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Baumschutz: Miniermotten sind jetzt Meisenfraß

Die Natur ist immer wieder für Überraschungen gut. In diesem Jahr picken Meisen die Larven der Miniermotte direkt aus den Blättern von Kastanien. Doch diese Abwehr genügt nicht.

Die Natur ist immer wieder für Überraschungen gut. So haben die Experten des Pflanzenschutzamtes Berlin zufällig einen neuen Killer der Miniermotte entdeckt. „Uns ist aufgefallen, dass in diesem Jahr die Meisen die Larven des Schmetterlings direkt aus den Blättern picken“, sagt Barbara Jäckel vom Pflanzenschutzamt. Allein, diese Abwehr genügt nicht. Deswegen unternimmt das Amt jetzt weitere Versuche mit einem noch effektiveren Fraßfeind – der Erzwespe – und hat zudem etliche Straßenbäume auch in Neukölln mit Pflanzenschutzmittelpflastern bestückt. Die 48 000 weiß blühenden Kastanien sind in diesem Jahr aber weit weniger befallen als etwa in den Negativrekordjahren 2006 und 2003. „In der Innenstadt sind die Bäume bis zu 40 Prozent weniger geschädigt als vergangenes Jahr“, sagt Jäckel.

Das liegt zum einen am Blätterfegeeinsatz der BSR und von Freiwilligen im vergangenen Herbst. Aber auch am sehr milden Winter. „Da sind die Pupppen mal eingefroren, mal aufgetaut. Das hat sie viel Energie gekostet, so dass weniger durch den Winter kamen.“ Gute Nachichten gibt es auch für die Linden: Bei Wolliger Napfschildlaus und Lindenwickler stagniert die Population.

Doch die Biologen entdecken immer neue Schädlinge und Krankheiten in der Stadt, vor allem infolge der Erderwärmung. So sind Platanen von „Massaria“ betroffen, das heißt, die Bäume bilden Totholz und „die Äste drohen dann bei Sturm herunterzubrechen“. Diese Krankheit tauchte jetzt erstmalig im Berliner Raum auf, sagt Barbara Jäckel; Massaria kam aus den USA über Südeuropa hierher. Ähnlich verhält es sich mit dem Traubenwickler, auch das ein neuer eingewanderter Schädling. Die Maden in den Trauben schädigen die Pflanze und verderben so manchem Hobbywinzer die Laune.

In diesem Jahr leiden viele Pflanzen wegen des verregneten Sommers an Pilzkrankheiten, Mehltau ist überall auf Blättern zu sehen. Zudem fressen sich wieder zunehmend Nacktschnecken durchs Grün; Gartenbesitzer können wegen der Kraut- und Braunfäule keine Tomaten ernten, die Pflanzen gehen einfach ein.

Die Nässe kommt einem anderen Plagegeist zugute, der derzeit vielen Ausflüglern den Badeausflug vermiest und Grillpartys sprengt: den Mücken. In den nächsten Tagen wird eine neue Population schlüpfen. Anders als bei der Miniermotte kam der milde Winter den Stechinsekten sehr zupass, da konnten viele Tiere überleben, sagt Insektenkundler Otfried Woelky. Besonders gern saugen die Insekten Blut bei jenen Menschen, die stark schwitzen – im Schweiß ist viel Milchsäure enthalten, das mögen Mücken. Deswegen hilft es, sich lieber einmal zu viel als zu wenig zu waschen. Außerdem: langärmelige Kleidung tragen, Anti-Mücken-Lotion verwenden. Manche Berliner schlafen sogar schon – wie sonst nur im Urlaub – unterm Moskitonetz. kög

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