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Berlin: Bau dir deine Welt

Gibt’s noch gar nicht: Jetzt kann sich jeder selbst einen 3D-Drucker basteln. Der Wochenendeworkshop kostet 800 Euro. Günstig, sagt der Veranstalter.

Reicht es nicht als Gedankenexperiment, sich einen 3D-Drucker als solches vorzustellen? Der beim Arbeiten leise summt und nach Popcorn riechen soll? Nein, jetzt kann man sich einen solchen Drucker auch noch selbst bauen, zum Mitnehmen, für zu Hause! Hobbybastler Morris Winckler bietet mit seinem Kollegen Bram de Vriers am Wochenende einen solchen Workshop an und verspricht, dass es nach Popcorn riechen wird. Schlappe 800 Euro soll das kosten. Teuer? Morris Winckler winkt ab. Schließlich koste ein kauffertiger Drucker etwa 2000 Euro. Und bei ihm gebe es immerhin das Material dazu, die Software, das Know-How.

Winckler sieht aus, wie er aussehen muss: entspannter Kerl, mittellange dunkle Haare, nerdiger Skatertyp, Anfang 30, IT-Experte. Seit gut zwei Jahren widmete er sich dieser neuen Maschine, die so futuristisch wirkt, in Wirklichkeit aber ziemlich oll ist. „1978 wurde der erste Drucker dieser Art entwickelt, das weiß nur keiner“, sagt er, weiß aber selbst, woran das liegt: „Zugegeben, erst seit Kurzem kann man mit ihnen sinnvolle Dinge anstellen, die auch nicht mehr so teuer sind.“ Bei der Entwicklung ging es seiner Darstellung nach darwinistisch zu: Das beste Modell setzte sich durch. Dementsprechend gibt es bereits einen richtigen Drucker-Stammbaum, an dem weltweit gearbeitet wird. Ganze Netzwerke tüfteln daran, die Zaubermaschine weiterzuentwickeln. „RepRap“ zum Beispiel nennt sich eine Community aus 300 Leuten, die stetig an einem neuen, besseren Drucker arbeiten und ihr Wissen teilen. Alles online, alles ehrenamtlich – weil es Spaß macht. Winckler und Kollege machen mit. Eines Tages, so sagt er, soll sich der ganze Drucker selber replizieren. Das heißt, er schafft sich selbst, er druckt sich selbst aus. Bis jetzt kann man verschiedene Einzelteile drucken, einen ganzen Drucker noch nicht.

Und wie geht das? Plastik, Ton oder Keramik werde mit Wärme aufgeschmolzen und durch eine kleine Spritze auf die bewegliche Arbeitsfläche aufgetragen. So wird der Grundriss gezeichnet.Dann hebt sich die Spritze um 0,2 Millimeter an und trägt die nächste Fuhre geschmolzenes Plastik auf. „Das wird so oft wiederholt bis die gewünschte Figur entsteht. Aus Bits machen wir Atome“, erklärt Winckler freudig. Ein bisschen erinnert dieses Verfahren an das Arbeiten mit einer Heißklebepistole. Wenn man wollte, könnte man mit ihr auch Figuren machen. Nur, dass sie nicht an den Computer angeschlossen ist. Die Aufträge erteilt das 3D-Programm auf dem PC, das die vorgefertigte Zeichnung in ein dreidimensionales Format umwandelt und dieses dann wieder in virtuelle Scheiben schneidet. „Eine Scheibe, ein Bild“, sagt Winckler. „Dieses geht dann als Befehl an den Drucker, der es ausdruckt.“ Das neueste Modell kann schon mit zwei Farben arbeiten.

Ein solches Modell will Morris Winckler mit seinen Kursteilnehmern basteln. Immerhin acht haben sich schon gemeldet. Eine Bestätigung für ihn, den Workshop nun monatlich anzubieten. „Die Teilnehmer bauen ihren Drucker am ersten Tag zusammen, am zweiten erklären wir ihnen ganz genau, wie die Software funktioniert“, sagt Winckler. Besser als Fernsehen, findet er. Vor allem praktischer, schließlich wird das am Computer erstellte, fiktive Objekt beim Druck zur Realität. „Das Großartige daran ist, dass wir ziemlich einfach Einzelteile herstellen können.“ Einfach und günstig, nur nicht ganz so schnell. Bis zu drei Stunden braucht der Drucker, um einen faustgroßen Ball herzustellen. Da bleibt dann doch noch ziemlich viel Zeit für Fernsehen. Nele Pasch

Der Workshop findet am Samstag und Sonntag im FabLab in der Saarbrücker Str. 24, Prenzlauer Berg statt. Jeweils von 10 bis ca. 20 Uhr. Kosten: 800 Euro. Anmeldung und Informationen per E-Mail an info@open3dengineering.org.

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