der OP vom Krankenhauspersonal noch um Autogramme gebeten wurde.

Sein Arzt, der Berliner Unfallchirurg Andreas Weiler, der als Kniespezialist gilt, war erstaunt, wie schnell sein prominenter Patient wieder auf die Beine kam. „Das ist sehr beeindruckend, zumal beidseits operiert wurde. Andere Tänzer brauchen fünf bis sieben Monate, Fußballer sechs bis acht Monate, wenn nur eine Seite operiert wurde.“

Die physischen Belastungen von Balletttänzern sind durchaus vergleichbar mit denen von Hochleistungssportlern. Malakhov ist härter im Nehmen als so mancher Fußballprofi – und hat offenkundig auch eine fantastische Konstitution. Nach einer intensiven Reha begann er schon Mitte August wieder mit dem Balletttraining. „Meine Muskeln waren nicht so stark schockiert“, so erklärt er es sich.

Seine Klassenkameraden seien schon alle in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt, erzählt Malakhov. In Russland gebe es folgende Regel: Mit 18 Jahren beendest du die Schule, dann hast du 20 Jahre, und danach schickt man dich in Zwangspension. Malakhov aber denkt noch nicht ans Aufhören. Doch ihm ist klar, dass er nicht ewig die Prinzenrollen tanzen kann. „Der ,Bajadère‘ habe ich Tschüss gesagt“, sagt er, und in „Schwanensee“ wird er wohl erst in der nächsten Spielzeit wieder zu erleben sein. Dafür kann man den umschwärmten Tänzer nun bei der Ballett-Gala bewundern. In zwei Duetten wird er auftreten: Zusammen mit Nadja Saidakova tanzt er eine Szene aus „Le Parc“ von Angelin Preljocaj, Julie Kent schmachtet er in einem Pas de deux aus „Manon“ von Kenneth MacMillan an. Eine besondere Attraktion ist das Solo „Der Sterbende Schwans“, das ihm der junge Choreograf Mauro de Candia auf den Leib geschrieben hat. Dass ein Mann den elegischen Schwan interpretiert, ist ungewöhnlich. Malakhov wird gewiss beides verbinden: den Schmerz und die Schönheit. Das Leid ist aber nur der Kunst geschuldet – und nicht mehr der Crux mit dem Knie. Ballett-Gala „Malakhov & Friends“: Premiere heute, 19.30 Uhr, in der Deutschen Oper. Weitere Vorstellungen: 12., 13. und 18. 11. um 19.30 Uhr, 14. 11. um 18 Uhr

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