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Dieses Modell der Gewerbebauten auf der Truman Plaza sei noch vorläufig, heißt es vom Investor.

© promo

Bauprojekt in Zehlendorf: Auf der Truman Plaza rollen bald die Bagger

Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf erklärt die Planreife für den ersten Bauabschnitt der Truman Plaza in Zehlendorf. Anwohner kritisieren das Eilverfahren mit eingeschränkter Bürgerbeteiligung.

Eine Luxuswohnsiedlung um einen künstlichen See, Läden und ein Gesundheitszentrum – die Arbeiten für dieses seit Jahren umstrittene Bauprojekt auf der Truman Plaza in Dahlem könnten Anfang Oktober beginnen. Damit rechnet der Leiter der Projektentwicklung beim Investor Stofanel, Bernd Neuendorf, aufgrund eines Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf: Mit den Stimmen der CDU und Grünen hat die BVV die „Planreife“ für den ersten Bauabschnitt mit Gewerbe erklärt. Bevor die Baugenehmigung erteilt wird, muss noch ein städtebaulicher Vertrag mit dem Bezirk geschlossen werden. Nach Auskunft des kommissarischen Baustadtrats Norbert Schmidt (CDU) wird der bereits ausgehandelte Vertrag derzeit vom Rechtsamt überprüft, ein Baustart im Oktober sei durchaus möglich.

Die Truman Plaza zwischen Clayallee, Hüttenweg und Argentinischer Allee ist als ehemaliger Platz des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes bekannt, das in die Nähe des Hauptbahnhofs umziehen musste. Früher stand auf der heutigen Brache ein Einkaufszentrum der US-Armee, deren einstiges Berliner Hauptquartier gegenüber an der Clayallee liegt. Auch dort ist Wohnungsbau geplant, während das nahe Gelände des einstigen Krankenhauses Oskar-Helene-Heim zum medizinischen Zentrum werden soll.

Bewohner der denkmalgeschützten Bruno-Taut-Siedlung , die im Verein „Papageiensiedlung“ organisiert sind, wehren sich dagegen, wie stark die Truman Plaza gewerblich genutzt werden soll. Ein geplanter Reichelt-Supermarkt mit 1700 Quadratmetern Fläche und ein 400 Quadratmeter großer Biomarkt bedrohten die Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte sowie Geschäfte in Zehlendorf-Mitte, glauben Vereinsmitglieder wie der ehemalige Potsdamer Stadtbaudirektor Richard Röhrbein. Auch städtebaulich ist das Projekt den Anwohnern ein Dorn im Auge: Sie lehnen ein sechsstöckiges Haus für Arztpraxen und Wellness an der Ecke Argentinische Allee sowie einen 240 Meter langen Gebäuderiegel an der Clayallee ab. Beides passe nicht zum typischen Ortsbild mit niedrigen Häusern und freistehenden Villen.

Das beschleunigte Bebauungsplanverfahren hält der Verein für einen „wahrscheinlichen Rechtsbruch“, weil die übliche zweite Stufe der Bürgerbeteiligung entfalle. Gedacht seien solche Eilverfahren nur für weitestgehend unstrittige Projekte, die keine negativen Folgen haben – und davon könne bei der Truman Plaza keine Rede sein. Zum Abschluss der Bürgerbeteiligung seien mehr als 200 Einwendungen ohne nennenswerte Folgen in die „einseitig auf den Investor zugeschnittenen“ Abwägungen eingeflossen.

Städtebaulich habe sich „nichts geändert“, heißt es auch von Stofanel. Nun hofft der Bürgerverein, dass die Stadtentwicklungsverwaltung eingreift – denn sie muss die Planreife bestätigen. „Es wird eine Überprüfung geben“, bestätigte Sprecherin Petra Rohland.

Nur die SPD lehnte die vorzeitige Planreife für die Geschäftsneubauten ab, obwohl sie das Projekt an sich befürwortet; die FDP enthielt sich der Stimme. SPD-Fraktionschef Michael Karnetzki forderte, eine von Stofanel in Auftrag gegebene Einzelhandelsstudie durch ein „unabhängiges Zweitgutachten überprüfen zu lassen“. Ladenflächen könnten „gegebenenfalls etwas kleiner“ werden. Die Stadtentwicklungsexpertin der Grünen, Maren Schellenberg, gibt rückblickend zu, dass man „die Bürger früher hätte informieren sollen“.

Derzeit verlegt Vattenfall Fernwärmerohre auf der Truman Plaza. Nach dem Baubeginn werde die Fertigstellung der Gewerbebauten rund 15 Monate dauern, schätzt Stofanel-Manager Neuendorf. Die Luxuswohnhäuser sollen erst ab dem Frühjahr 2012 entstehen und könnten im Sommer 2013 fertig werden.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.stofanel.com

www.papageiensiedlung.de

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