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Noch eine Problembaustelle: Die Staatsoper Unter den Linden.

© dpa

Bauverzögerungen: Staatsoper, nächster Akt

Nicht nur unvorhersehbare Probleme, nein, auch die Ignoranz von Planern und Verwaltung scheint die Sanierung der Staatsoper zu verzögern: Die Probleme am Bühnenturm sollen seit 2001 bekannt gewesen sein, doch offenbar hat niemand auf die Gutachter gehört.

Am Montag wird sich der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses mit den massiven Problemen bei der Sanierung der Staatsoper auseinandersetzen. Es gibt neue Vorwürfe: So sollen die zeitlichen Verzögerungen offenbar nicht nur durch unvorhersehbar aufgetretene Bauprobleme entstanden sein. Auch die Ignoranz von Planern und Verwaltung gegenüber gutachterlichen Warnungen hat nach einem Bericht des „Deutschlandradios“ dazu beigetragen, dass der Bau voraussichtlich später fertig wird als geplant. So sollen die Schwierigkeiten, die beim Anheben des Bühnenturmes um vier Meter auftraten, vom Berliner Architekten Gerhard Spangenberg schon 2001 in einem Gutachten vorausgesagt worden sein. Der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion Michael Arndt sagte am Sonnabend, es dränge sich „der Verdacht auf, dass einfach weggeschaut wurde.“ Der Vorwurf müsse in den Kultur- und Bauauschüssen „intensiv überprüft werden.“

Die Grundsanierung des 1743 eröffneten Knobelsdorff-Baus hatte im Herbst 2010 begonnen und sollte nach den ehrgeizigen Plänen des Senats 2013 abgeschlossen sein. Inzwischen geht man aber von einer verspäteten Fertigstellung bis 2015 aus, was Fachleute von Anfang an prophezeit hatten. Skeptiker erwarten sogar weiteren Verzögerungen bis 2017.

Der Grund waren laut Senatsbauverwaltung vor allem „unerwartete Probleme“ im Baugrund sowie am Bühnenturm, dessen Erhöhung die Akustik verbessern soll. In 17 Metern Tiefe gefundene Holzpfähle der einstigen Wallanlagen verkomplizierten die Abdichtung der Baugrube. Und als man das Dach des Bühnenturms wegnahm, drohte das Bauwerk einzustürzen. Dies hatte Architekt Spangenberg offenbar vorausgesagt, als er 2001 im Senatsauftrag einen Befundbericht, quasi die Krankenakte der Oper, vorlegte. Er habe darauf hingewiesen, dass der Bau und seine Stahlträger bei Bombentreffern im Zweiten Weltkrieg ausglühten und instabil seien. Bauverwaltung und Spangenberg waren am Sonnabend nicht zu erreichen. Spangenberg hat in Berlin unter anderem die Treptowers und das Radialsystem geplant.

Die Opernsanierung hat sich durch die Verzögerungen um 46 Millionen Euro auf insgesamt 288 Millionen Euro verteuert. Hinzu kommt, dass im Ausweichquartier Schillertheater wegen der begrenzten Platzzahl selbst bei kompletter Auslastung jährlich rund vier Millionen Euro Verlust auflaufen.

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