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Blühende Landschaft. Nach dem Willen des Investors sollen am 1.Dezember Bagger auf das Wertheim-Areal rollen. Nun klagen aber die Nachbarn gegen die Pläne.

© Kai-Uwe Heinrich

Baulärm: Nachbarn klagen gegen Neubau am Leipziger Platz

Die Anwohner am Leipziger Platz fürchten zu viel Krach. Nun soll das Verwaltungsgericht das 400-Millionen-Euro-Projekt auf dem Wertheim-Areal stoppen.

Gegen die spektakulären Baupläne auf dem früheren Wertheim-Areal am Leipziger Platz haben drei Eigentümer benachbarter Grundstücke Klage eingereicht. Die Unternehmer streben die Aufhebung des Bauvorbescheides zugunsten des Projektes an, der vom Bezirk Mitte erlassen worden war. Ursprünglich sollte der Grundstein für das über 400 Millionen Euro teure Quartier bereits im April gelegt werden. Die dazu nötige rechtskräftige Baugenehmigung ist bis heute aber noch nicht erteilt worden. Die gerichtliche Auseinandersetzung droht, das Projekt weiter zurückzuwerfen.

Der Sprecher des Berliner Verwaltungsgerichtes Stephan Groscurth bestätigte auf Anfrage, dass „drei Kläger die Aufhebung des Bauvorbescheides beantragt haben“. Rechtsanwalt Michael Schultz, der zwei der Kläger vertritt, sagte: „Wir sind sicher, dass der Bebauungsplan fehlerhaft ist.“ Da der Bebauungsplan noch nicht festgesetzt ist, habe man vorsorglich gegen den Bauvorbescheid geklagt, der auf dessen Grundlage erstellt wurde.

Der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Mathias Gille sagte, dass alle planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Start des Neubaus am Leipziger Platz vorliegen. Der zuständige Baustadtrat des Bezirks Mitte Ephraim Gothe sagt: „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Erteilung der Baugenehmigung“. In rund acht Wochen sei mit deren Erteilung zu rechnen. Weder Gothe noch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung rechnen damit, dass das Projekt noch gestoppt werden könnte. Die Kläger besitzen Liegenschaften an der Voßstraße, über die Baufahrzeuge auf das Wertheim-Areal geleitet werden sollen. Über die Voßstraße wird später auch der Lieferverkehr rollen, der die rund 200 Läden und Geschäfte in dem geplanten Einkaufszentrum versorgen soll.

Bei den Klägern handelt es sich um die Besitzer von Plattenbauten, eines Parkplatzes sowie um den Eigentümer der Grünanlage, unter dem ein Bunker aus der NS-Zeit liegt. Die drei Anlieger hatten bereits zuvor Widerspruch gegen den Bauvorbescheid eingelegt. Der Widerspruch war aber vom Bezirk Mitte zurückgewiesen worden.

Die Firma High Gain House Investments von Harald G. Huth, die die Pläne für das Wertheim-Areal am östlichen Rand des Leipziger Platzes betreibt, will dem Vernehmen nach möglichst noch Ende des Jahres mit dem Bau beginnen. Nach Tagesspiegel-Informationen ist sie bereits dabei, mit zwei der drei Nachbarn Vereinbarungen zu treffen.

In der Branche ist weiter zu hören, dass einer der Nachbarn sich die Zustimmung zu dem Projekt mit einer knapp zweistelligen Millionen-Zahlung von dem Investor erkaufen lassen will. Huth selbst soll angeboten haben, drohende Mietausfälle zu übernehmen, die auf den Baulärm zurückzuführen sind. Auch der Einbau von neuen Schallschutzfenstern sei im Gespräch. Dadurch wären die Anwohner auch in Zukunft vor dem Lärm von Lieferfahrzeugen geschützt, die über die Voßstraße die künftigen Läden und Geschäfte im Einkaufszentrum versorgen sollen.

Analysten des Immobilienmarktes von Bulwien Gesa zählen den Neubau am Leipziger Platz zu den zurzeit wichtigsten Projekten in Berlin überhaupt. Auf einer Gesamtfläche von 89 000 Quadratmetern entstehen ein Vier-Sterne-Hotel, Büroflächen, 160 Wohnungen und 760 Stellplätze. Außerdem wird das rund um die Uhr geöffnete Quartier mit einer Verkaufsfläche von 36 000 Quadratmetern dem Potsdamer Platz Konkurrenz machen, glauben Marktexperten – 70 Prozent der Läden sollen vermietet sein.

Ursprünglich sollte im April der Grundstein für den Neubau gelegt werden. Bei einer Bauzeit von rund drei Jahren wäre das Quartier im Herbst 2012 fertig geworden. Nun will Entwickler Huth ab 1. Dezember die Bagger rollen lassen, um im Sommer 2013 das neue Quartier eröffnen zu können.

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