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Ob und wenn ja wann die Lücke in der East Side Gallery geschlossen wird, ist noch immer unklar.

© dpa

Baugenehmigung an der East Side Gallery: Kompromiss mit Lücke

Nun wurde auch für das zweite Bauprojekt an der East Side Gallery, den Hotelriegel, eine Baugenehmigung erteilt. Ein Gesamtpaket zur Schließung der Mauerlücke wurde jedoch noch nicht vereinbart. Damit ist genau die Situation eingetreten, die vermieden werden sollte.

Ein Jahr nach den heftigen Protesten an der East Side Gallery kommt Bewegung in die zähen Verhandlungen mit den Investoren – allerdings etwas anders, als vom Senat eigentlich angestrebt. Für den 130 Meter breiten Hotelriegel „Living Waterfront“ ist eine Baugenehmigung erteilt worden. Das bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Der israelische Investor darf das Hotel einige Meter höher bauen als ursprünglich geplant. Damit wurde eine der Bedingungen für den Kompromiss zur Schließung einer Lücke im Mauerdenkmal erfüllt.

Eine Gesamtlösung ist dagegen weiterhin offen. Mit dem Bauherren des benachbarten Wohnturms „Living Levels“, Maik Uwe Hinkel, gibt es noch keine Vereinbarung. Sein Sprecher Jürgen Scheunemann erklärte: „Wir sind weiterhin in Gesprächen mit Bezirk und Senat und versuchen, alle Details zu klären.“

Damit ist genau die Situation eingetreten, die bei den Verhandlungen am Runden Tisch zwischen Bauexperten des Senats und den Investoren unter Federführung der Senatskanzlei vermieden werden sollte: Beide Bauherren haben eine rechtsgültige Baugenehmigung, ohne dass ein Gesamtpaket zur Schließung der Mauerlücke vereinbart werden konnte.

„Schmierentheater der Berliner Stadtentwicklung- und Kulturpolitik“

Lutz Leichsenring, der vor einem Jahr das Protestbündnis gegen die Maueröffnung mitorganisiert hatte, spricht von einem „Schmierentheater der Berliner Stadtentwicklung- und Kulturpolitik“. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der im März 2013 eine Kompromisslösung mit den Investoren angekündigt hatte, sei mit seinem Krisenmanagement gescheitert.

Ähnlich sieht es Hans Panhoff (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain- Kreuzberg. Er hatte den Bauantrag des Hotelriegels wegen der zusätzlichen Geschosse abgelehnt. Daraufhin legte der Investor Widerspruch bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein. Offenbar wurde der Antrag nun auf Betreiben der Senatskanzlei positiv beschieden. Technisch sei es möglich, beide Grundstücke über eine gemeinsame Zufahrt zu erschließen, hieß es schon im Dezember. Alles hänge an der Zustimmung Hinkels. Doch die steht weiter aus.

„Wir gehen davon aus, dass Herr Hinkel zu seiner Zusage vom vergangenen Sommer steht und die neue Mauerlücke nach Bauabschluss wieder schließt“, sagte Senatssprecher Richard Meng. Allerdings braucht man auch die Bereitschaft des Bezirks, den städtebaulichen Vertrag zu korrigieren, in dem die Öffnung der Mauer für die Erschließung des Wohnhochhauses ausdrücklich vereinbart worden ist.

Wann wird was gebaut?

Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es beim Brandschutz immer noch offene Fragen. Der Platz hinter der East Side Gallery und zwischen den Baustellen ist eng. Ursprünglich waren die Wendeflächen für Feuerwehrfahrzeuge an den äußeren Gebäudeseiten eingeplant, nun muss zwischen den Gebäuden eine Lösung gefunden werden. Auch für eine gemeinsame Zufahrt reicht der Platz eigentlich nicht aus.

Die Bauarbeiten des Wohnhochhauses Living Levels sind bereits in der neunten Etage angekommen. Der Rohbau mit 14 Etagen und 63 Metern Gesamthöhe soll im April fertig sein, ein Jahr später sollen die Wohnungen dann bezugsfertig sein. Der Verkauf der Wohnungen sei noch nicht abgeschlossen, heißt es. Wann der Bau des benachbarten Hotelriegels beginnt, ist unklar. Das Architekturbüro Eller und Eller, das den Wettbewerb für das Vorhaben gewonnen hatte, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Hotelriegel soll sieben reguläre Geschosse erhalten, die Traufhöhe liegt bei 26 Metern. Zusätzlich wurden Staffelgeschosse genehmigt, also etwas zurückgesetzte Stockwerke, die den Bau auf 33 Meter bringen. Nach unbestätigten Angaben wurde außerdem festgelegt, dass die Feuerwehr im Ernstfall die benachbarte Parkfläche nutzen darf.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat sich inzwischen mit den Gegnern der Bauvorhaben solidarisiert. Die monieren seit langem, dass die East Side Gallery vor den hohen Neubauten wie ein Gartenmäuerchen wirken werde.

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