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Bauarbeiten: Buddelei im Tiergarten wühlt Naturschützer auf

Naturschützer halten die Arbeiten im Tiergarten für Massenmord an den alten Bäumen. Nach dem Protest von Umweltverbänden lädt der Bezirk jetzt zum Ortstermin ein.

Der Große Tiergarten ist das berühmteste Gartendenkmal der Hauptstadt, aber optisch ähnelt er teilweise eher einem Truppenübungsplatz. Hunderte Meter von Gräben durchziehen seinen östlichen Teil, etwa gegenüber dem Holocaust-Mahnmal. Dazwischen rumort ein riesiger Radlader, der Sand für die Befestigung eines Weges bewegt. Das Bauschild verkündet „Ausbau der touristischen Infrastruktur und Verbesserung des Wegenetzes“ sowie die Installation eines Bewässerungssystems. Naturschützer halten die Arbeiten dagegen eher für Massenmord an den alten Bäumen. Denn die Gräben für die Wasserschläuche verlaufen teilweise kaum einen Meter von den Bäumen entfernt, sodass viele Wurzeln gekappt werden mussten. Selbst einer der beteiligten Gärtner sagt: „Und hinterher wundern sich dann alle, warum die Bäume eingehen.“

Nachdem die Umweltverbände BUND und Nabu Alarm geschlagen hatten, wurde für nächsten Donnerstag ein Treffen aller Beteiligten am Ort des Geschehens vereinbart. Dabei soll es auch um künftige Vorhaben gehen. Der Bezirk Mitte hat nach Auskunft von Heinz Biedermann, Vize-Chef des Grünflächenamtes, rund 16,5 Millionen Euro für Arbeiten im Großen Tiergarten zur Verfügung gestellt, von denen in den nächsten zwei Jahren noch gut 7,5 Millionen untergebracht werden können. Das Geld komme aus einem Topf der Wirtschaftsverwaltung für die Tourismus-Förderung und wird von EU und Bund kofinanziert. Während Biedermann sagt, dass mit dem Geld bereits das Venusbassin („Goldfischteich“) restauriert wurde und hauptsächlich bestehende Wege erneuert wurden und werden, fürchten die Umweltverbände, dass mit viel Geld auch viel Schaden angerichtet werden kann. Sie verweisen auf eine Zusage von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), im östlichen Tiergarten keine neuen Wege anzulegen und die Bäume zu schonen.

Biedermann hofft, dass die Vorwürfe beim Ortstermin „relativiert werden“ können. Die Landschaftsarchitektin Susanne Grieb vom verantwortlichen Büro Gusenburger sagt, man habe schon versucht, die Wasserleitung möglichst baumschonend zu verlegen. Aber die zwölf Meter langen Rohre seien starr und der Standort mancher Bäume nicht exakt kartiert. Und ohne Rohre werde der viel stärker als früher genutzte Park halt weiter unter trockenen Sommern leiden.

Die Planerin hofft, dass sich die Aufregung etwas legt, sobald die Gräben wieder zugeschüttet und die dramatisch aussehenden Sandhaufen daneben verschwunden sind. Doch Herbert Lohner vom BUND sieht weniger ein ästhetisches als ein fachliches Problem. Er verweist auf eine DIN-Norm für den Baumschutz, die Mindestabstände für Erdarbeiten in der Nähe von Bäumen vorgibt – und erkennbar nicht eingehalten wird. Auch sei Baumaterial auf Baumscheiben abgeladen worden, und die großen Maschinen verdichteten den Boden. Da die Bäume erfahrungsgemäß erst nach mehreren Jahren abstürben, sei den Verursachern ihre Schuld schwer nachzuweisen.

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