zum Hauptinhalt
Milch

© dpa

Bauernstreik: Hamsterkäufe verknappen die Milch

Der Milchboykott verunsichert die Verbraucher: Durch Vorratskäufe sind die Milchregale bei Aldi leer, Kaufland rationiert die Milchmengen pro Einkäufer. Auch andere Ketten befürchten Engpässe.

Leere Regale bei Aldi, verunsicherte Kunden, die Milch auf Vorrat kaufen wollen. In einigen Berliner Supermarkt-Regalen wird die Milch knapp, Kaufland rationiert bereits den Verkauf von H-Milch. „Wir lassen keine Massenkäufe zu, um die Versorgung zu gewährleisten“, sagt Jan Merk, Leiter der Kaufland-Filiale in der Storkower Straße. Nicht rationiert ist hingegen die Frischmilch. Diese ist sogar zum Billigpreis von 61 Cent für Vollmilch und 54 Cent für fettarme Milch erhältlich. Kaiser’s-Tengelmann vermeldete gestern zwar noch keine Engpässe, hielt sie aber schon für den heutigen Tag für möglich. Es könnte sein, dass Kunden einige Zeit auf eine angestammte Marke verzichten müssen, sagte auch Andreas Laubig, Pressesprecher von Edeka-Reichelt.

Die Berliner nehmen es bislang gelassen hin. Palettenweise Milchkäufe waren gestern nur vereinzelt zu beobachten. Stattdessen wurde zu Alternativen gegriffen: Angesichts leerer Aldi-Regale am Hermannplatz in Neukölln wanderte lactosefreie Milch in den Einkaufswagen, oder man griff zu anderen Milchprodukten.

Aber davon kaufen offenbar viele Kunden reichlich. Schuld an der knapper werdenden Milch sind nach Ansicht einiger Discounter nämlich weniger die Boykotte und Blockaden der Milchbauern als die hamsternden Berliner. Das sagt beispielsweise Nicole Dinter, Sprecherin der Discountkette Plus: „Es kann in einzelnen Filialen aufgrund des Kaufverhaltens zu Engpässen kommen. Die versuchen wir mit Ware aus anderen Filialen auszugleichen.“

Falls der Boykott längere Zeit andauere, hält aber auch sie Engpässe für möglich. Um dem entgegen zu wirken, habe man versucht, sich in den Lagern zu bevorraten. Auch Andrea Kübler, Sprecherin von Kaufland, sieht die Verunsicherung der Kunden als Grund für die erhöhte Nachfrage. Man werde alles daransetzen, die Kunden zu versorgen.

Im Bio-Markt LPG in Kreuzberg macht sich der Streik der Milchbauern hingegen bisher überhaupt nicht bemerkbar. „Die Bio-Milchbauern beteiligen sich bislang nicht am Streik“, sagt der Geschäftsführer des Ökodorfs Brodowin nördlich Berlins, Peter Krentz. Sie sympathisierten allerdings mit ihren protestierenden Kollegen, weil der Einkaufspreis der Molkereien für die Bio- Milch an den gesunkenen Preis für konventionelle Milch gekoppelt sei. Der Aufschlag, den sie für die ökologisch produzierte Milch zusätzlich erhalten, betrage noch fünf bis zehn Cent pro Liter. Deshalb sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich märkische Bio-Bauern – wie schon 40 Prozent der Ökolandwirte in Süddeutschland – dem Boykott anschließen.

Ansonsten waren in Brandenburg zwischenzeitlich alle Molkereien blockiert. „Im Laufe des gestrigen Tages wurden aber die meisten Blockaden beendet“, sagte ein Sprecher des brandenburgischen Landesbauernverbandes (LBV). Man wolle das Instrument der Blockade nicht überstrapazieren. Außerdem befürchte man auch, dass sich angesichts der bislang ergebnislos gebliebenen Verhandlungen mit dem Einzelhandel „einzelne Protestaktionen verselbständigen könnten“. Deshalb fand gestern Nachmittag ein Gespräch zwischen LBV, Landwirtschafts- und Innenministerium statt. Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) hatte dazu eingeladen. „Wir wollten Verständnis zwischen Protestlern und Polizei schaffen und so dafür sorgen, dass die Aktionen trotz angespannter Lage friedlich bleiben“, sagte er.

S. Dassler[C. Stollowsky], S. Walter

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false