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Im Karakorum-Gebirge befindet sich der Broad Peak, an dem das Unglück geschah.

© dpa

Bangen am Gletscher: Sherpas sollen Berliner Expedition am Freitag erreichen

Es schneit, es regnet, die Sicht ist schlecht. Aber am Freitag sollen Sherpas die Berliner Expedition in Pakistans Gebirge erreichen. Die Gruppe will aber aus Pietät erst absteigen, wenn die tote Dana H. ausgeflogen ist. Und das kann noch dauern.

Es ist ein Hoffen und Bangen im Basislager auf dem Gletscher in dünner Luft auf 4900 Meter Höhe, doch die Bergsteigergruppe hält in der Ausnahmesituation fest zusammen: Die neun Berliner und Brandenburger und ein Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, die bei der Expedition des Berliner Outdoor-Fachgeschäftes „Der Aussteiger“ am Berg Broad Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge festsitzen, warten auf die Sherpas für den Abstieg. Am heutigen Freitag sollen die Männer der lokalen Partnerfirma die Zelte im Expeditionslager der Männer aus Berlin, Potsdam und dem südbrandenburgischen Rauen erreichen. Im Basislager liegt in Sichtweite – überdacht und so würdig das geht – die Leiche der 39-jährigen Dana H. aus Potsdam. Die Sportlerin kam, wie berichtet, am Sonnabend ums Leben, als sie offenbar auf Eis mit Schmelzwasser ausrutschte und in eine Gletscherspalte stürzte.

Der Helikopter kann wegen des Monsuns nicht fliegen

„Die Gruppe hält fest zusammen. Bislang sagen auch alle, sie steigen nicht ab, bis nicht die Leiche von Dana ausgeflogen wurde“, sagt Thomas Sonnenburg, Berliner Kontaktmann zu der Bergsteigergruppe von Expeditionsleiter Mario Bornschein, dem Geschäftsführer der „Aussteiger“-Läden. Eigentlich sollte die laut Sonnenburg sieben Jahre lang vorbereitete Tour der Höhepunkt der Jubiläumsfeiern zum 20-jährigen Bestehen werden. „Der Aussteiger“ hatte den RBB-Sender „Radioeins“ für die begleitende Berichterstattung gewonnen und seine Truppe mit der modernsten Ausrüstung ausgestattet. Selbst Solaranlagen und ein schweres Überdruckgerät zum Ausgleich der Höhenkrankheit haben die Sherpas mit nach oben geschleppt. Doch die Wetterbedingungen bleiben schwierig. Unten, auf 500 Meter Höhe, in Islamabad, sind 35 Grad, Monsunzeit. „Wegen der schweren Regenfälle kann der Helikopter nicht starten“, sagt Sonnenburg. Es könnte also sein, dass die Extremsportler freiwillig noch länger auf 4900 Meter ausharren, obwohl die Sherpas da sind – weil sie doch das Lager aus Pietät nicht verlassen wollen, solange nicht Dana H. ausgeflogen ist.

Hinab auf 2200 Meter soll es über Schmelzwasser gehen

Wenn man die weltweite Wetterlage im Blick behält, so spricht aber alles dafür, dass der Abstieg möglichst schnell vonstatten gehen sollte, obgleich die Gruppe über Lebensmittel für 53 Tage verfügt – am 13. Juni war sie gestartet. Denn derzeit herrscht schlechte Sicht, es fällt tags im Lager bei rund fünf Grad Regen, nachts bei etwa minus sechs Grad Schnee. Am Wochenende, wenn die zehn Bergsteiger rund fünf Tage in den nächsten Ort, das nur noch 2200 Meter hoch gelegene Skardu, absteigen wollen, soll es immer mal wieder schneien und regnen. Doch schon Mitte nächster Woche werden wieder monsunartige Niederschläge erwartet, berichtete der Deutsche Wetterdienst, der dafür einen Blick auf die Wetterkarten der britischen Kollegen warf. Der Gruppe könnte also aus meteorologischer Sicht wohl eher angeraten werden, schnell abzusteigen. Es geht hinab über Eis, über Schmelzwasser, über Geröll, mit dem Schock in den Knochen.

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