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Berlin: Banker plünderte jahrelang Kundenkonten 1,2 Millionen Euro fürs Luxusleben abgezweigt Zu vier Jahren Gefängnis verurteilt

1,2 Millionen Euro fürs Luxusleben abgezweigt / Zu vier Jahren Gefängnis verurteilt

Auf Sylt fühlte sich der Bankkaufmann besonders wohl. Er ließ es sich gut gehen in den besten Hotels, speiste fürstlich, zog mit erstklassiger Golfausrüstung über den Rasen. Der Preis für so einen Kurzurlaub spielte für Günter F. keine Rolle. Geld nahm er sich, wie er es gerade brauchte. Die Bank, für die er arbeitete, war für ihn zum Selbstbedienungsladen geworden. Zehn Jahre plünderte F. Kundenkonten. Er zweigte insgesamt rund 1,2 Millionen Euro für sich ab. „Ja, das kommt so hin“, gestand der 47-Jährige gestern vor dem Landgericht.

Die luxuriösen Zeiten begannen für ihn mit dem außerordentlichen Vertrauen einer Kundin. Die damalige Hotelbesitzerin hatte sich Anfang der Neunzigerjahre mit gutem Gewinn aus dem Geschäftsleben zurückgezogen. Als sie ihr Vermögen anlegen wollte, lernte sie Günter F. kennen. Das war im Herbst 1994 im damaligen Beratungscenter der Grundkreditbank. Dort hatte der sympathische Mitarbeiter F. fünf Jahre zuvor als Anlageberater und Kundenbetreuer begonnen. Nach und nach war er schließlich bis zum Leiter aufgestiegen.

Er habe beschlossen, „sich das gesamte Vermögen der Geschädigten vollständig anzueignen“, hieß es nun in der Anklageschrift. Die Gelegenheit dazu war günstig. Die vermögende Dame begann, die Wintermonate in Florida zu verbringen. Sie händigte „ihrem“ Banker noch Blankoüberweisungen aus und ließ ihn machen. Dass er jahrelang ihre Konto- und Depotunterlagen und immer wieder ihre Unterschrift fälschte, bemerkte sie nicht.

Von der früheren Hotelbesitzerin ergaunerte er mehr als 550 000 Euro. Bei einem ebenfalls betuchten Geschäftsmann waren es rund 280 000 Euro, die Günter F. verprasste. Das Konto einer dritten Kundin „erleichterte“ er um etwa 330 000 Euro, bei einer vierten Geschädigten waren es mehr als 10 000 Euro. Aufgedeckt wurde der Schwindel im Sommer 2004. Da arbeitete F. gerade in einer anderen Filiale des inzwischen mit einer anderen Bank fusionierten Hauses. Als es eine Anfrage gab und er nicht im Büro war, fielen einem Kollegen Unregelmäßigkeiten auf. Der Fall wurde sofort bankintern überprüft und zur Anzeige gebracht.

Er könne nicht mehr sagen, was für ihn der Auslöser war, erklärte F. Es stehe aber fest: „Das Geld ist weg.“ Mit hängendem Kopf und leicht gekrümmtem Rücken saß der derzeit arbeitslose Bankkaufmann vor seinen Richtern. Verbraucht habe er alles, schob er nach. Den Ermittlungen zufolge soll der Mann aus Neukölln große Summen für Reisen, für sein Motorrad-Hobby und für Kleidung ausgegeben haben. Bei einem Ausflug nach Sylt mit seiner Ehefrau habe die Rechnung nicht unter 20 000 Euro betragen. Ein Konto irgendwo im Ausland sei nicht festgestellt worden.

Der von F. angerichtete Schaden wurde bereits zum Teil über die Versicherung der Bank ausgeglichen. Er könne sich nur bei den Kunden und seinen früheren Kollegen entschuldigen, sagte der Angeklagte. Das Gericht sprach von einer „gewissen Fassungslosigkeit“, die der Fall ausgelöst habe. Man frage sich, wie ein unbescholtener Bürger und geschätzter Banker solche Taten vom Zaun brechen konnte. Eine Antwort hatte F. nicht. Regungslos hörte er das Urteil: vier Jahre Haft.

Kerstin Gehrke

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