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Am Sonntag fand die erste Baustellen-Führung statt

© Kitty Kleist-Heinrich

Baustellenführung beim Humboldt-Forum: Besucher dürfen erstmals das Schloss erkunden

Premiere im Rohbau des Humboldt-Forums: Besucher können nun auf Führungen die Baustelle erkunden. Zu sehen gibt es viel – vor allem Beton.

Eigentlich ist Peter Klepper skeptisch gegenüber moderner Architektur. Aber die Frage, was einmal mit dem Berliner Schloss passieren wird, beschäftigt den pensionierten Geschichtslehrer schon seit der Wiedervereinigung. Heute steht er in Sicherheitsschuhen, gelber Warnweste und Schutzhelm auf dem Kopf zwischen Pfützen auf dem Eosanderhof und staunt. „Ganz schön viel Beton“, stellt er fest und lacht.

Tatsächlich sieht man auf der Schlossbaustelle vor allem eins: grauen Beton auf grauem Beton. Im Inneren stapeln sich Wärmedämmplatten und Kalkstein und warten darauf, verlegt zu werden. Doch am Sonntagmorgen ruhen die Maschinen auf der Schlossbaustelle. Zum ersten Mal seit Baubeginn dürfen sich 15 Besucher im Schlossrohbau umsehen. Vom Lustgarten gegenüber wehen Seifenblasen und Dudelsack-Musik herüber.

Künftig soll sich das bunte Berliner Leben auch hier im Schloss abspielen. Das erklärt der Sprecher Stiftung Berliner Schloss Bernhard Wolter, der die erste Führung zusammen mit Thomas Reuter, einem externen Ansprechpartner, leitet.

Berlins Treffpunkt der Zukunft

Die Schlosspassage und der angeschlossene Schlüterhof sind das öffentliche Herzstück des Berliner Schlosses. Glaubt man dem italienischen Schlossarchitekten Franco Stella, dann sollen sie einmal die Uffizien von Berlin werden. „Der Schlüterhof wird der erste geschlossene Stadtplatz in Berlin sein, der für die Öffentlichkeit Tag und Nacht begehbar ist. Das wird einmal der Treffpunkt in Berlin“, sagt Wolter.

„Ich kann mir gut vorstellen, hier den Tag zu verbringen“, sagt auch die Besucherin Bianca Perle-Ferone, gebürtige Italienerin, die seit 14 Jahren in Berlin wohnt. Zusammen mit ihrem Ehemann unterstützt sie den Schlossbau mit Spenden und ist froh, endlich zu sehen, was mit den Spenden alles geschaffen wird. Damit sich die Besucher besser vorstellen können, wo die Berliner einmal zwischen den wiederhergestellten Barockfassaden flanieren und ihren Kaffee trinken werden, hat Reuter eine große Mappe mit bunten Illustrationen mitgebracht.

Viele Berliner müssen noch überzeugt werden

Noch sind die Wände, die später einmal Raum für Kino, Kunst und Kultur bieten sollen, nackt und roh. Doch die Botschaft, die das Gebäude transportieren soll, kommt bei den Teilnehmern der Führung an: Hier entsteht ein Schloss, das für die Öffentlichkeit da ist. „Das Konzept scheint zu stimmen“, findet Cornelia Klepper, die zusammen mit ihrem Mann hier ist. Die Berlinerin war von Anfang an von der Rekonstruktion des Schlosses überzeugt: „Aber ich glaube bei vielen anderen, muss die Akzeptanz erst noch geschaffen werden.“ Deshalb könne es ruhig noch mehr dieser Touren geben. „Die Berliner interessiert doch was hier passiert“, sagt Klepper. Besichtigungen der Schlossbaustelle finden von nun an zwar zwei Mal täglich jeden Sonntag statt. Die Eintrittskarten sind jedoch bis zum Richtfest im Juni ausgebucht.

Besucher können nun auf Führungen die Baustelle erkunden.
Besucher können nun auf Führungen die Baustelle erkunden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Man wolle zwar bescheiden sein bei der Berliner Schloss-Stiftung, aber bislang habe eben alles gut geklappt, freut sich Sprecher Bernhard Wolter. Ob denn die Pläne für eine Berlin-Ausstellung, für die sich der Regierende Bürgermeister kürzlich aussprach, nicht vielleicht doch mehr Zeit und Geld koste, will eine Besucherin zum Schluss noch wissen. Michael Müller hatte im März angekündigt, 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zu nutzen, um Berliner Geschichte zu zeigen. „Grundsätzlich ist das keine schlechte Idee“, sagt Wolter. Und solange am Rohbau nichts mehr verändert werde, entstünden auch keine höheren Kosten.

Geschichtslehrer Klepper ist zufrieden: „Endlich mal ein Berliner Bau, der im Zeitplan liegt.“ Und wenn der Beton erst hinter der historischen Fassade verschwinde, sei das Schloss eine gute Mischung aus alt und neu.

Die Schlossbaustelle auf einen Blick

DIE NÄCHSTEN TERMINE

Am 12. Juni feiert das Humboldtforum genannte Berliner Schloss Richtfest. Am 13. und 14. Juni folgen Tage der offenen Tür. 2018 soll mit dem Aufbau der Ausstellungen begonnen werden. Die Eröffnung ist für 2019 geplant. 590 Millionen Euro soll der Bau kosten, 32 Millionen trägt das Land Berlin. Eingeplant sind außerdem 80 Millionen Privatspenden für die Barockfassade.

WO ES TICKETS GIBT

Führungen finden immer sonntags um 11 und 13 Uhr statt, sie dauern je 90 Minuten. Karten kosten 18 (ermäßigt 12) Euro. Viele Führungen sind schon ausgebucht, für wann es noch Tickets gibt, erfahren Sie in der Humboldtbox an der Baustelle und online hier: www.sbs- humboldtforum.de.

Luisa Jacobs

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