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Berlin: Baufirmen: Streik kostet bereits Millionen

Im Tarifkonflikt des Baugewerbes haben sich am Montag die Fronten ein wenig gelockert. An zwölf Baustellen rund um den Potsdamer Platz setzten die Arbeiter, die in der Gewerkschaft IG Bau-Agrar-Umwelt organisiert sind, ihren Streik vorübergehend aus.

Im Tarifkonflikt des Baugewerbes haben sich am Montag die Fronten ein wenig gelockert. An zwölf Baustellen rund um den Potsdamer Platz setzten die Arbeiter, die in der Gewerkschaft IG Bau-Agrar-Umwelt organisiert sind, ihren Streik vorübergehend aus. Nach einer Woche Arbeitskampf wolle man ein „Signal“ für die wieder aufgenommenen Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern setzen, sagt IG-Bau-Geschäftsführer Rainer Knerler. Sollte es bis Dienstagabend weiter zu keiner Einigung kommen, werde man den Streik aber wieder aufnehmen.

Dies würde nach Darstellung der Arbeitgeber in absehbarer Zeit ernsthaft die Existenz der betroffenen Baufirmen bedrohen. „Die ersten Unternehmen stehen vor Liquiditätsengpässen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel. Die finanzielle Unterstützung, die bestreikte Unternehmen vom Industrieverband bekämen, reiche „nicht einmal annähernd“ aus, um die Verluste wettzumachen. Die Gesamtschäden durch Terminverzögerungen, unpünktlich verbaute Materialen und drohende Vertragsstrafen gingen für Berliner und Brandenburger Unternehmen schon jetzt in die Millionen, schätzt Wunschel.

Während sich am Beisheim-Center die Kräne gestern wieder drehten, saßen die Arbeiter von anderen Baustellen am Potsdamer Platz im Partyzelt zusammen und warteten auf Nachrichten von der Verhandlungsfront. Um ihre Hälse hingen Trillerpfeifen, auf dem Tisch stand eine Flüstertüte.

Streikleiter Michael Schülzky, Träger eines roten „Wir-kämpfen“-T-Shirts, sagte: „Wenn bis Dienstagabend alles in trockenen Tüchern ist, hören wir auf. Sonst streiken wir ab Mittwoch auch am Beisheim-Center wieder.“ Den meisten gehe es weniger um die Einkommenserhöhung als um den Kampf gegen die Einführung der Arbeit am Sonnabend und den Wegfall von Zusatzleistungen wie Fahrgeldern. „Angenommen, die Arbeitgeber würden alle ihre Wünsche durchkriegen, hätten wir Einbußen von 25 Prozent.“ Dass die Bauleute mit dem Streik ihre eigenen Firmen ruinieren, glaube er nicht. Außerdem seien andere schuld an der Misere: etwa die öffentliche Hand, die oft erst mit einem Jahr Verspätung zahle. Die vom Land befürchtete Ausdehnung der Streiks auf Lehrter Bahnhof und Olympiastadion sei noch kein Thema, sagte Schülzky. Aber das könne sich auch schnell ändern. Und eigentlich gefalle ihm die Idee, fügte er lächelnd hinzu.lvt / obs

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